Montgomery: Impfstoff-Verteilung nicht zu früh regeln

Es wird mit jahrelangem Corona-Impfprogramm gerechnet

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Der Vorsitzende des Weltärztebunds, Frank Ulrich Montgomery, hat sich dagegen ausgesprochen, schon vor Zulassung des ersten Corona-Impfstoffs im Detail zu entscheiden, wer als erstes geimpft werden soll. „Ich wäre dagegen, jetzt schon eine Subdifferenzierung in immer feinere Verästelungen vorzunehmen“, sagte Montgomery den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Wichtig ist, überhaupt erst einmal Impfstoffe zur Verfügung zu haben.“ Wer dann prioritär geimpft werde, hänge auch davon ab, welches Vakzin zur Verfügung steht. „Da die auf unterschiedlichen pharmakologischen Prinzipien beruhen, wird es welche geben, die zum Beispiel bei älteren Menschen nicht wirken oder nicht so sicher sind wie andere“, sagte Montgomery.

Ex-Gesundheitsweiser rechnet mit jahrelangem Corona-Impfprogramm

Matthias Schrappe, Professor für Klinische Infektiologie und ehemaliger stellvertretender Vorsitzender des Sachverständigenrats Gesundheit der Bundesregierung, rechnet damit, dass eine Impfkampagne gegen Corona mehrere Jahre dauern würde. Gemeinsam mit Kollegen sei er in einer Modellrechnung von 60 Millionen Menschen ausgegangen, die geimpft werden müssten, sagte Schrappe den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Wenn man es schaffen würde, pro Arbeitstag 60.000 Impfdosen zu verabreichen, würde man 1000 Arbeitstage brauchen, also etwa vier Jahre“, erklärt der Mediziner. „Das ist wahrscheinlich noch zu optimistisch.“ Impfprogramme in der Vergangenheit – wie gegen Pocken oder Polio – hätten Jahrzehnte gedauert. „Eine Impfkampagne ist nicht die Bereitstellung des Impfstoffes allein“, erklärte Schrappe. „Das ist ein komplizierter gesellschaftlicher Prozess.“ Allein einen Konsens zu finden, wer zuerst geimpft werde, sei schwierig. „Das können nicht Ärzte entscheiden, dass muss die Politik regeln, am besten gesetzlich, über das Parlament.“ +++ nh/dts