Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, hat das Vorgehen der israelischen Streitkräfte im Libanon verteidigt. „Die militärische Führung der Hisbollah hat nur eines im Sinn: die Vernichtung Israels“, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Jeder, der Israel vernichten will, ist für uns ein legitimes Ziel.“
Zu den massenhaften Explosionen von Kommunikationsgeräten, bei denen mutmaßlich auch Kinder getötet wurden, sagte Prosor, er könne nicht kommentieren, was passiert ist. „Eines ist klar: Nur Mitglieder der Hisbollah hatten die Möglichkeit, an diese Geräte zu kommen“, sagte er. Und Mitglieder der Hisbollah seien grundsätzlich legitime Ziele.
„Wir verteidigen uns gegen 50.000 Terroristen im Süden des Libanon“, so Prosor. „Die Hisbollah hat mehr Feuerkraft als manche Nato-Staaten – keine andere nichtstaatliche Gruppe hat so ein Arsenal.“ Der Botschafter verwies auf Resolution 1.701 des UN-Sicherheitsrats, wonach sich die Hisbollah nicht südlich des Litani-Flusses aufhalten dürfe. „Die Hisbollah hält den Libanon im Würgegriff – und niemand unternimmt etwas“, kritisierte er. „Daher wird Israel dafür sorgen, dass sich die Hisbollah über den Litani-Fluss zurückzieht.“
Israel werde täglich von der Hisbollah aus dem Libanon beschossen, sagte der Botschafter. „Wir haben 80.000 Flüchtlinge in unserem eigenen Land. Im Norden Israels sind Geisterstädte entstanden. Kirjat Schmona, Metulla, Manara – niemand ist da. Wir wollen Ruhe, damit die Menschen in ihre Häuser zurückkehren können“, so Prosor.
Prosor: „Arabisches Quartett“ soll Palästinenserstaat schaffen
Der israelische Botschafter in Berlin, Ron Prosor, hat einen Weg zu einer Friedensordnung nach dem Krieg aufgezeigt. „Ich bin der Überzeugung, dass die pragmatischen Staaten im Nahen Osten – Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, Jordanien, Ägypten – direkt beteiligt werden müssen“, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe weiter. „Wir brauchen ein arabisches Quartett für eine Friedenslösung.“
Diese Staaten müssten die Verantwortung dafür übernehmen, dass „im Gazastreifen ein demokratischer palästinensischer Staat entsteht“. Israel werde „nie wieder einen Terrorstaat in unserer unmittelbaren Nachbarschaft dulden“, erklärte der Botschafter.
Deutschland könnte sich Prosor zufolge an der Deradikalisierung der palästinensischen Bevölkerung beteiligen. „Es geht um politische Bildung – angefangen in den Schulen“, sagte er. Bisher würden keine Geistesgrößen wie Einstein oder Marie Curie als Vorbilder gezeigt, sondern Terroristen wie Dalal Mughrabi, die 1978 an der Ermordung von 38 Israelis beteiligt gewesen sei. „Gerade Deutschland kann einen großen Beitrag bei der Deradikalisierung leisten – und auf eigene Erfahrungen bei der Entnazifizierung nach 1945 zurückgreifen.“ Einen Neuanfang könne es nur ohne die Hamas und ihre Ideologie geben.
Knapp ein Jahr nach dem Oktober-Massaker habe Israel 85 Prozent der terroristischen Streitkräfte im Gazastreifen beseitigt. „Aber noch immer sind 101 Geiseln in den Händen der Hamas“, sagte Prosor. „Wenn die Geiseln freigelassen werden, können wir morgen einen Waffenstillstand haben. Dieser Krieg wird nicht enden, bevor die Geiseln wieder in Israel sind.“
Israel habe in dem Krieg „nie gezielt Zivilisten getötet – im Gegensatz zu Hamas und Hisbollah“, behauptete der Botschafter. „Wenn Zivilisten ums Leben kommen, dann deshalb, weil die Hamas sie als Schutzschilde missbraucht. Schulen, Moscheen und Krankenhäuser werden für den Krieg genutzt.“ Prosor verwies auf die israelischen Verluste im Gazastreifen und nannte eine neue Zahl. Seit Kriegsbeginn seien 715 Soldaten und Offiziere gefallen. +++