Philologenverband lehnt Zentralabitur ab

Das Niveau mit einem Zentralabitur würde weiter sinken

Schule, Medien, Bildung

Der Deutsche Philologenverband hat die Forderungen nach einem bundesweiten Zentralabitur scharf kritisiert. „Wir machen uns stark für mehr Vergleichbarkeit auf höherem Niveau bei den zentralen Prüfungen im Abitur, aber das wird nicht mit der populistischen Forderung nach einem Bundeszentralabitur erreicht“, sagte die Verbandsvorsitzende Susanne Lin-Klitzing der „Welt“. Es sei zu erwarten, „dass das Niveau mit einem Zentralabitur weiter sinkt“. Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hatte jüngst ein solches deutschlandweites Zentralabitur gefordert. „Mit dem Begriff Zentralabitur wird viel zu ungenau umgegangen“, so die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbands, der die Gymnasiallehrer in Deutschland vertritt.

Man habe in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg bereits ein Zentralabitur gehabt, „und zwar in der DDR. Das war deshalb möglich, weil in der gesamten DDR ein einheitlicher Lehrplan, einheitliche Stundentafeln und einheitliche Ferienzeiten galten. Da gab es keine Pluralität und wenig Wahlmöglichkeiten für die Schüler. Will die baden-württembergische Kultusministerin, wollen Eltern und Schüler das?“, so Lin-Klitzing. Um eine bessere Vergleichbarkeit der Abschlüsse herzustellen, müsse es darum gehen, „wesentliche Vorgaben“ zu vereinheitlichen. „In Deutschland gibt es unterschiedliche Vorgaben, was die Anzahl der Prüfungsfächer im Abitur, die Dauer der Abiturprüfungen oder die Zulassung von Hilfsmitteln betrifft“, sagte Lin-Klitzing. Da würden unterschiedliche Chancen gegeben, „was für Schüler unfair ist. Das muss verändert werden. Das ist zeitnah realistisch umsetzbar – anders als ein Bundeszentralabitur“, so die Verbandschefin weiter. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, begrüßte die Überlegungen zu einem Zentralabitur hingegen.

„Ich sehe keine andere Lösung, da alle bisherigen Wege der Vergleichbarkeit gescheitert sind“, sagte er der Zeitung. Wenn man das „Abitur als hinreichende Hochschulzugangsberechtigung erhalten“ wolle, brauche man „eine funktionierende Vergleichbarkeit und hohe Qualität“. Meidinger plädierte dafür, das zentrale Abitur schrittweise einzuführen. Denkbar sei etwa, bei Mathematik zwei Aufgaben bundesweit fest vorzugeben und die anderen beiden zunächst freizugeben, so der Verbandspräsident weiter. Auch die CDU/CSU-nahe Schülerunion sprach sich für eine schrittweise Einführung aus. „Die Bundesländer brauchen ausreichend Zeit für die Anpassung ihres Unterrichts“, sagte der Bundesvorsitzende Finn Wandhoff. Das Bildungsniveau der Länder müsse stärker nach oben angeglichen werden. „Dafür braucht es mehr Personal und Geld für Schulen mit einer sozial schwachen Schülerschaft“, sagte Wandhoff. Als Überbrückung fordert er vom Numerus clausus unabhängige Zulassungstests an den Hochschulen. Der Deutsche Hochschulverband hält das Zentralabitur für einen „Schritt in die richtige Richtung“. Derzeit könne das Abitur aufgrund der „deutlichen qualitativen Unterschiede“ zwischen den Ländern die allgemeine Studierfähigkeit immer häufiger nicht gewährleisten, sagte ein Sprecher der Zeitung. +++