Das ist mal eine schöne Weihnachtsgeschichte: Die 35 Jahre alte Mona Fischer stand nach einem Unfall schon vor der frühzeitigen Rente. Ihren Job als Köchin konnte sie nicht mehr ausüben, doch sie wollte unbedingt weiterarbeiten. Aufgeben kam für sie nicht infrage! Also schulte sie zur Bauzeichnerin um und schrieb anschließend mehr als 100 Bewerbungen – ohne Erfolg. Absage um Absage. Hoffnung rein, Hoffnung raus. Doch dann die letzte Initiativbewerbung an das Schlüchterner Architekturbüro buero kulbe. Es folgte eine Einladung. Und dann passierte das, woran sie selbst kaum noch geglaubt hatte: Es hat geklappt!
„Uns ist nie etwas zu schwer, aber das wiederum war ganz einfach“, sagt Geschäftsführer Carsten Kulbe über die Anstellung von Mona Fischer. Worte, die sitzen. Die Oberkalbacherin selbst berichtet sichtlich gerührt: „Ich bin dankbar für diese Chance und könnte mir wirklich nichts Besseres vorstellen.“ Diese Sätze machen deutlich, wie viele Enttäuschungen sie einstecken musste, bevor sie im buero kulbe anheuerte.
Mona Fischer lebt nach einem Unfall mit einer Gehbehinderung. Sie kann keine großen Strecken laufen oder länger stehen. Viele sahen nur das – und nicht den Menschen dahinter. Dabei war sie lange Zeit als gelernte Köchin in der Sternegastronomie tätig. Ein Knochenjob. Leidenschaft pur. „Das war dann allerdings nicht mehr möglich“, sagt sie offen. Die Rentenkasse hätte sie am liebsten frühzeitig in Rente geschickt. Doch Mona Fischer wollte mehr. „Das wollte ich aber nicht, also habe ich mich nach Möglichkeiten zur Umschulung umgesehen.“
Sie wurde schnell fündig und lernte Bauzeichnerin. Mit Ehrgeiz, Disziplin und Durchhaltewillen. Nach dem Abschluss verschickte sie mehr als 100 Bewerbungen – und kassierte eine Absage nach der anderen. An den schulischen Leistungen konnte es nicht gelegen haben: Abschlussnote 1,2! Doch oft wurde sie erst gar nicht eingeladen. Und wenn doch, drehte sich alles nur um ihre Gesundheit. Ob mit mehr Ausfallzeit zu rechnen sei, ob sie überhaupt auf eine Baustelle gehen könne. Das Ende war immer gleich: Absage.
Bis sie auf Carsten Kulbe traf. Der Architekt und Geschäftsführer des buero kulbe sagt: „Jeder Mensch hat es verdient, gut behandelt zu werden.“ Schon beim Vorstellungsgespräch habe er gemerkt, dass Mona Fischer enorm viel Enthusiasmus mitbringt. „Sie hat definitiv die richtige Einstellung – und das ist doch das Wichtigste.“ Kulbe leitet das Architekturbüro gemeinsam mit seiner Tochter, Architektin Katharina Jürgensen. Und beide waren sich schnell einig: Das wird was!
Mehr noch: Carsten Kulbe machte Mona Fischer praktisch sofort Hoffnung. „Gehen Sie mal davon aus, dass Sie die Stelle haben!“, habe er ihr noch auf dem Weg nach draußen gesagt, erinnert sich Mona Fischer. Ein Satz, der alles veränderte. „Ich bin hier das erste Mal wie ein ganz normaler Mensch behandelt worden“, betont sie.
Mittlerweile ist Mona Fischer seit einigen Wochen im buero kulbe tätig. Für sie wurde ein spezieller Arbeitsplatz eingerichtet. Doch sie sitzt nicht nur am Schreibtisch: Sie ist auch auf Baustellen unterwegs, macht Vermessungen – und bildet sich weiter. Stillstand? Gibt es bei ihr nicht. Carsten Kulbe sagt offen: „Natürlich verspreche ich mir etwas von Mona Fischer. Wir wollen mit ihr unser Spektrum noch erweitern.“ Der Wohnungsbau bleibe zwar der zentrale Baustein, „aber wir möchten künftig auch Altbausanierungen anbieten sowie Parkhäuser und mehr bauen“. Für Fortbildungen sei Mona Fischer aufgrund ihrer Vita bestens geeignet.
Die neue Mitarbeiterin sieht das genauso. Und ihr Schlusswort geht direkt ins Herz: „Ich bin überglücklich, hier zu sein, und will am liebsten bis zur Rente bleiben.“ Eine Weihnachtsgeschichte, die zeigt: Manchmal braucht es nur einen Menschen, der hinsieht – und an jemanden glaubt. +++

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