Müller nach 37 Jahren djo-Heimleitung in den Ruhestand verabschiedet

Poppenhausen. Eigentlich hatte sich Hermann Müller einen Abschied in kleiner Runde gewünscht. Dass nun doch weit über 60 Gäste zur Verabschiedung des djo-Heimleiters nach 37 Dienstjahren gekommen sind, liegt wohl daran, dass Müller bekannt ist wie „ein bunter Hund“. Und dass er einen hervorragenden Job gemacht hat.

Der 63-Jährige hinterlässt ein Lebenswerk und große Fußstapfen auf einem gut bestellten Feld. Fast 13 Generationen Jugendarbeit (eine Generation dauert drei Jahre) habe Müller geprägt und dem Haus in Rodholz Geist und Seele verliehen, so drückt es der ehemalige djo-Landesvorsitzende Herbert Köller aus. Dabei gehörte der Heimleiterposten nie zu Müllers Zukunftsvisionen. Im Gegenteil: Der gelernte Metzgermeister und Koch sowie dessen Ehefrau Edith, die beide in der Hotellerie und Gastronomie zu Hause waren, träumten in ihren Zwanzigern den Traum von einer eigenen Pension in Sonthofen. Kurz vor der Verwirklichung des Traums ereilte den gebürtigen Schwarzerdener ein Ruf aus der Heimat. Rhön oder Allgäu? Das war die große Frage.

Dass eine Zonenrand-Zukunftsperspektive Ehefrau Edith zunächst wenig begeisterte, ist nachvollziehbar. Doch Hermann Müllers Verbundenheit zur Heimat, zur Deutschen Jugend in Europa (djo) und die Überzeugungskraft der damaligen Verantwortungsträger siegten. Davon profitieren heute noch der Verband und die ganze Region. Denn das djo-Landesheim in Rod-holz kann aktuell zwischen 13.000 und 14.000 Übernachtungen pro Jahr vorweisen. Davon entfallen 16 Prozent auf Gäste aus dem Landkreis und der Stadt Fulda. Unter den 20 Häusern des Verbandes, der 1951 als Deutsche Jugend des Ostens gegründet wurde, gehöre das Rodholzer Haus aufgrund seiner Ausstattung, Leistungsfähigkeit und Flexibilität zu den Top Drei, erläutert Hermann Müller. Dass das Haus neben diesen drei Merkmalen auch über ein motiviertes Team verfügt, dürfte wohl nicht zuletzt an dem großen persönlichen Engagement des 63-Jährigen liegen.

„In den ersten 20 Jahren war eine 60- bis 70- Stunden Arbeitswoche für meinen Mann normal“, erinnert sich Edith Müller. Und meistens waren Baustellen zu schließen. Vier große Bauabschnitte hat es zwischen 1978 und 2013 gegeben. Vier Millionen Euro – davon zwei Millionen Fördermittel des Landes und zwei Millionen selbst erwirtschaftet – seien in die Einrichtung investiert worden. So konnte aus einer „Hütte“ mit 50 Betten ein 90-Betten-Haus werden, dessen Zimmer alle über Dusche und WC verfügen, und das laut Müller wirtschaftlich gut da steht. „Mein Ehrgeiz bestand darin, immer irgendetwas in Bewegung zu halten“, erinnert sich der Neu-Ruheständler. Er sei mit vielen Ideen und einem relativ hohen Schritttempo vorneweg marschiert – manchmal auch ohne zu fragen. Dass da der eine oder andere Wegbegleiter möglicherweise mit etwas weniger Atemvolumen unterwegs gewesen sein könnte, hört man zwischen den Zeilen.

Aus seiner Streitbarkeit macht Müller selbst keinen Hehl. „Es gab wohl niemanden, mit dem ich mich nicht gekabbelt habe“, gibt er zu. Dennoch: Die zahlreichen Redner aus DJO-Familie und Politik zollten Müller Anerkennung sowie Respekt und sagten Danke für das, was er geleistet hat. Müllers Nachfolger, Stefan Fasmers, formuliert es wie folgt: „Er hat in fast vier Jahrzehnten ein ‘Hermanns Denkmal‘ in der Rhön gesetzt.“ Nachdem diese Mission beendet ist, kann es für den unermüdlichen Macher jetzt weiter gehen: in der Kreispolitik – Hermann Müller ist seit 1989 ununterbrochen Kreistagsmitglied -, bei sportlichen Aktivitäten und vielleicht auch mal ganz gelassen im Kreise der eigenen Familie. +++ fuldainfo | lk