Obama-Strategieberater: Enthüllungsbücher schaden Trump nicht

An den zahlreichen Enthüllungsbüchern über Donald Trump, die derzeit in den USA erscheinen, wird eine zweite Amtszeit des US-Präsidenten nicht scheitern. Das sagte der Berliner Strategie- und Kampagnenberater Julius van de Laar, der 2008 und 2012 hauptamtlich für die Präsidentschaftskampagne von Barack Obama gearbeitet hatte, dem Nachrichtenportal T-Online. „In diesen Büchern steht nichts drin, was man nicht ohnehin schon von Trump selbst gehört hat oder ihm zumindest zugetraut hat“, sagte van der Laar dem Portal. Der Kampagnen-Experte erinnerte an den Moment im Wahlkampf 2016, als die berüchtigte Aufnahme mit Trumps Aussage „Grab em by the pussy" auftauchte. "Es hat kaum jemanden ernsthaft überrascht, dass Trump so etwas hinter geschlossenen Türen sagen würde", sagte der Berater. "Die Frage, die ich als Wahlkämpfer stellen würde, lautet: Gibt es Trump-Unterstützer, die nach all dem, was der Präsident in den letzten Jahren gesagt und getwittert hat, ihn plötzlich aufgrund der Behauptungen in den Büchern nicht mehr wählen würden?" Andersherum müsse man fragen: "Macht es einen Unterschied bei den Wählern, die Trump ohnehin niemals wählen würden?" Mehr als die Bücher dürfte Trump die Folgen seiner verfehlten Corona-Politik fürchten, meinte van de Laar. Gerade die Älteren ab 65 habe Trump zuletzt verloren. "Das ist eine Wählerschicht, die ihm aktuell in den Umfragen komplett wegbricht und stark zu Joe Biden rüberwandert." Seine These lautet deshalb: "Frauen und vor allem Frauen in den Vororten, die sogenanntensuburban moms`, sind die entscheidende Zielgruppe in diesem Wahlkampf.“ Der Strategie-Experte erwartet, dass Trump in den verbleibenden Wochen eine Schutzkampagne gegen seinen Herausforderer Joe Biden fahren wird. Ähnlich wie bei Hillary Clinton 2016, die Trump nur „betrügerische Hillary“ nannte, sei er auch bei Biden auf dem besten Weg dahin, indem er ihn als „müder“ oder „seniler Joe“ bezeichne. Was Obamas früherem Vize nach van de Laars Ansicht derzeit noch zugute komme, sei die geringere Bekanntheit im Land. „Er muss sich jetzt beeilen, sich selbst zu definieren – bevor Trump es tut.“ +++