Mit dem festlichen Abschlusskonzert ist das diesjährige PIANALE Piano Festival am Dienstagabend vor ausverkauftem Haus auf Schloss Fasanerie in Eichenzell bei Fulda zu Ende gegangen. Am Ende der 14-tägigen Pianale International Piano Academy & Competition gab es für die gestrigen vier Finalisten – Kotaro Watanabe, Yoshitaka Shigematsu, Yuqian Wang und Sofia Maholetti – Stipendien und Konzertengagements – für die 13-jährige Sofia Maholetti lief es bei der 18. Ausgabe des Formats richtig gut, sie entschied gestern nicht nur den Publikumspreis für sich, sondern wurde von der Pianale-Jury mit weiteren Preisen ausgezeichnet.
Es ist jedes Jahr etwas Besonderes, wenn sich die vier besten PIANALE-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer duellieren und den letzten Wettbewerb bestreiten. Dass die Finalisten – der 21-jährige Kotaro Watanabe, der 23-jährige Yoshitaka Shigematsu, der 25-jährige Yuqian Wang und die 13-jährige Sofia Maholetti zu Recht im Finale standen, haben die Klaviervirtuosen schnell unter Beweis gestellt. Doch im Kontext der PIANALE von einem Duell zu sprechen, würde dem weltweit einzigartigen Format nicht gerecht, denn gewonnen haben die 31 Ausnahme-Pianistinnen – und Pianisten, die in diesem Jahr aus 19 Ländern anreisten, ohnehin; das unterschreibt auch PIANALE-Gründerin, Chef-Jurorin sowie selbst international gefeierte Konzertpianistin, Professorin Uta Weyand (bürgerlich Weyand-Schäfer).
„Bei der Pianale entstehen Freundschaften fürs Leben“, lässt sich Weyand, die vor zwei Wochen gemeinsam mit ihren Dozenten-Kollegen, Alberto Nosè und Matti Raekallio, im Fürstensaal des Fuldaer Stadtschlosses die PIANALE eröffnete. Dass die PIANALE 18 Jahre nach ihrer Gründung so populär ist und das Interesse von Klaviervirtuosinnen und-virtuosen, an der Pianale International Piano Academy & Competition teilzunehmen, Jahr für Jahr größer wird, kommt nicht von ungefähr, wie gestern kurz vor dem Konzert Museumsdirektor Dr. Markus Miller in seiner Begrüßung hervorhob. Jahr für Jahr habe die PIANALE-Gründerin Uta Weyand ihr Tun kritisch und selbstreflektierend hinterfragt und das Format immer wieder nach Leistung und Anspruch infragestellt, es kontinuierlich verbessert.
Es ist daher kaum verwunderlich, dass die Wartelisten lang sind und Konzerte der Konzertreihe „Schlosskonzerte Osthessen“ Wochen vorher ausverkauft sind. Besonders das festliche Abschlusskonzert erfreut sich jedes Jahr aufs Neue generationenübergreifend hoher Beliebtheit und hat bei Liebhabern hervorragender Klaviermusik bereits 12 Monate zuvor seinen festen Platz im Kalender. Wer auch das gestrige Konzert im Großen Saal erlebt hat, versteht warum. Und so traten die vier besten von 31 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in diesem Jahr gestern Abend vorerst zum letzten Mal vor interessiertem Publikum auf.
Für den 21-jährigen Japaner Kotaro Watanabe war es so wie „zurückkommen“, ihm konnte man bereits bei der letzten PIANALE in 2024 zuhören, wo er ebenfalls im Finale stand und sich mit seiner meisterhaften Darbietung von Francks Präludium die Wiederteilnahme an der diesjährigen PIANALE sicherte. Zurückgekommen nach Osthessen nach ihrer sehr erfolgreichen Teilnahme an der PIANALE im letzten Jahr war auch die nun volljährige Britin Phoebe Papandrea, jedoch verfolgte die Meisterschülerin am Flügel und Ausnahmepianistin das Geschehen gestern aus dem Publikum. Sie dürfte nachvollzogen haben, wie sich die Finalisten am Dienstagabend womöglich gefühlt haben im Wissen, ihre Teilnahme am einzigartigen Format als Privileg zu begreifen.
Von Lampenfieber war den Finalisten jedoch wenig anzumerken, sind sie eben an Publikum gewöhnt und ein Meisterschüler am Flügel. Den Anfang des gestrigen Konzerts, über dessen Reihenfolge das Jury-Los entschied, machte der in Tokyo lebende Kotaro Watanabe mit einer Sonate von Beethoven gefolgt von Liszt „Wilden Jagd“, die der Klaviervirtuose bravourös zu Gehör brachte und sich mit seiner Meisterleistung ein weiteres Konzertengagements im Steingraeber-Haus in Bayreuth erspielte.
