Nitrat im Trinkwasser – Rammler: Tierhaltung muss an die Fläche der Höfe gebunden werden

Wasserverbesserungen sind nur gemeinsam mit der Landwirtschaft möglich

Alja Epp-Naliwaiko, Werner Dietrich und Walter Rammler. (v.l.)

Fulda. Einen Anstieg der Wasserpreise um 45 Prozent – oder gar 62 Prozent nach neuesten Meldungen – in manchen Gebieten berechnet das Umweltbundesamt. Für eine vierköpfige Familie könnte das 134 Euro Mehrkosten im Jahr ausmachen. Warum? Weil hohe Nitrat Belastungen durch die intensive Landwirtschaft, etwa durch den übermäßigen Einsatz von Gülle aus Viehmastbetrieben oder stickstoffhaltigem Dünger aus dem Obst und Gemüseanbau teure Reinigungs- und Aufbereitungsmethoden nötig machten.

„Diese Meldung hat mich alarmiert“ so der Bundestagskandidat der Grünen Walter Rammler, „und ich habe beschlossen mich vor Ort zu informieren.“ Bisher sei die Wassersituation im Kreis Fulda nicht so schwierig wie in anderen Kreisen und Bundesländern. Trotzdem werde auch hier bereits in manchen Orten belastetes mit unbedenklichem Wasser gemischt, um die Grenzwerte von 50 mg für Nitrat im Trinkwasser einzuhalten, denn Nitrat, dass sich im Körper in Nitrit verwandelt ist dann in größeren Mengen gesundheitsschädlich.

Deshalb hat Walter Rammler den Bürgermeister von Großenlüder Werner Dietrich besucht, der Erfahrung mit dem Problem hat. In Großenlüder sei in den letzten Jahrzehnten der Nitrat Gehalt alle 10 Jahre in 5 mg Schritten kontinuierlich gestiegen. Von 22 – 25 mg in den 60ziger Jahren, das ist normaler Landeschnitt, auf über 48 mg/l Nitrat in Großenlüder und 38 mg/l Nitrat in Bimbach. Um den gesetzlichen Nitratwert einzuhalten sei vordringlich die Mischung von weniger belasteten Wasser mit höher belasteten Wasser geboten, bevor andere Maßnahmen wie z.B. eine Nitratentfernungsanlage, die biologisch funktioniert, eingesetzt werden könne und dürfe. Der Grund für die zu hohen Nitratwerte in Großenlüder seien hauptsächlich Mastbetriebe, die mit ihren Tieren zu viel Gülle erzeugten, die der örtliche Boden so nicht aufnehmen, verwerten und abbauen könne und die deshalb ins Grundwasser einsickert. Im Kreis Fulda und auch in Großenlüder gäbe es seit 2008 Kooperationsvereinbarungen mit den Landwirten, die z.B. Zwischenfrüchte anbauten um die Nitrataufnahme durch Pflanzen zu fördern oder auch Ausbringungsverbote. Dafür würden die Landwirte finanziell entschädigt. Die Maßnahmen aus der Kooperation zeigten sich aber im Schnitt erst nach ca. 10 bis 15 Jahren, so Dietrich. Außerdem sei es nicht sinnvoll Kooperationen zur Nitratverringerung mit den Landwirten zu schließen und gleichzeitig seitens des Gesetzgebers und der Genehmigungsbehörde beim Landkreis weitere Mastbetriebe zu genehmigen. Der Bürgermeister fordert deshalb u.a. einen Zulassungs- und Erweiterungsstopp für neue Betriebe wenn die Nitrat Menge im Trinkwasser 40mg/l erreiche.

„Mein Vater war Schmied, aber wir haben im Nebenerwerb auch Landwirtschaft betrieben,“ so Walter Rammler. „Ich weiß, dass man im Schnitt ein erwachsenes Rind oder 6 Mastschweine oder 10 Schafe auf einen Hektar Land rechnet.“ Wenn man mehr Tiere als Land habe, fehle die notwendige Fläche, um eine Überdüngung der Felder auszuschließen. Deshalb muss die Tierhaltung wieder an die Fläche der Höfe gebunden werden.

Einig waren sich Bürgermeister Dietrich und Bundestagskandidat Rammler, dass Wasserschutz ohne Einbeziehung der Landwirte nicht funktionieren könne. Kurzfristig, am meisten Erfolg verspreche hier die Förderung der Anpflanzung von Zwischenfrüchten wie z.B. Sonnenblumen, Buchweizen oder Senf, die nicht nur das Nitrat aus dem Boden ziehen, sondern auch die Bodenqualität insgesamt verbessern, in der Blütezeit Insekten Nahrung böten und auch noch hübsch anzusehen seien.

Langfristig führe aber, so der Bundestagskandidat der Grünen kein Weg an der Verringerung des Tierbesatzes und an einer naturgemäßeren und tiergerechten Landwirtschaft vorbei. Es dürfe nicht sein, so Rammler, dass wir Milliarden Subventionen an die industrielle Landwirtschaft zahlten und jetzt auch noch für die Reparatur der Umweltschäden ans Wasserwerk zahlen müssten.