Ökostrom: Fehlende Standards verunsichern Verbraucher

Ökostrom

Heidelberg. Wie grün ist eigentlich Ökostrom? Das zu beurteilen, dabei sollen Gütesiegel und Zertifikate helfen. Doch die Flut an Labels überfordert die Verbraucher. Das hat eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Vergleichsportals Verivox ergeben.

Große Mehrheit der Befragten versteht Ökostromsiegel nicht

Der Begriff Ökostrom ist in Deutschland weder verbindlich definiert, noch rechtlich geschützt. Ökolabel sollen deshalb dabei helfen, nachhaltigen Grünstrom zu erkennen. Doch die wenigsten Verbraucher durchschauen der Umfrage zufolge die Labels. So geht fast die Hälfte (45 Prozent) der Ökostromkunden davon aus, dass es keine Unterschiede zwischen den einzelnen Labels gibt und alle für eine gute Qualität stehen. Ein Fünftel (22 Prozent) hat sich zwar die unterschiedlichen Kriterien angesehen, fühlt sich aber von der Komplexität des Themas überfordert. Weiteren 12 Prozent ist es Qualitätsmerkmal genug, wenn sich im Produktnamen ein ökologischer Bezug findet (z.B. klima, grün, öko, natur, sauber oder fair). Nur 21 Prozent der Ökostromkunden gaben an, die Ausprägungen der Labels zu kennen. „Die Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache. Politik und Wirtschaft müssen endlich einheitliche Standards für Ökostromprodukte entwickeln. Hinzu kommt: 39 Prozent der angebotenen Ökotarife sind weder zertifiziert noch mit einem Gütesiegel ausgestattet“, sagt Mathias Köster-Niechziol, Energieexperte bei Verivox. 44 Prozent der Ökostromnutzer ist es wichtig, dass ihr Strom einen Umweltnutzen hat und der Ausbau erneuerbarer Energien gefördert wird. 28 Prozent wünschen sich, dass die Stromherkunft lückenlos nachweisbar ist.

Viele Labels, viele Kriterien

Die Auswahl an Labels ist groß und unübersichtlich und jedes Label hat andere Kriterien. Allein der TÜV Süd bietet mehrere Zertifizierungen an. Darüber hinaus gibt es unterschiedliche Modelle von TÜV Nord und TÜV Rheinland. Das Umweltbundesamt vergibt hingegen sogenannte Herkunftsnachweise, die sich europaweit handeln lassen. Sie geben aber nur Auskunft über die Herkunft und die Zusammensetzung des Stroms. „Verbraucher, die einen echten Mehrwert für die Umwelt schaffen wollen, sollten sich nach Gütesiegeln umschauen. Sie stellen sicher, dass ein Teil der Einnahmen in den Bau neuer Anlagen zur regenerativen Stromerzeugung zurückfließt. Die strengsten Kriterien legen die Siegel ok power und Grüner Strom Label an“, so Köster-Niechziol.

Ökostrom mit Gütesiegel günstiger als die Grundversorgung

Wer noch nie den Stromanbieter gewechselt hat, zahlt bei einem jährlichen Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden durchschnittlich 1.235 Euro. Der günstigste Ökotarif schlägt mit 871 Euro zu Buche. Das entspricht einer Ersparnis von 364 Euro pro Jahr. Ökostrom mit Gütesiegel kostet durchschnittlich 884 Euro und ist damit immer noch 351 Euro günstiger als die Grundversorgung. +++