Die PIANALE-Gründerin begann ihr gestriges Grußwort mit einem Kompliment an die Konzertgäste. Es sei ein Geschenk, miterleben zu dürfen, wie die PIANALE inzwischen, weit über die Landesgrenzen hinaus, länderübergreifend wahrgenommen werde. Das alljährige Interesse an der Konzertreihe ‚Schlosskonzerte Osthessen‘ und der damit korrelierende Besuch schenke den Nachwuchspianistinnen und – pianisten in den wunderbarsten Sälen der Region eine warme Atmosphäre. Inzwischen bewürben sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht nur im Wissen, dass das Format weltweit einzigartig ist oder sie im Rahmen dessen viel für sich mitnehmen können, sondern weil es sich inzwischen herumgesprochen habe, dass sie da auch mehrmals vor einem interessiertem Fachpublikum auftreten dürfen. Dies sei für den musikalischen Nachwuchs etwas ganz Besonderes.
So sei die PIANALE in ihrem 18. Jahr auch ein „Ort der Begegnung, Inspiration und Entdeckungen“ geworden. Und allmählich wird auch der PIANALE-Gründerin bewusst, dass neben zwei leiblichen Kindern ihr „einstiges Baby“ zu einer erwachsenen, starken und selbstbewussten Frau herangereift ist. So sei die PIANALE heute nicht nur ein Netzwerk für junge Musikerinnen und Musiker oder ein Format, bei dem Dozentinnen und Dozenten länderübergreifend einmal im Jahr zusammenkommen; mittlerweile sei man zu einer „großen Familie“ zusammengewachsen, die Freundschaft, Anerkennung und Dankbarkeit miteinander verbinde. Möglich gemacht haben all das ein großes Mäzenatentum, „ein Band treuer Förderer und Unterstützer“.
So hat die PIANALE in den 18 Jahren ihres Bestehens wenige Förderer eingebüßt, mit der pfenning group und Yalone-IT aber auch neue Unterstützer gewinnen können. Viele sind von Anfang an mit dabei, allen voran die Sparkasse Fulda. Ihnen galt gestern Weyands aufrichtigster Dank. Dank vonseiten der PIANALE-Gründerin gebührte am Dienstagabend auch dem Landkreis Fulda, der sich dafür verantwortlich zeichnete, dass die PIANALE-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer während ihres Aufenthaltes in Osthessen zum Unterricht räumlich in die Winfriedschule Fulda ausweichen konnten, diese vom Kloster Frauenberg, in dem die PIANALE-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer die vergangenen 14 Tage residierten, fußläufig bequem zu erreichen gewesen sei. Ein weiterer Dank richtete Weyand-Schäfer – da die PIANALE polyglott aufgestellt ist - an die inlingua Sprachschule unter dem Dach des Bildungsunternehmens „Dr. Jordan“ in Fulda. Noch nie habe man bei einer Ausgabe so viele Sprachkurse belegt.
Nach 2023 stand gestern mit Sofia Maholetti erneut eine 13-jährige Ausnahmepianistin beim festlichen PIANALE-Abschlusskonzert im Finale. Die in Graz beheimatete Österreicherin mit niederländischen Wurzeln beeindruckte das Publikum mit einem Präludium und Fuge gefolgt von Liszts Konzertetüde und schloss ihre musikalische Darbietung mit Chopins Etüde op. 10 Nr. 12 in c-Moll, für diese sie im Hinblick auf ihr junges Alter vom Publikum mit dem „Publikumspreis 2025“ honoriert wurde. Sofia Maholetti konnte ihr Glück kaum fassen, als sie von der Jury auch noch den Sonderpreis der Soroptimist International für Fulda sowie den Preis des größten Nachwuchstalentes unter 21 Jahre bei der PIANALE 2025 überreicht bekam; Auszeichnungen, die die erst am Anfang ihrer Karriere stehenden Konzertpianistin viele Türen öffnen werden…
Der 23-jährige Yoshitaka Shigematsu zauberte Variationen und Fuge über ein Thema von Händel von Brahms aus dem STEINGRAEBER & SÖHNE Flügel, womit er sein Publikum in Staunen versetzte und sich zugleich seine erneute Teilnahme an der PIANALE 2026 sicherte. Der „Jury Award“ ging währenddessen für seine Sonate von Prokofiev an den 25-jährigen Yuqian Wang. Ihn wird man in absehbarer Zeit im Rahmen der Konzertreihe „Junge Elite“ im Fürstensaal des Stadtschlosses erleben dürfen. Den größten Lernerfolg bei der 18. PIANALE machte der 16-jährige Giovanni Bergamasco, auch ihn holte die PIANALE-Jury beim Abschlusskonzert auf die Bühne, um ihm den Sonderpreis persönlich zu übergeben.
Wie schon die vergangenen Jahre beim PIANALE-Abschlusskonzert bewies auch das gestrige Publikum sein geschultes Gehör und seine ausgefeilte Auffassungsgabe bei der musikalischen Darbietung von Sofia Maholetti, die ihre selbst ausgewählten Stücke technisch meisterhaft darbot und sich damit nach Befinden des Publikums gegen ihre erwachsenen Mitbewerber mit musischer Leichtigkeit durchsetzte. Gelegenheit, Sofia Maholetti mit großem Orchester „live“ spielen zu hören, wird man beim Preisträgerkonzert am 9. November 2025 im Fürstensaal des Fuldaer Stadtschlosses. +++ jessica auth
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