Philipp Stuckhardt ist zurück. Der Bergläufer, der in der deutschen und internationalen Spitze mitmischt, stellte sich am Samstag der Herausforderung Zugspitz UltraTrail, einem Sichtungslauf zur Teilnahme an der Weltmeisterschaft.
16 Kilometer lang war die anspruchsvolle Distanz mit Ups and Downs, sengende Hitze begleitete die Läufer, die in Grainau starteten und in Garmisch ins Ziel kamen. Eine Stunde und 18 Minuten sprangen heraus für Philipp, der in Osthessen durch seine zwei Jahrzehnte lange Präsenz beim Lollslauf in Bad Hersfeld oder auch durch die Teilnahme beim Rhön Bergtrail in Hilders bestens bekannt ist. Dass es jetzt in den Bayerischen Alpen nicht für eine Spitzenplatzierung reichte, das hat seinen Grund - und alles andere wäre vermessen gewesen.
„Für mich sind die nächsten Läufe wichtig, in denen ich meine Form aufbauen muss“, betrachtet er seine kleine, aber wichtige Episode positiv. Den Mut, sich der Herausforderung zu stellen. Eine heftige Grippe, als sich Fieber nachhaltig in seinen Körper geschlichen hatte, hatte Philipp Stuckhardt zu einer vierwöchigen Trainingspause gezwungen - den gesamten Monat über war nicht an sportliche Aktivitäten zu denken. Philipp lag flach. War völlig kraftlos. Und wer seinen Ehrgeiz und seine Selbstdisziplin kennt, der weiß, wie sehr ihm dieser Prozess zusetzte. Im April hatte er noch den Berglauf um die Thüringische Meisterschaft mit Bravour erlebt und wähnte sich im Formhoch. Doch der quälende Infekt im Mai stellte ihn auf Null, sein Körper setzte ihm das Signal „bis hierher und nicht weiter“.
Zurück an die Zugspitze. Die Geschichte ist an sich schnell erzählt - ist aber ein Beispiel dafür, in einer neuen Erfahrung zu baden. Nach etwa sechs Kilometern zeigte es sich, dass es noch nicht wieder reicht zu Top-Platzierungen inmitten der Top-Läufer. Philipp hatte einen kompletten Einbruch - „mein Körper ist halt keine Maschine“, spürte und bemerkt er realitätsnah. Er merkte dieses Gefühl und Bewusstsein auch daran, dass er „selbst in Passagen, in denen es nicht so steil war“, nicht reagieren konnte. Nicht antworten konnte. Nichts zuzusetzen hatte. Ansonsten ist dies seine auch in der Läuferszene bekannte Stärke. Es schien symbolisch, dass er sich in flachen Stücken nicht erholen konnte. Nicht regenerieren. Kein Tempo aufbauen.
„Nach fünf Kilometern wusste ich, das wird ‘ne harte Nummer“, zapfte ihn sein Inneres an. Vor allem mental. Da habe ich gemerkt, was Sache ist“. Fast mochte man ein wenig mitleiden mit dem 32-Jährigen aus Bad Hersfeld-Kohlhausen, der seinen Sport so leidenschaftlich betreibt und sich komplett selbst organisiert. Und es spricht für ihn, dass er zwei Episoden hervorkramt. Die eine gilt Florian Neuschwander, in der Läuferszene bestens bekannt und im Internet gehyped wie kaum ein Zweiter. „Wenn ich richtig fit gewesen wäre, hätte ich ihn erstmals schlagen können“, arbeitete es etwas in Philipp. Der in der Nähe von München Lebende holte ihn erst nach fünf Kilometern ein - und wurde am Ende Siebter.
Geschichtchen zwei ist eine Begebenheit mit Simon Pulver, einem Philipp vertrauten Läufer aus dem Allgäu. Pulver sagte dem Kohlhäuser auf einem bergan führenden Teilstück - der Weg war sehr schmal: „Du sagst mir, wenn du vorbei willst.“ Philipp konnte nicht an diesem Tag. Doch er spürte die Botschaft. „Da ging mir das Herz auf.“ Er wusste ja, wie es sonst war, welchen Namen und Stellenwert er in der Läuferszene besitzt. Sieger des Zugspitz Ultra Trails wurde Konstantin Wedel, Platz zwei schnappte sich Maximilian Zeus, Rang drei ging an Jan Petercel.
Dass Erlebnisse im Sport - und gerade da - ein Abbild der Szenen des richtigen Lebens sind, drücken Philipps folgende Worte aus. „Ich muss das mental abschütteln. Ich habe einen Trainingsreiz gesetzt, muss sehen und darauf achten, dass mein Körper wieder stabiler wird. Für mich heißt es jetzt: Aufbauen. Aufbauen. Aufbauen.“ Die nächste Chance im Prozess der „völlig und komplett neuen Erfahrung“, die bietet sich bald: am kommenden Samstag, 21. Juni, in Imst in Tirol in Österreich. +++ rl
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