Pokal: Grünwettersbach gelingt die Sensation

Grünwettersbachs Boll-Bezwinger Ricardo Walther Fotograf: Friedrich Haubner

Der ASV Grünwettersbach wirft völlig überraschend Titelverteidiger Borussia Düsseldorf aus dem Pokal und steht damit als letzter Teilnehmer des Liebherr Pokal-Finales 2018/19 fest. Dort trifft die Mannschaft am 5. Januar auf den SV Werder Bremen, der sich bereits am Dienstag für das Final-Four-Turnier in der ratiopharm arena Ulm/Neu-Ulm qualifiziert hatte. Im zweiten Halbfinale stehen sich der TTC Zugbrücke Grenzau und die Lokalmatadore der TTF Liebherr Ochsenhausen gegenüber.

Um exakt 22.16 Uhr stand das Tischtenniszentrum im Karlsruher Stadtteil Grünwettersbach Kopf. Unter den ausgelassenen Jubel der heimischen Zuschauer dürfte sich jedoch angesichts dessen, was da gerade passiert war, auch eine große Portion ungläubiges Staunen gemischt haben. Denn nach einer Spielzeit von mehr als drei Stunden hatte soeben nicht der Titelverteidiger, Rekord-Pokalsieger und haushohe Favorit Borussia Düsseldorf das letzte Ticket für das Liebherr Pokal-Finale 2018/19 gelöst, sondern der ASV Grünwettersbach. Und der steht nach einer unglaublichen Energieleistung, an deren Ende ein 3:2-Erfolg zu Buche stand, tatsächlich im Final Four und greift am 5. Januar 2019 in der ratiopharm arena nach dem Pokalsieg. ASV-Routinier Bojan Tokic, heute nur auf Bank, wirkte fast ein wenig sprachlos: „Was soll ich sagen? Wir fahren nach Ulm!“

Dabei hatte die Partie vor 400 Zuschauern zunächst den erwarteten Verlauf genommen. Kristian Karlsson, unter der Woche in der Champions League noch geschont, hatte gegen Ricardo Walther nicht die geringste Mühe, die Gäste mit 1:0 in Führung zu bringen. Die Pokal-Euphorie der ASV-Fans erlitt einen ersten Dämpfer. Anschließend machte jedoch Dang Qiu allen Anwesenden deutlich, dass hier und heute etwas möglich war, selbst gegen einen Ausnahmekönner wie Timo Boll. Nach dem knappen Gewinn des ersten Satzes blieb der Penholder-Spieler der Gastgeber auch in der Folge weiter am Ball, konnte jedoch eine 6:1- und 8:5-Führung im dritten Durchgang nicht nutzen. Boll war da, gewann erst diesen und dann auch den vierten Satz ebenso knapp, wie er den ersten verloren hatte.

Gnanasekaran leitet die Wende ein

Nach der Pause nahm dann jedoch Grünwettersbachs Neuzugang Sathiyan Gnanasekaran sein Herz in beide Hände und stürmte gegen Anton Källberg zur 2:0-Satzführung. Zwar musste der Inder nach zwei engen Durchgängen den Ausgleich hinnehmen, behielt im Entscheidungssatz jedoch die Nerven. Plötzlich war sie zurück, die Pokal-Euphorie. Das änderte sich auch im Spitzeneinzel nicht, obwohl erneut Europameister Boll auf der einen Seite des Tisches stand. Doch auch Walther hatte erkannt, dass Düsseldorfs Nummer eins an diesem Abend verwundbar ist. Den ersten Satz gab der Ex-Borusse noch ab, wurde dann jedoch immer stärker. Ein müde wirkender Boll hatte dem druckvollen Spiel seines Gegners plötzlich immer weniger entgegenzusetzen – und verlor.
Im Schlussdoppel setzte Borussia-Trainer Danny Heiser schließlich auf die bewährte Kombination seiner beiden Schweden. Sie sollten die drohende Niederlage noch vermeiden, waren jedoch dem enormen Druck nicht gewachsen und unterlagen in vier Sätzen dem Duo Qiu/Gnanasekaran. „Die Enttäuschung ist natürlich groß, wir sind alle sprachlos“, so Heister. „Wir haben sehr gut begonnen und hatten selbst beim 2:2 vom Doppel mehr erwartet. Leider hat Anton heute einen schlechten Tag erwischt. Nach der Niederlage im Einzel kam er mit dem Druck im Doppel nicht mehr klar.“

Während Düsseldorf damit erstmals seit der Saison 2011/12 nicht im Pokal-Halbfinale steht, gehört Grünwettersbach zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte zu den besten vier Mannschaften des Wettbewerbs. Gegner im Halbfinale ist am 5. Januar der SV Werder Bremen, der sich bereits am Dienstagabend gegen den TTC Schwalbe Bergneustadt durchsetzen konnte. Im zweiten Halbfinale stehen sich im Final Four in der ratiopharm arena Ulm/Neu-Ulm der TTC Zugbrücke Grenzau und die TTF Liebherr Ochsenhausen gegenüber. In Abwesenheit des Titelverteidigers sowie des Vorjahresfinalisten Saarbrücken ist die Pokal-Euphorie dann sicherlich bei allen Teams riesengroß. +++ pm

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