Post-, Kurier- und Expressdienste: Branche boomt dank Onlinehandel

Erwerbstätige um 14 Prozent auf eine halbe Million Personen gestiegen

Die Branche der Post-, Kurier- und Expressdienste boomt, und das nicht nur zur Weihnachtszeit. Doch nicht alle profitieren vom Wachstum: Vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmer der Branche verdienten 2018 mit durchschnittlich 2.826 Euro brutto im Monat gut 1.000 Euro weniger als Durchschnittsbeschäftigte im Produzierenden Gewerbe und Dienstleistungsbereich (3.880 Euro), teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag mit.

Zwar ist im Vergleich zum Jahr 2010 der Bruttomonatsverdienst aller Beschäftigten (Vollzeit-, Teilzeit- und geringfügig Beschäftigte) in der Branche um 14,5 Prozent gestiegen. Er bleibt jedoch hinter der Entwicklung des gesamten Produzierenden Gewerbes und Dienstleistungsbereichs (+22,4 Prozent) zurück. Von den vergleichsweise niedrigen Löhnen sind immer mehr Beschäftigte betroffen: So stieg die Zahl der Erwerbstätigen bei den Post-, Kurier- und Expressdiensten von 2010 bis 2017 um 14 Prozent auf eine halbe Million Personen. Gleichzeitig erwirtschaftete die Branche 2017 eine Bruttowertschöpfung von knapp 17 Milliarden Euro, so das Statistikamt weiter. Dies ist ein Anstieg um 28 Prozent gegenüber 2010. Der Wirtschaftsbereich hatte 2017 einen Anteil von 0,6 Prozent an der gesamten Bruttowertschöpfung in Deutschland. Die Branche der Post, Kurier- und Expressdienste wird von vielen kleinen umsatzschwachen und wenigen großen umsatzstarken Unternehmen dominiert. Allein die 30 umsatzstärksten Unternehmen hatten im Jahr 2017 zusammen mit fast 33 Milliarden Euro einen Anteil von 80 Prozent am gesamten Jahresumsatz (knapp 41 Milliarden Euro) der Branche. Die restlichen der rund 16.000 Unternehmen kamen zusammen gerade einmal auf knapp 8 Milliarden Euro, so das Bundesamt. Befeuert wird der Boom der Branche durch veränderte Kaufgewohnheiten: Die Menschen in Deutschland kaufen immer mehr im Internet ein und bescheren den Online-Händlern wachsende Umsätze. Dies hält auch im Jahr 2019 an. Von Januar bis September set zte der Online-Einzelhandel real (preisbereinigt) 8,8 Prozent mehr um als im Vorjahreszeitraum.

Im Vergleich dazu verläuft die Entwicklung im Einzelhandel in Verkaufsräumen auf einem niedrigeren Niveau: In den ersten neun Monaten dieses Jahres lag der Umsatz im Einzelhandel in Verkaufsräumen nur um 2,2 Prozent über dem Umsatz des Vorjahreszeitraums. Dieser Boom im Online-Einzelhandel sowie das gestiegene Brief- und Paketporto führten zu einem überdurchschnittlichen Preisanstieg für Unternehmen und Haushalte: Von 2015 bis zum zweiten Quartal 2019 stiegen die Preise für Leistungen aus dem Wirtschaftszweig der Post-, Kurier- und Expressdienste um 7,3 Prozent, so die Statistiker weiter. Zum Vergleich: Die Erzeugerpreise für Dienstleistungen insgesamt erhöhten sich um 3,4 Prozent. Was der Online-Handel liefert, steckt meistens in Pappkartons und stellt nicht nur die Post-, Kurier- und Expressdienste vor Herausforderungen, sondern auch die Verpackungsindustrie und die Abfallwirtschaft: Im Jahr 2018 wurden in Deutschland rund 7,1 Millionen Tonnen Schachteln und Kartons aus Wellpapier oder Wellpappe produziert, so das Statistikamt. Im Vergleich zum Jahr 2010 ist das eine Steigerung von 15 Prozent; damals wurden knapp 6,2 Millionen Tonnen hergestellt. Damit erreichte die Produktion in Deutschland einen Höchststand. Das Abfallaufkommen von Papier, Pappe und Kartonagen der privaten Haushalte und der Industrie lag 2017 in Deutschland bei 7,8 Millionen Tonnen und damit höher als die Abfallmenge an gemischten Verpackungen und Wertstoffen (5,7 Millionen Tonnen) sowie die Abfallmenge an Glas (2,6 Millionen Tonnen). 73 Prozent des Abfalls aus Papier, Pappe und Kartonagen gehen auf das Konto der privaten Haushalte, so das Bundesamt. +++