Im Rahmen ihrer Bilanzpressekonferenz hat die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt (NHW) gemeinsam mit dem hessischen Wohnungsbauminister und Aufsichtsratsvorsitzenden Kaweh Mansoori eine neue Klimazielvereinbarung unterzeichnet. Grundlage ist die Fortschreibung der Klimastrategie 2025+, die erstmals 2019 beschlossen wurde. Ziel ist es, den Gebäudebestand der NHW bis 2045 weitgehend klimaneutral zu gestalten.
Fokus auf Dekarbonisierung der Wärmeversorgung
Die NHW will künftig den Schwerpunkt ihrer Klimaschutzmaßnahmen auf die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung legen. Dabei soll der Umfang der baulichen Eingriffe pro Gebäude reduziert werden, um größere Teile des Bestands zeitnah umrüsten zu können. „Das ist ein Paradigmenwechsel, der uns einen realistischen Weg zur Klimaneutralität aufzeigt“, erklärte Dr. Thomas Hain, Leitender Geschäftsführer der NHW. Bis 2045 sollen 73 Prozent der Gebäude unabhängig von fossilen Brennstoffen betrieben werden. Für die restlichen 16.000 Wohneinheiten sind weitere Investitionen in Höhe von 1,2 Milliarden Euro notwendig – hierfür sei öffentliche Unterstützung erforderlich.
Bezahlbarer Wohnraum und Klimaschutz als gleichwertige Ziele
Minister Mansoori betonte, dass Klimaschutz und sozialer Wohnungsbau keine Gegensätze seien. „Wohnen ist ein Grundrecht und unabdingbar für den sozialen Frieden“, sagte er. Angesichts der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt werde das Land Hessen allein 2024 rund 780 Millionen Euro in die Förderung bezahlbaren Wohnraums investieren. Klimaschutzmaßnahmen müssten sozialverträglich gestaltet werden, um breite Akzeptanz zu finden.
Ausbau der Baulandoffensive
Ein weiteres zentrales Thema war die Baulandentwicklung. Die Tochtergesellschaft Bauland Offensive Hessen GmbH (BOH) hat bislang über 50 Kommunen bei der Entwicklung schwieriger Flächen beraten. Dieses Angebot soll durch ein neues Förderprogramm des Landes ausgebaut werden. Ziel ist, den Kreis der begünstigten Kommunen auf etwa 140 zu erweitern – insbesondere in ländlichen Regionen. Das neue Programm startet im Herbst unter dem bekannten Namen „Baulandoffensive Hessen“.
Technische Maßnahmen: Wärmepumpen statt Vollsanierung
Die neue Klimastrategie sieht eine Verlagerung auf sogenannte „gering-investive“ Maßnahmen vor. Dabei werden fossile Heizungen durch Wärmepumpen oder Fernwärmeanschlüsse ersetzt – in Kombination mit Photovoltaik, wo möglich. Dadurch soll der jährliche CO₂-Ausstoß im Gebäudebetrieb bis 2045 auf fünf Kilogramm pro Quadratmeter gesenkt werden. „Klimaneutralität erreichen wir im Heizungskeller, nicht an der Fassade“, so Monika Fontaine-Kretschmer, Technische Geschäftsführerin der NHW.
Sozialverträgliche Mietenstrategie
Mit einer Durchschnittsmiete von 6,84 Euro pro Quadratmeter zählt die NHW zu den günstigsten Anbietern in Hessen. Mehr als die Hälfte der rund 61.000 Wohnungen liegen unter sieben Euro Kaltmiete. Die neue Mietenstrategie begrenzt Erhöhungen prozentual sowie regional differenziert. Sie ermöglicht Investitionen in Neubau und Klimaschutz, ohne Mieter mit geringem Einkommen zu überfordern. Dr. Constantin Westphal, Geschäftsführer für das Immobilienmanagement, betonte: „Unsere Strategie berücksichtigt sowohl Klimaziele als auch soziale Verantwortung.“
Positives Jahresergebnis und Rekord im Neubau
Die NHW erzielte 2024 ein Jahresergebnis von 34,7 Millionen Euro – deutlich über dem Planwert. Der Leerstand liegt bei 1,6 Prozent, die Fluktuationsquote bei 4,8 Prozent. Im Neubau wurden rund 850 Wohnungen sowie zwei Kitas und ein Supermarkt fertiggestellt. Derzeit befinden sich knapp 1.300 Wohnungen, drei Kitas und eine Grundschule im Bau. Besonders hervor sticht das Schönhof-Viertel in Frankfurt, wo zusammen mit einem Partner über 2.000 Wohnungen entstehen – fast die Hälfte davon gefördert. Insgesamt plant die NHW Investitionen von rund 400 Millionen Euro in den Neubau.
Serielle Sanierung als Schlüsseltechnologie
Mit Investitionen von über 154 Millionen Euro im Bereich Modernisierung und Instandhaltung erreichte die NHW 2024 einen Höchststand. Ein zentraler Ansatz ist die serielle Sanierung mit vorgefertigten Bauteilen, die eine schnellere und standardisierte Umsetzung ermöglicht. In einem Pilotprojekt in Maintal-Bischofsheim werden derzeit 96 Wohneinheiten auf KfW-55-Standard gebracht.
ProjektStadt als Motor für Stadtentwicklung und Wärmewende
Die zur NHW gehörende Stadtentwicklungsmarke ProjektStadt ist aktuell in 111 Kommunen mit rund 200 Projekten aktiv. 2024 wurden 45 neue Vorhaben gestartet und 34 Millionen Euro an Städtebaufördermitteln eingeworben. Die ProjektStadt unterstütze zunehmend Kommunen bei der Wärmeplanung, Klimaanpassung und Innenstadttransformation. Fontaine-Kretschmer bezeichnete die ProjektStadt als wichtigen Akteur bei der Umsetzung öffentlicher Fördermittel und Impulsgeber für die kommunale Wärmewende. +++







Hinterlasse jetzt einen Kommentar