Kurz vor der Bürgermeisterwahl in der Gemeinde Eichenzell am kommenden Sonntag (7.12.) sorgt ein auf Facebook veröffentlichtes Video des Eichenzeller Ortsvorstehers, Dirk Fischer (SPD), in der Zukunftsgemeinde für politische Diskussionen. In dem veröffentlichten Beitrag spricht sich Fischer klar für den parteilosen kandidierenden Kandidaten und SPD-Fraktionsvorsitzenden im Eichenzeller Gemeindeparlament, Lutz Köhler, aus und kritisiert zugleich den amtierenden Bürgermeister Johannes Rothmund (CDU). Ein osthessisches Medium wertete die Aufnahme als möglichen Wendepunkt in einem bislang sachlich geführten Wahlkampf.
Ferner steht Rothmund in der Gemeinde in der Kritik. Er soll dem Chefredakteur des besagten Mediums für das Verfassen einer Pressemitteilung beauftragt und honoriert haben. Während dies in der Gemeinde kursiert, wird das Gebaren des Rathauschefs unterschiedlich bewertet. Während einige darin einen Hinweis auf ein mögliches Näheverhältnis zu dem Medium sehen, sprechen andere lediglich von einer gewöhnlich extern ausgelagerten Dienstleistung. Eine Verbindung zum aktuellen Wahlkampf sei nicht hinreichend belegt.
In seinem Befürwortervideo bezeichnet Dirk Fischer den parteiunabhängigen Kandidaten Lutz Köhler als „Glücksfall für Eichenzell“ und hebt dessen „solide, seriöse und zukunftsorientierte sowie ehrliche Politik“ hervor. Die Aussagen werden vielfach als indirekter Vorwurf an Rothmund gedeutet. Beobachter sehen darin einen Bruch mit dem bislang zurückhaltenden Wahlkampfstil, der bis dahin zwischen beiden Kandidaten überwiegend sachlich und mit gegenseitigem Respekt verlaufen war. Bis dahin hatten sich die Debatten vor allem auf Themen wie Haushalt, Infrastruktur und Transparenz konzentriert.
Die Veröffentlichung des Videos wenige Tage vor der Wahl am 7. Dezember 2025 wurde vom besagten Medium als möglicher Auftakt eines härteren Tons eingeordnet. In dem Bericht wird betont, eine offene Wahlempfehlung durch einen kommunalen Amtsträger wie einen Ortsvorsteher werfe Fragen nach politischer Neutralität auf. Offizielle Reaktionen anderer kommunalpolitischer Akteure lagen zunächst nicht vor.
Bei einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung im Rahmen des FZ-Wahlforums (25.11.) hatten sich Rothmund und Köhler zuvor noch betont sachlich präsentiert. Beide verzichteten auf persönliche Angriffe und stellten ihre inhaltlichen Schwerpunkte heraus. Medien beschrieben die Veranstaltung als harmonisch; die Bürgerfragestunde galt als intensiv, aber fair.
Aus der Bürgerschaft sind bislang kaum öffentlich dokumentierte Reaktionen auf Fischers Video bekannt. Fischer selbst spricht von etwa 95 Prozent positiven Rückmeldungen und führt die restlichen 5 Prozent nach eigener Aussage überwiegend auf CDU-nahe Stimmen zurück, darunter auch einen unfreundlichen Anruf. In Leserbriefen und sozialen Netzwerken finden sich derzeit keine belastbaren, namentlich zugeordneten Stellungnahmen, die Rückschlüsse auf die Stimmung im Ort erlaubten.
Ob das Video Auswirkungen auf das Wahlverhalten haben wird, bleibt offen. Die Wahl gilt als eng umkämpft. Bereits bei der vorherigen Abstimmung trennten Rothmund und Köhler nur wenige Dutzend Stimmen. Ob der schärfere Ton im Schlussspurt mobilisiert, polarisiert oder letztlich ohne Wirkung bleibt, wird sich erst am Wahltag zeigen. +++

Die Wahl ist sehr personen- und ortsbezogen, nicht medienbezogen. Ein einzelnes Video mobilisiert zwar, aber verändert selten tief verankerte Meinungen. Viele Menschen in Eichenzell kennen sowohl Rothmund als auch Köhler persönlich oder zumindest aus der Nähe — das wiegt stärker als politische Kommentare. Die Kritik an Rothmund zielt auf Themen, die bereits vorher bei Teilen der Bevölkerung als Problem wahrgenommen wurden (insb. Kommunikation & Transparenz).