Pflegekassen lehnen rund ein Sechstel der Pflege-Erstanträge ab

Zahlen für 2020 liegen laut Ministerium noch nicht vor

Die Pflegekassen in Deutschland haben nach Angaben der Bundesregierung wiederholt fast jeden sechste Erstantrag auf Pflegeleistung abgelehnt. Von etwa 1,21 Millionen Beantragungen im Jahr 2019 wurden 16 Prozent nicht bewilligt, wie eine Antwort des Bundesgesundheitsministerium auf Anfrage der Linksfraktion ergab, über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe berichten. 2018 waren die Zahl der Erstanträge bei den Pflegekassen mit 1,22 Millionen sowie die Ablehnungsquote mit 15,2 Prozent in etwa gleich hoch. Zahlen für 2020 liegen laut Ministerium noch nicht vor. Zugleich wird in immer mehr Fällen Widerspruch gegen die Ablehnungen der Pflegekassen eingelegt. 2019 gab es 142.000 sogenannte Widerspruchsgutachten, mit denen sich Betroffene und deren Angehörige gegen die Entscheidung der Pflegekassen wehrten. Dies war die höchste Anzahl seit 2011. 26,8 Prozent und damit etwa jedes vierte Widerspruchsgutachten war 2019 erfolgreich. 2018 kam es zu etwa 137.000 Widersprüchen, die Erfolgsquote lag bei 28,3 Prozent. Die Sozialexpertin der Linken im Bundestag, Sabine Zimmermann, kritisierte: „Viel zu viele Pflegebedürftige bleiben nach der Pflegebegutachtung ohne Pflegeleistungen“, rund ein Sechstel der Betroffenen gehe leer aus. Zimmermann warf den Kassen vor, sie versuchten „durch die vielen Ablehnungen Kosten zu sparen“. Damit verursachten sie aber höhere Folgekosten in der Zukunft, „wenn aufgrund fehlender Pflegeleistungen aus leichten Pflegefällen schwere Pflegefälle werden“. Die Vorsitzende des Familienausschusses im Bundestag kritisierte, es könne nicht sein, „dass Versicherte jahrzehntelang in die Pflegekasse einzahlen und dann keine Leistungen erhalten, wenn sie zum Pflegefall werden“.