Papst verspricht mehr Anerkennung für Missbrauchsopfer

Barley: Worten des Papstes müssen Taten folgen

Papst Franziskus
Papst Franziskus

Papst Franziskus hat zum Abschluss des ersten internationalen Gipfels im Vatikan zum Thema Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche mehr Anerkennung für Missbrauchsopfer versprochen. Missbrauchsfälle in der Kirche müssten mit allergrößtem Ernst angepackt werden, sagte Franziskus am Sonntagvormittag in seiner mit Spannung erwarteten Abschlussrede. Dabei versprach er ein Ende der Vertuschungen. „Der schrille Schrei der Kinder muss gehört werden.“

Man müsse den Opfern Schutz bieten und sich gegen Heuchelei und Machtstreben wehren, fügte der Papst hinzu. Alle innerhalb und außerhalb der Kirche seien aufgerufen, „gegen dieses Übel anzukämpfen“. Man habe bei dem Gipfel erkennen müssen, wie schwerwiegend die Vergehen seien, so das Kirchenoberhaupt weiter. Zugleich bezeichnete der Papst Missbrauch als ein universales Problem, hinter dem „der Geist des Bösen“ stehe. In seiner Eröffnungsrede am Donnerstag hatte Franziskus noch gesagt, dass man von der Versammlung nicht nur die Anerkennung und den Ausgleich von Schäden sondern „konkrete Maßnahmen“ erwarte. Konkrete Schritte nannte er am Sonntag in seiner Abschlussrede allerdings nicht. Gemeinsam mit den Chefs der Bischofskonferenzen sollten bei der viertägigen Konferenz Strategien erarbeitet werden, um sexuellen Missbrauch von Kindern innerhalb der Kirche in Zukunft zu verhindern. Außerdem stand der Umgang der Kirche mit dem Thema in der Öffentlichkeit auf der Tagesordnung. Die Themen wurden in mehreren Versammlungen und Arbeitsgruppen besprochen. Insgesamt nahmen fast 200 Kirchenvertreter an der Konferenz teil. In den vergangen Jahren war die Kirche immer wieder von Missbrauchsskandalen erschüttert worden. Auch in kirchlichen Einrichtungen in Deutschland wurden zuletzt zahlreiche Missbrauchsfälle enthüllt.

Barley: Worten des Papstes müssen Taten folgen

Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) hat die Katholische Kirche dazu aufgefordert, bei der Aufarbeitung der Missbrauchsskandale umfassend mit der Justiz zusammenarbeiten: „Missbrauchstaten sind von Strafgerichten zu beurteilen“, sagte die SPD-Politikerin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Den Worten des Papstes müssen jetzt auch Taten folgen.“ Mit Blick auf die jahrzehntelange Praxis der Vertuschung von kirchlichen Missbrauchsfällen mahnte die Ministerin: „Unsere Strafprozessordnung kennt keine Geheimarchive.“ Schweigekartelle dürfe es nicht mehr geben. Zu lange habe die Kirche Erniedrigungen, Misshandlungen und Vergewaltigungen von Kindern verleugnet. „Der Gedanke, dass Kleriker, die schwere Schuld auf sich geladen haben, noch heute mit Kindern zu tun haben könnten, ist unerträglich“, so Barley. Mit Blick auf die mehrtägige Anti-Missbrauchskonferenz im Vatikan sagte Barley: „Das Bemühen um Aufklärung ist überfällig. Es kommt für viele Opfer aber zu spät.“ Nur wenn sich die Kirche ernsthaft der Debatte über Machtstrukturen und Sexualmoral stelle, könne sie Glaubwürdigkeit und Vertrauen zurückgewinnen. Die alten Tabus zu brechen, würde es auch Opfern erleichtern, das Erlebte zu schildern. Papst Franziskus hatte am Sonntagvormittag in seiner Abschlussrede ein stärkeres Durchgreifen gegen Missbrauch eingefordert. +++