Pressearbeit ein Instrument für Glaubwürdigkeit, Sichtbarkeit und Vertrauen

Wenn redaktionelle Inhalte Gefahr laufen, nicht mehr als solche erkannt zu werden

In der täglichen Zusammenarbeit mit Medien erhalten Unternehmen immer häufiger E-Mails mit dem Inhalt: „Ihre Pressemitteilung können wir nur gegen Zahlung veröffentlichen.“ Was auf den ersten Blick wie ein praktisches Angebot erscheint, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als problematische Entwicklung. Denn Pressearbeit ist mehr als nur bezahlte Öffentlichkeitsarbeit mit scheinbarer Reichweite – sie ist ein Instrument für Glaubwürdigkeit, Sichtbarkeit und Vertrauen.

Pressearbeit ist keine Werbung – und sollte auch nicht so behandelt werden

Natürlich wissen wir aus eigener Erfahrung, dass Medienhäuser für redaktionelle Arbeit Ressourcen benötigen. Doch Pressemitteilungen sind keine Advertorials, auch wenn sie manchmal danach aussehen oder dafür gehalten werden können. Pressemitteilungen gehören in der redaktionellen Berichterstattung berücksichtigt; und das unabhängig von finanziellen Interessen. Wer gezielt Aufmerksamkeit erzeugen möchte, setzt auf klassische Anzeigenformate oder aufmerksamkeitsstarke Advertorials im großzügigen Großanzeigenformat – individuell gestaltet und wirkungsvoll platziert. Pressearbeit hingegen sollte frei von Zahlungen bleiben, um ihre Glaubwürdigkeit zu erhalten und die redaktionelle Unabhängigkeit der Medien zu respektieren.

Bezahlte Veröffentlichungen erzeugen ein Trugbild

Es gibt noch viele Redaktionen die Pressemitteilungen ausschließlich auf journalistischer Basis verarbeiten und veröffentlichen. Dies ganz ohne Bezahlmodell, sofern sie noch nicht gegen Bezahlung an anderer Stelle veröffentlicht sind. Aus gutem Grund: Bezahlte Veröffentlichungen erzeugen ein Trugbild. Unternehmen, die sich auf solche Formate einlassen, laufen Gefahr, ihre Seriosität zu untergraben. Gleichzeitig verlieren Medien, die auf solche Modelle setzen, ihre Unabhängigkeit und damit das Vertrauen ihrer Leserschaft.

Unser Fazit: Qualität statt Quoten

Als Unternehmen stehen Sie vor einer wichtigen Entscheidung: Möchten Sie mit Inhalten überzeugen – oder mit Zahlungen? Wir sind überzeugt: Nur wer auf echte Relevanz und journalistische Qualität setzt, wird auch nachhaltig wahrgenommen. Deshalb vertreten wir eine klare Haltung: Keine bezahlten Presseveröffentlichungen. Stattdessen: glaubwürdige Inhalte mit echtem Mehrwert. +++ norbert hettler


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4 Kommentare

  1. Die Medienlandschaft in Osthessen wird von einigen Beobachtern als wenig vielfältig wahrgenommen. Besonders kritisch wird angemerkt, dass lokale Berichterstattung häufig den Eindruck erweckt, eher PR-Charakter zu haben, als unabhängigen Journalismus zu leisten. Dabei wird insbesondere eine einseitige Nähe zu politischen Akteuren – etwa aus dem CDU-Umfeld – bemängelt.

    Ein weiteres häufiges Thema ist die Dominanz bestimmter Personen in der öffentlichen Berichterstattung. Statt kritischer Auseinandersetzungen oder tiefergehender Analysen dominieren oft Fotostrecken mit den immer gleichen Gesichtern bei gesellschaftlichen Anlässen. Dies kann bei Teilen der Bevölkerung den Eindruck erwecken, dass es weniger um Information und Aufklärung geht, als um Repräsentation und Imagepflege.

