Neurobiologe zu Impfskepsis: Freie Entscheidung mit Angst unmöglich

Bislang rund 300 Impfstoff-Projekte zu Covid-19 dokumentiert

Der Neurobiologe Gerald Hüther ist nicht überrascht, dass Menschen nicht zur Impfung erscheinen. „Menschen, die so verängstigt sind, wie die meisten unserer Mitbürger gegenwärtig, können überhaupt keine freie Entscheidung mehr treffen“, sagte der Angstforscher den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Dass sich manche dann an der Frage des besseren Impfstoffes mit Risikoabwägungen abarbeiten, ist deren Bewältigungsstrategie für diese Angst.“

Die Entscheidungsforscherin Simone Dohle von der Universität Köln sieht einen weiteren Grund für die große Verunsicherung: Die Menschen seien gesund, wenn sie sich impfen lassen. Dadurch seien die Risiken präsenter als der Nutzen. „Wenn ich bereits krank bin und ein Medikament nehme, um gesund zu werden, blende ich die Nebenwirkungen leichter aus“, sagte sie den Zeitungen weiter. Ergänzend gab Dohle zu bedenken, dass man sich in einer völlig neuen Situation befinde. Dass Impfstoffe in Massenmedien direkt miteinander verglichen würden, habe es bislang nicht gegeben. Die Expertin für Risikokommunikation in der Medizin rät daher zu einem Perspektivwechsel. „Die WHO hat bislang rund 300 Impfstoff-Projekte zu Covid-19 dokumentiert“, sagte Dohle. Nur vier davon hätten es überhaupt geschafft eine Zulassung in der EU zu bekommen. „Wirksamkeit und Sicherheit sind hier also sehr gut.“

Die Psychologin appelliert an die Solidarität der über 60-Jährigen, für die der Impfstoff von Astrazeneca in Deutschland explizit freigegeben ist. „Impfen ist gerade eine Gemeinschaftsaufgabe“, mahnte Dohle. „Jeder Ältere, der eine Impfung mit Astrazeneca ablehnt und ein anderes Mittel bekommt, nimmt damit einem Jüngeren die Chance, sich frühzeitig impfen zu lassen.“ +++