Point-Alpha-Preis 2019: 11. Preisverleihung stand im Zeichen Europas

Ramelow: „Die Zeit der nationalen Alleingänge führen in einer offenen Welt nicht weiter“

Zum 11. Mal hat das „Kuratorium Deutsche Einheit“ am gestrigen Montag, 17. Juni 2019, auf der Gedenkstätte „Point Alpha“ zwischen Geisa und Rasdorf an der thüringisch-hessischen Landesgrenze den „Point-Alpha-Preis“ verliehen. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis würdigt Personen für ihre Verdienste um „die Einheit Deutschlands und Europas in Frieden und Freiheit“. Erstmalig wurde der Point-Alpha-Preis auf dem ehemaligen US-Beobachtungsstützpunkt an Georg Bush senior, Michail Gorbatschow und Helmut Kohl – unter deren politischer Führung die Frage der deutschen Wiedervereinigung 1989/90 verhandelt wurde – im Jahr 2005 verliehen. Gestern erhielt den Preis der Präsident der Europäischen Kommission, Dr. Jean-Claude Juncker. Etwa 500 anwesende Gäste – darunter auch Einige aus den angrenzenden Bundesländern – waren zur Preisverleihung gekommen, um den in der Bevölkerung beliebten EU-Kommissionspräidenten live zu erleben.

Christian Hirte MdB, der Präsident des Kuratoriums Deutsche Einheit, würdigte Juncker als eine „zentrale europäische Persönlichkeit“. Von der Einführung des Euros bis hin zu seinem Weißbuch mit fünf möglichen Szenarien für die Zukunft Europas, habe der Träger des Point-Alpha-Preises 2019 nicht nur entscheidend zum europäischen Einigungsprozess beigetragen, sondern sich auch stets als „Brückenbauer Europas“ erwiesen. Jean-Claude Juncker sei geprägt durch christliche Grundlagen und die historischen Erfahrungen seiner Heimat Luxemburg, das lange unter den Konflikten seiner Nachbarn Frankreich und Deutschland gelitten habe. Aus „Einsicht und Überzeugung“ setze er sich daher seit Jahrzehnten für die europäische Idee ein. Ohne Jean-Claude Juncker sei die positive Entwicklung der Europäischen Union seit den 90er Jahren nicht vorstellbar. Er stehe in historischer Tradition mit den Erbauern des vereinten Europas Robert Schumann, Konrad Adenauer, Alcide de Gasperi sowie Helmut Kohl. Gerade in Krisenzeiten habe Juncker es vermocht, scheinbar „unüberbrückbare Positionen im Interesse Europas“ zusammenzuführen, die Interessen der Union nach außen zu vertreten und, soweit notwendig, auch mit großer Konsequenz zu verteidigen. Seine Standfestigkeit verbinde er stets mit Konzilianz und Charme. Auch Deutschland habe ihm viel zu verdanken, im Besonderen die neuen Länder, für deren Situation er immer wieder Verständnis aufgebracht habe. Das gelte nicht zuletzt für die finanzielle Förderung. Heute sehe sich die Europäische Union erneut vor vielfältige Herausforderungen gestellt. Jean-Claude Juncker stehe wie kaum ein anderer für dieses Projekt, das die wichtigste Grundlage für den Frieden, den Wohlstand und die soziale Gerechtigkeit auf unserem Kontinent sei, sagte der Präsident des Kuratoriums Deutsche Einheit, Christian Hirte MdB, am Sonntag auf Point Alpha.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (DIE LINKE) hob in seinem Grußwort den „Wert des Friedens für Europa und die Welt“ hervor. „Europa braucht Menschen, die sich in besonderer Weise kraftvoll für die europäische Idee einsetzen. Es sind Menschen wie Jean Claude-Juncker, die das Zusammenwachsen der europäischen Nationen voranbringen und damit die friedensstiftende Wirkung unter den Völkern fördern“, sagte Thüringens Ministerpräsident, Bodo Ramelow am Sonntag anlässlich der Preisverleihung. Gerade in Krisenzeiten würde es Jean-Claude Juncker immer wieder gelingen, scheinbar „unüberbrückbare Positionen im Interesse Europas“ zusammenzuführen. „Auch Deutschland hat Jean-Claude Juncker viel zu verdanken. Gerade für die ‚Neuen Länder‘ bringt er immer wieder besonderes Verständnis auf. Das gilt auch – aber längst nicht nur, für die finanzielle Förderung. Jean-Claude Juncker hat für Europa außergewöhnlich viel erreicht, und ich freue mich, dass das Kuratorium Deutsche Einheit ihm den Point-Alpha-Preis 2019 zuerkannt hat. Als Ministerpräsident des Landes Thüringen danke ich im Namen der Thüringerinnen und Thüringer Jean-Claude Juncker für seine Arbeit, und bin sicher: Gemeinsam werden wir auch die zukünftigen europäischen Herausforderungen meistern. Die Zeit der nationalen Alleingänge führen in einer offenen Welt nicht weiter. Keine globale Herausforderung wie Klimafragen oder eine gerechte Sozial- und Migrationspolitik wird auf nationaler Ebene gelöst werden können. Unser Kontinent hat nach der Überwindung des Kalten Krieges ein einiges Europa verdient; Auch dafür steht Point Alpha, auch dafür steht Jean-Claude Juncker“, sagte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow am Sonntag anlässlich der 11. Verleihung des Point-Alpha-Preises im ehemaligen US-Camp der Gedenkstätte Point Alpha.

Als Repräsentantin des Landes Hessen sprach gestern in Vertretung für Ministerpräsident Volker Bouffier Justizministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU). Die Hessische Ministerin betonte in ihrem Grußwort die Bedeutung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, die mit dem Fall des Eisernen Vorhangs auch in Osteuropa etabliert wurden. Diese Werte seien aber nicht selbstverständlich und müssen von den Europäern verteidigt werden, wie jüngste Entwicklungen zeigten. Die Justizministerin formulierte den Wunsch, dass noch mehr Schülerinnen und Schüler aus Hessen – insbesondere aus Thüringen – sich auf Point Alpha, als authentischen Ort des Kalten Krieges, über die damit verbundenen leidvollen Erfahrungen noch mehr informieren mögen. Als Laudator der gestrigen Preisverleihung fungierte der Präsident des Deutschen Bundestags, Dr. Wolfgang Schäuble. In seiner Laudatio lobte der Präsident des Deutschen Bundestags Juncker als „überzeugten Europäer“, der die Europäische Union, unter anderem durch sein Engagement für die gemeinsame Währung durch unruhiges Fahrwasser geführt habe. Als Luxemburger sei er immer ein Brückenbauer zwischen den verschiedenen Nationen und Interessen in Europa gewesen.

In seiner Erwiderung betonte Juncker, dass er „gern an einer Grenze stehe“, die es nicht mehr gibt. Korrelierend aktueller Entwicklungen forderte Juncker die Europäer auf, selbstbewusst und energisch gegen Nationalismus und Populismus einzutreten. „Wir müssen uns stärker füreinander interessieren“, sagte er. Das europäische Einigungswerk sei noch nicht vollendet. Mehrfach wurde im Rahmen der gestrigen Preisverleihung erwähnt, dass Jean-Claude Juncker eine Lücke hinterlässt – und den man noch sehr vermissen werde… +++ ja