Patientenschützer verlangen „Corona-Monitor“ für Pflegeheime

Epidemiologe schlägt Temperaturmessung an Bar-Eingängen vor

Deutschlands Patientenschützer fordern ein Meldesystem für infizierte Heimbewohner und Altenpflegekräfte. Es fehle noch immer ein tagesaktueller Überblick zum Infektionsgeschehen in den Pflegeeinrichtungen, sagte Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Und weiter: „Bund und Länder nehmen nicht in den Blick, dass hier 900.000 Menschen leben und mehr als 750.000 arbeiten.“

Das Intensivbettenregister der Kliniken habe sich bewährt, um die Auslastung jederzeit nachzuvollziehen und steuern zu können. „Ein bundesweites Monitoring für die Covid-19-Lage in der Altenpflege ist jedoch nicht vorhanden. Das ist fatal, denn hier lebt die Hochrisikogruppe auf engstem Raum zusammen“, sagte Brysch. „Dieses Manko kann nur beseitigt werden, wenn ein Meldesystem für infizierte Heimbewohner und Altenpflegekräfte sofort eingerichtet wird. Der Bundesgesundheitsminister muss endlich handeln, um die Altenpflege coronaf est zu machen.“ Brysch nannte es auch „beunruhigend“, dass Pflegebedürftige und Altenpflegekräfte teils länger als 24 Stunden auf ihre Testergebnisse warten müssten. Er forderte eine Priorisierung bei der Auswertung. „Denn positive Ergebnisse haben Konsequenzen für die Menschen in den Einrichtungen. Deshalb müssen sie zur Sicherheit durch einen zweiten Test überprüft werden“, sagte er der NOZ. Nur der Nachweis der Infektion helfe bei der Eindämmung der Pandemie. „Vor dem verfrühten Einsatz von Schnelltests in der Altenpflege ist jedoch zu warnen“, sagte er mit Blick auf Ankündigungen von Gesundheitsminister Jens Spahn, verstärkt auf Schnelltests setzen zu wollen. „Noch ist die Ergebnissicherheit nicht gewährleistet“, so Brysch.

Epidemiologe schlägt Temperaturmessung an Bar-Eingängen vor

Der Epidemiologe Markus Scholz von der Universität Leipzig ist nicht darüber überrascht, dass es zuletzt in einer Hamburger Szenekneipe zu mehreren Corona-Fällen gekommen ist. „Für mich ist das nicht unerwartet, da gerade beim Nachtleben die AHA-Regeln nicht eingehalten werden“, sagte er dem Nachrichtenportal Watson. Im Herbst werde das Problem durch die niedrigen Temperaturen verstärkt. „Zusammenkünfte finden verstärkt in geschlossenen, schlecht gelüfteten Räumen statt, was die Ansteckung aufgrund der Aerosolanreicherung begünstigt.“ Es sei daher wichtig, „sinnvolle Maßnahmen“ zur Eindämmung zu finden. Einlass nur noch unter Vorzeigen der Corona-App gehöre für ihn nicht dazu: „Ich glaube nicht, dass dies das Problem löst, da die Wirkung der App aktuell als gering eingeschätzt werden muss.“ Zwar hätten viele Menschen die App installiert, Warnungen würden über sie jedoch nur unzureichend abgesetzt. Eine Arbeitsgruppe rund um Scholz betreibt seit 15 Jahren Infektionsforschung und untersucht aktuell auch die Corona-Pandemie. Er nannte fünf entscheidende Punkte, die seines Erachtens das Nachtleben sicherer machen könnten: „Erstens: Möglichst kleine Gesamtpersonenzahlen. Zweitens: Möglichst kleine Gruppengrößen. Drittens: Möglichst große Abstände zwischen den Gruppen. Viertens: Gute Belüftungssysteme. Und fünftens: Eventuell Temperaturmessung am Eingang“. +++