Berlin. In der Großen Koalition ist erneut ein Streit über die Einführung neuer Klagerechte in Fällen mit vielen betroffenen Verbrauchern wie beim Diesel-Skandal entbrannt. Das berichtet das "Handelsblatt". Die Union will demnach die bereits vereinbarten Kriterien für eine Klagebefugnis weiter verschärfen, was bei der SPD auf energischen Widerstand stößt. "Es gibt keinen Grund, die Regelungen zur Klagebefugnis zu ändern", sagte der rechtspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Johannes Fechner, der Zeitung. "Die klaren Kriterien des Gesetzentwurfes verhindern Missbrauch."
Die rechtspolitische Sprecherin der Unions-Fraktion, Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU), sagte dagegen dem Blatt, im parlamentarischen Verfahren sei noch zu prüfen, ob die Kriterien für die klagebefugten Verbände ausreichten, "um unseriöse Verbände auch aus dem EU-Ausland von der Klagebefugnis auszuschließen oder ob sie gegebenenfalls deutlicher formuliert werden müssen". Das sei für Verbraucher und Unternehmen gleichermaßen wichtig. Aus Sicht Winkelmeier-Beckers muss etwa geklärt werden, ab wann tatsächlich von gewerbsmäßiger Tätigkeit sowie der Gewinnerzielungsabsicht eines Verbandes auszugehen sei. "Auch was die Voraussetzung, dass die Verbände nicht mehr als fünf Prozent ihrer Einnahmen durch Zuwendungen von Unternehmen beziehen dürfen, alles umfassen soll, bedarf der Konkretisierung", sagte die CDU-Politikerin. "Klären müssen wir ebenfalls, ob Verbände aus dem EU-Ausland diese neuen Voraussetzungen etwa unter Berufung auf die EU-Dienstleistungsfreiheit unterlaufen können."
Die SPD sieht Änderungsbedarf in der Verjährungsfrage. Bisher ist vorgesehen, dass mit der Eintragung in ein Klageregister für die Verbraucher die Verjährung ihrer Schadensersatzansprüche gestoppt wird. "Klarstellen wollen wir", so Fechner, "dass die Verjährungshemmung für alle Geschädigten gilt, unabhängig von der Registrierung." Auch betrogene Unternehmen und nicht nur Verbraucher sollten ihre Ansprüche in einem Musterprozess geltend machen können. "Wenn etwa ein Handwerker oder ein Pflegedienst beim Autokauf über den Abgasausstoß getäuscht wurde, sollten auch sie ihre berechtigten Ansprüche im Musterprozess geltend machen können", sagte der SPD-Politiker. +++
In Anbetracht der weit verbreiteten Schummelei von Unternehmen zu Lasten von Verbrauchern sind schärfere Gesetze sowie eine Verbesserung der Verbraucherrechte längst überfällig. Die von der SPD vorgeschlagenen Instrumente wie Musterfeststellungsklagen bzw. Sammelklagen und andere wurden von der Union bisher nicht nur rigoros abgelehnt, im Falle der Verfehlungen der Autoindustrie hatte Dobrindt zu dem längst fälligen "Dieselgipfel" Verbraucherschützer und Umweltverbände gezielt gar nicht erst eingeladen! So tickt die Union und ihr Verkehrsminister.
Die Union setzt eben Unternehmensinteressen vor Verbraucherinteressen!
Damit leistet die Union der Wirtschaft aber einen Bärendienst: die mangelhaften Verbraucherschutzrechte verleiten manche Unternehmen zu Schummeleien, die, wenn sie wie jetzt bei der Autoindustrie ans Licht kommen, zudem Millionen Arbeitsplätze gefährden. Müßte man unser Land nicht vor solchen zwielichtigen Unternehmenslenkern schützen? Was wären dann die richtigen Instrumente, wenn offensichtlich auch die Kapitalseite, d.h. die Aufsichtsräte, versagen?
Hatte die Union in ihrem Wahlprogramm nicht mehr Arbeitsplätze und Vollbeschäftigung (wenn auch erst für 2025) versprochen? Alles Schall und Rauch?
Nach der Wahl ist vor der Wahl!
http://youtu.be/0zSclA_zqK4
PS: Sie werden es nicht für möglich halten! Nachdem insbesondere Dobrindt und seine „C“SU mit dem Autoskandal in die Ecke getrieben wurden, konnte sich Seehofer plötzlich sogar, bisher vehement abgelehnte, Sammelklagen vorstellen! Aber jetzt blockiert die Union schon wieder!