Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, sieht Risiken für die Gasversorgung auch im kommenden Winter und ruft die Bürger zu einem sparsamen Verbrauch auf. „Die Speicher sind zu 94 Prozent gefüllt und wir verfügen über alternative Bezugsquellen, wir können also optimistisch sein für den nächsten Winter, für eine Entwarnung aber ist es zu früh, es verbleiben Risiken“, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Müller verwies darauf, dass Russland weiterhin Gas in europäische Länder liefere. „Wenn diese Lieferungen eingestellt würden, muss auch Südosteuropa aus anderen Quellen versorgt werden“, sagte er. „Da würde Deutschland eine wichtige Rolle zufallen.“ Wie verwundbar die Gasversorgung sei, hätten auch die Anschläge auf Nord Stream gezeigt. „Solche Szenarien dürfen wir nicht ignorieren.“ Für Hausbesitzer und Mieter gelte, sich „möglichst gut auf den Winter vorzubereiten“. Dazu gehörten zum Beispiel die optimale Einstellung der Gasheizung sowie energetische Investitionen. „Wir werden auch in diesem Jahr zu einem sparsamen Gasverbrauch aufrufen: Gas ist weiterhin deutlich teurer als vor der Krise, sparen schont den Geldbeutel und das Klima und hilft der sicheren Versorgung“, so Müller.
Moldau sieht keine Abhängigkeit von russischem Gas mehr
Der EU-Beitrittskandidat Moldau hat sich nach Angaben seines Energieministers Victor Parlicov von der vollständigen Abhängigkeit von russischem Gas befreit. „Als Land ist es uns in eineinhalb Jahren gelungen, unsere Versorgungsquellen sowohl für Gas als auch für Elektrizität in einem Ausmaß zu diversifizieren, das vorher nicht vorstellbar war“, sagte Parlicov dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ in Chisinau. Zuvor sei die Republik Moldau zu 100 Prozent auf russisches Gas angewiesen gewesen. Für Wärme beziehe Moldau gar kein Gas mehr aus Russland, sagte der Minister. Rund 70 Prozent des Strombedarfs decke die frühere Sowjetrepublik allerdings weiterhin mit Elektrizität, die es aus der abtrünnigen Region Transnistrien kaufe. Dort wird russisches Gas im Kraftwerk Cuciurgan in Strom umgewandelt. Parlicov begründete das mit dem günstigen Preis, da Russland Transnistrien Gas quasi zum Nulltarif liefert. Indirekt subventioniere Moskau damit auch den Strom preis Moldaus. Anders als früher sei Moldau nach der Synchronisation mit dem europäischen Stromnetz aber nicht mehr auf den Strom aus dem pro-russischen Transnistrien angewiesen, sagte Parlicov. „Das ist jetzt eine Option, es ist kein Muss.“ Theoretisch könne Moldau den Bezug aus Transnistrien stoppen und teureren Strom aus anderen europäischen Quellen beziehen. „Ja, das wäre teuer, ja, es wäre nicht sehr bequem für unsere Verbraucher, aber wir könnten damit leben.“ Für das Regime in Transnistrien ginge es „um Leben und Tod“, so der Minister. „Nach ein paar Monaten würden sie einfach zusammenbrechen.“ Transnistrien, das an die Ukraine angrenzt, hat sich Anfang der 1990er-Jahre abgespalten und versteht sich als Nachfolger der sozialistischen Sowjetrepublik Moldau. Es beharrt auf seiner Unabhängigkeit, wird allerdings von keinem Staat der Welt anerkannt, auch nicht von Russland. Das Regime überlebt nur durch die russischen Gaslieferungen. Moskau sichert sich damit erheblichen Einfluss in der Region. In Transnistrien sind rund 1.500 russische Soldaten stationiert. +++