Naturdenkmal „Dicker Stein“ bei Engelrod ist Heimat von 75 Flechtenarten

Engelrod. Mehr als nur „ein Haufen Steine“: Bei Sonnenschein und leichtem Schnee wurde am Geotop und Naturdenkmal „Dicker Stein“ in der Gemarkung Engelrod ein Gutachten mit faszinierenden Ergebnissen vorgestellt. „Das Ergebnis ist phänomenal, es wurden mehr Flechtenarten festgestellt als an jedem der zehn anderen untersuchten Steinformationen, vor allem hinsichtlich der Rote-Liste-Arten“, freut sich Gudrun Huber, Untere Naturschutzbehörde beim Vogelsbergkreis (UNB).

Insgesamt waren es 75 verschiedene Flechtenarten, von denen Susanne Jost, Mitarbeiterin der Unteren Naturschutzbehörde, einige anhand großer Fotos vorstellte. Die Vielfalt trotz jahrzehntelanger Teilverschattung sei überraschend groß. Einen ganz besonderen Fund – sogar einen Neufund – stellt die bislang noch unbeschriebene Krustenflechte der Gattung „Fellhaneropsis“ dar: Sie wurde hier erstmals in Deutschland festgestellt. Bisher wurde sie nur vereinzelt in Schweden gefunden.

Aus Gutachten des Naturschutzgroßprojektes über Flechten an anderen Geotopen war bekannt, dass eine reiche Artenvielfalt im Vogelsberg vorhanden ist. Mit dieser Kenntnis und den Eindrücken aus Ortsbesichtigungen wurde dann entschieden, für die rund 500 Quadratmeter große Fläche ein eigenes Gutachten erstellen zu lassen. Das Flechtengutachten wurde von der Bürogemeinschaft Angewandte Ökologie aus Darmstadt im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde erstellt. Die Experten empfehlen die Beweidung, um eine Verbuschung zu vermeiden, und das Einrichten von Dauerbeobachtungsflächen für bestimmte Arten. Und um die Flechtenfläche zu vergrößern sei es sinnvoll, die von Boden und Gras überwachsenen Steine wieder freizulegen.

Eine Anregung, die Bürgermeister Heiko Stock sofort in ein kleines Schulprojekt verwandelte: Schülerinnen und Schüler der Lautertal-Schule könnten dies im Rahmen einer Projektwoche tun. Denkbar sei auch, im Rahmen von Ferienspielen Nistkästen für Vögel oder Fledermäuse zu bauen und Insektenhotels zu fertigen.

Das auf 565 m ü. NN liegende Naturdenkmal der Gemeinde Lautertal war früher nach Aussage von Ortsvorsteher Erwin Stertz ein beliebter Treffpunkt der Einheimischen – nicht nur wegen der vielen Heidelbeersträucher, sondern auch des großen Maifeuers wegen. Vor 30 Jahren wurde der Basaltfelsen als Naturdenkmal ausgewiesen und in den letzten Jahren regelmäßig freigeschnitten. Im Winter 2013/2014 wurde unter Leitung des Revierförsters Dietmar Oefner sorgfältig entbuscht und im Sommer finanzierte die Untere Naturschutzbehörde eine neue Umzäunung.

Seitdem sorgen die Heidschnucken von Werner Eifert mit ihren „Pflegeeinsätzen“ dafür, dass nichts wieder zuwächst. Ein Rückschnitt der Gehölze nach Südost soll den Blick in die Rhön und den Thüringer Wald freigeben, zur besseren Erreichbarkeit werden im kommenden Jahr Schotterparkplätze eingerichtet.

Für Besucher und Wanderer folgt dann abschließend die Hinweistafel des Geoparks, erstellt durch Dr. Angela Metzner von der Fachsektion Vulkan Vogelsberg der Deutschen Vulkanologischen Gesellschaft. „Nur was man kennt, schützt man auch“, weist Hartmut Greb (Geschäftsführer Geopark) darauf hin, dass die „Dicken Steine“ die Vulkanregion Vogelsberg „an solch einer Stelle erlebbar machen“. Auch die nahe Lage an der Radroute „Basalt-Tour“ und den Radfernwegen R7 und R2 wird von den Beteiligten positiv gesehen. +++ fuldainfo