    Lokaljournalismus erfüllt in meinen Augen jedoch eine zentrale demokratische Funktion: Er soll Missstände aufdecken, Debatten anstoßen und eine breite Vielfalt an Meinungen und Perspektiven sichtbar machen. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, braucht es mediale Unabhängigkeit, journalistische Neugier und eine kritische Distanz zu Machtstrukturen – auch und gerade auf regionaler Ebene. In Fulda und Umgebung leider Fehlanzeige. Eine Region von Selbstdarstellern.

  2. Was sich da mancherorts abspielt, ist für mich nichts weniger als ein journalistischer Offenbarungseid. In Osthessen behandeln einige Redaktionen Pressemeldungen mittlerweile so, als wären es Anfragen zur Werbeschaltung – ich habe das alles selbst erlebt.

    Wer Unternehmens-PR nur noch gegen Bezahlung und ohne jede journalistische Prüfung veröffentlicht, hat den Anspruch des Berufsstandes aufgegeben. Solche Akteure sollten ehrlich sein: den Presseausweis abgeben, den Titel „Journalist“ streichen und fortan als Anzeigenverkäufer auftreten.

    Ich sage unmissverständlich Nein zu diesen Praktiken. Sie zerstören Vertrauen, sägen an der Glaubwürdigkeit und verraten den Anspruch eines freien, kritischen Journalismus. Und ich hoffe, viele Kolleginnen und Kollegen sagen ebenfalls: Es reicht.

  3. Sehr geehrter Herr Hettler,
    in vielen Printmedien sind PR-Artikel von Firmen nicht gekennzeichnet und als solche zu erkennen. Mitunter werden Redaktionsmitglieder zu Betriebsbesuchen eingeladen und erhalten dabei von der Presseabteilung der Firma einen vorgefertigten Text, in dem sich das Unternehmen ausnahmslos positiv darstellt. So geschehen bei einem Artikel über einen bekannten Versanddienstleister. Ich habe daraufhin die Redakteurin angeschrieben und gefragt, weshalb sie eine solche PR-Meldung im redaktionellen Teil veröffentlichte ohne ihn entsprechend zu kennzeichnen. Antwort: Keine. Der treue Leser, der nicht über entsprechende Insiderwissen verfügt, wird hier praktisch betrogen, weil er annehmen muss, es handele sich um einen neutralen Text der Zeitung.

    • Hallo Herr Herrlich,
      vielen Dank für Ihre Schilderung. Soweit ich weiß, ist diese Praxis nicht nur Ihnen – sondern auch vielen anderen – bereits seit Langem ein Dorn im Auge.

      Was sich derzeit vor allem bei einigen Online-Medien in Osthessen beobachten lässt, wirft berechtigte Zweifel an der journalistischen Unabhängigkeit auf. Die Entscheidung, welche Inhalte als bezahlungspflichtige Werbung gelten und welche als redaktionelle Beiträge durchgehen, scheint immer weniger auf objektiven Kriterien zu beruhen – und stattdessen zunehmend von parteipolitischen oder persönlichen Verbindungen beeinflusst zu sein.

      Besonders augenfällig wird das bei Firmenjubiläen: Während das Ereignis beim einen Unternehmen als werbliche Anzeige gilt, wird ein vergleichbarer Anlass bei einem politisch „passenden“ Betrieb redaktionell gewürdigt. Diese Ungleichbehandlung ist nicht nur inkonsequent – sie ist schlicht nicht hinnehmbar.

      Solche selektiven Maßstäbe beschädigen das Vertrauen in die Medien nachhaltig. Noch schwerer wiegt allerdings das offenkundige Schweigen: Viele erkennen das Problem, doch kaum jemand spricht es offen an. Die Grenze zwischen unabhängiger Berichterstattung und politisch motivierter Gefälligkeit wird dabei zunehmend verwischt. Wer es mit dem Journalismus ernst meint, darf diese Entwicklung nicht einfach hinnehmen.

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