Im ehemaligen US-Camp der Gedenkstätte Point Alpha war man am Sonntag anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Point Alpha Stiftung zusammengekommen. Dr. Heiko Wingenfeld, Vorsitzender des Stiftungsrates der Point Alpha Stiftung, sagte zu Beginn seiner Rede, dass der Auftrag der Point Alpha Stiftung für das Erinnern, den Frieden, die Freiheit, das Überwinden von Grenzen und für die Völkerverständigung einzutreten auch in unserer heutigen Zeit nicht an Aktualität verloren habe. „Der Blick zurück auf zehn Jahre Stiftungsgeschichte ist von vielen Erfolgen und Höhepunkten, aber auch von schwierigen Herausforderungen geprägt.“, so der Stiftungsratsvorsitzende.
Nach dem Stiftungsratsvorsitzenden beweise gerade die Entstehungsgeschichte von Point Alpha, dass Point Alpha einen überparteilichen Anspruch habe und diesen auch haben müsse. In diesem Kontext zitierte er den Journalisten Alexander Gies, der 2009, ein Jahr nach der Gründung der Point Alpha Stiftung, „äußerst denkwürdig“ formulierte: „Point Alpha ist ein Erinnerungsort für alle – und nicht nur für die Anhänger einer bestimmten Partei.“ Dieser Anspruch, so Wingenfeld, sei in der Vergangenheit wichtig gewesen und werde auch in Zukunft als Leitmotiv der Stiftung fungieren.
Bei einem Blick zurück sei allerdings auch festzuhalten, dass nicht alle gesellschaftlichen Akteure und politischen Parteien in Hessen und Thüringen von Beginn an gleichermaßen von der Idee der Bewahrung des Ortes und der Gründung der Stiftung überzeugt gewesen waren. „Heute – zehn Jahre nach der Gründung der Stiftung – können wir bilanzieren, dass die hier geleistete Arbeit auf breiter Basis Respekt und Anerkennung genießt.“. Gleichwohl, so Wingenfeld, ein zehnjähriges Jubiläum auch ein Anlass zur kritischen Selbstreflexion sein muss. So sei der Stiftungsrat nach den Worten des Vorsitzenden „entschlossen, sich zu öffnen“. Konkrete Entscheidungen seien bereits auf den Weg gebracht. Wie Wingenfeld in diesem Zusammenhang mitteilte, habe der Stiftungsrat in seiner jüngsten Sitzung am Sonntagmorgen den deutschen Journalisten und langjährigen Intendanten des Hessischen Rundfunks, Dr. Helmut Reitze, in den Stiftungsrat gewählt. Reitze selbst, gestern nicht anwesend, hatte bereits mitgeteilt, dass er die Wahl annehme.
Konkrete Vorschläge von der Thüringer Landesregierung und den hessischen Sozialdemokraten in Erwartung
Ferner betonte Wingenfeld auf der Jubiläumsveranstaltung, dass Point Alpha daran arbeite, die internationalen Perspektiven weiter auszubauen. Point Alpha, so Wingenfeld, sei ein Ort der auch international Mut mache. So sei Point Alpha gerade auch für die internationale Wissenschaft ein Lern- und Erfahrungsort und auch ein Ort, der beweist, dass es gelingen kann, „Grenzen, Spaltung und Konfrontation zu überwinden“. „Lokales Erleben“ und „globales Entdecken“ seien demnach keine Gegensätze; Vielmehr sei Point Alpha ein Ort, der diese Dimensionen „miteinander verbinde“.
Auf die in den letzten Wochen aus unterschiedlichen Richtungen sehr häufig gestellte Frage, ob die Stiftung für die Herausforderungen in der Zukunft gut genug aufgestellt sei, antwortete der Stiftungsratsvorsitzende gestern bestimmend: „Ja. Point Alpha ist handlungsfähig und zukunftsorientiert. Der Vorstand leistet hervorragende Arbeit. Heute Morgen hat der Stiftungsrat in seiner Sitzung die Stellenausschreibung für die Besatzung des hauptamtlichen Vorstandes auf den Weg gebracht. In den nächsten Wochen wird der wissenschaftliche Beirat einen neuen Vorsitzenden.“
Ramelow: Es geht um Aufarbeitung und um ein „miteinander Brücken bauen“
Über die Schlagzeilen und die damit korrelierenden gegenseitigen Schuldzuweisungen der vergangenen Wochen den Gedenkort und seine Stiftung betreffend, wollte der Thüringische Ministerpräsident am Sonntag keine Wertung vornehmen. Zumal am Ende ja doch nur wieder alles umgedreht werde. Stattdessen schien den Thüringischen Ministerpräsidenten auf dem Festakt ein anderes, liegengebliebenes Thema umzutreiben: Die ungerechte Behandlung Ostdeutscher!
Im Hinblick darauf, dass nach den Worten des Thüringischen Ministerpräsidenten Westdeutsche eine andere Sozialisation als Ostdeutsche haben, müsse man, so der Ministerpräsident, immer daran denken, dass Ostdeutsche an der „Arbeit der Aufarbeitung“, wie sie Ramelow am Sonntag nannte, unmittelbar beteiligt werden müssen. „Der Verband der Zwangsausgesiedelten ist heute hier; Da bestehen immer noch dringende, bohrende Fragen an die Politik..., wie es mit manchen Ungerechtigkeiten weitergeht..., wie diese gelöst werden können..., wenn man aus dem Grenzland vertrieben worden ist..., die Nachbarn zu Feinden gemacht werden..., wenn man als unerwünschte Person in der DDR umgesiedelt worden ist. Da sind auf der Seele dieser Menschen noch so viele Schäden, über die wir reden müssen. Das sind alles Dinge, wo ich sage: Lasst uns doch daran denken, dass wir einerseits froh sind, dass es vorbei ist – das teile ich mit Volker Bouffier -, aber wir sollten nicht den Eindruck erwecken, als ob es um Rache geht; Es geht um Aufarbeitung und es geht um ein miteinander Brücken bauen. Es geht um ein Deutschland, das wir nur gemeinsam gestalten können.“, so Ramelow.
Bezugnehmend des Treuhandvertrages und die damit korrelierende „ungleiche Behandlung“ West- und Ostdeutscher warnte Ramelow jedoch davor, dies „nicht als Schuldzuweisung“ zu verstehen. Lediglich müsse darüber gesprochen werden, „weil noch Emotionen im Raum stehen, die selbst 28 Jahren später nicht von Freude überdeckt werden können“.
Bouffier: Ort kann nicht an parteipolitischen Grenzen enden

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