Nord Stream 2 AG verschiebt Weiterbau der Gaspipeline

Russischer Botschafter pocht auf Fertigstellung von Nord Stream 2

Der Bau der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 verzögert sich weiter. Die Betreibergesellschaft nimmt die Arbeiten zur Fertigstellung der Pipeline anders als erwartet an diesem Freitag noch nicht wieder auf. „Wir haben von der Dänischen Energie-Agentur die Genehmigung, ab Freitag mit den Arbeiten zu beginnen. Das heißt aber nicht, dass wir am Freitag auch die Verlegung von Rohren wieder aufnehmen“, sagte ein Sprecher der Nord Stream 2 AG dem „Handelsblatt“.

Man werde vielmehr „zunächst die technische Ausrüstung prüfen.“ Es lasse sich nicht exakt sagen, wie lange das dauern werde. „Einige Tage dürfte es allerdings mindestens in Anspruch nehmen. Einen genauen Termin für die Wiederaufnahme der Verlegearbeiten können wir daher nicht nennen“, ergänzte der Sprecher. „Wir werden voraussichtlich erst Ende Januar oder Anfang Februar genauer abschätzen können, wann wir beginnen, Rohre zu verlegen“, sagte er. Die Unterbrechung der Verlegearbeiten könnten nun den Raum für eine politische Annäherung zwischen den USA und Deutschland schaffen. Der US-Außenpolitiker Nicholas Burns, der Biden im Wahlkampf beraten hat, schlägt vor, dass nicht nur der Bau, sondern auch die amerikanischen Sanktionen temporär gestoppt werden, um den Konflikt zu de-eskalieren. „Die Europäer sollten den Bau von Nord Stream 2 anhalten – und die Amerikaner die Sanktionen aussetzen“, sagte Burns dem „Handelsblatt“. „Das gäbe der neuen US-Administration die Gelegenheit, vertraulich und besonnen mit der deutschen Regierung und den anderen beteiligten Ländern zu sprechen.“

Russischer Botschafter pocht auf Fertigstellung von Nord Stream 2

In der aktuellen Debatte um das deutsch-russische Erdgasprojekt Nord Stream 2 hat Russlands Botschafter in Berlin, Sergej Netschajew, Einmischungen von US-Seite scharf zurückgewiesen. „Die Versuche der USA, die Projektrealisierung durch Erpressung, Drohungen und exterritoriale Sanktionen zu verhindern, sind Ausdruck unlauteren Wettbewerbs“, sagte Netschajew dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ in Berlin. „Diesen Ansatz und die damit im Zusammenhang stehende Argumentation halten wir für inakzeptabel und gesetzeswidrig beziehungsweise nicht überzeugend.“ Die vom Land Mecklenburg-Vorpommern ins Leben gerufene Stiftung, die im Notfall Arbeiten übernehmen soll, vor denen sanktionsbedrohte deutschen Firmen zurückschrecken, wollte der russische Botschafter nicht bewerten. „Die Einrichtung der Stiftung Klima- und Umweltschutz MV ist gutes Recht der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern. Wir halten uns nicht für berechtigt, diese Entscheidung zu kommentieren“, sagte Netschajew. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sieht sich wegen der Stiftung massiver Kritik ausgesetzt. Umweltschützer halten die von der Gazprom-Tochter Nord Stream 2 AG zum Start mit 20 Millionen Euro ausgestattete Stiftung für eine Mogelpackung, mit der „der Klimaschutz untergraben“ wird. Der russische Botschafter hält dem entgegen, die Bauarbeiten würden mit neuesten Technologien ausgeführt, die den „größtmöglichen Schutz gegen Treibhausgasemissionen gewährleisten“. Für das Projekt seien alle benötigten Genehmigungen erteilt worden, die sich auch auf Umweltverträglichkeitsprüfungen stützten. Das Projekt sei sicher für die Umwelt und das Klima, so Netschajew. Dies lasse sich jedoch nicht vom US-Flüssiggas sagen, das Europa aufgedrängt werde und dessen Gewinnung mit Hilfe der „schmutzigen“ Fracking-Technologie erfolge. Man gehe von russischer Seite fest davon aus, dass die Pipeline Nord Stream 2 fertiggestellt werde , so der Botschafter. Es gebe ein klares Bekenntnis der Bundesregierung und aller Projektbeteiligten dazu. „Nord Stream 2 entspricht den Interessen der deutschen und europäischen Gasverbraucher, trägt zur Diversifizierung der Energieversorgung bei, fördert die Umsetzung der Klimaziele und stärkt angesichts der Energiewende die Energiesicherheit der Bundesrepublik“, so Netschajew. Eigentlich sollte das inzwischen rund elf Milliarden Euro teure Projekt unter Führung des russischen Energieriesen Gazprom längst fertig sein und jährlich etwa 55.000 Kubikmeter Erdgas von Russland über eine Pipeline durch die Ostsee nach Deutschland befördern. An der 1.200 Kilometer langen Leitung fehlen nur noch rund 150 Kilometer, überwiegend in dänischen Gewässern. Ende 2019 kamen die Arbeiten zum Erliegen, weil beteiligte europäische Unternehmen durch US-Sanktionen bedroht wurden und daraufhin ihre Mitarbeit einstellten. +++