Möller: „Bahn hat viel versprochen und wenig gehalten“

Schlüchterner Bürgermeister erneuert Kritik und weist auf zwei Info-Veranstaltungen hin

ICE-Bahn

Bei einem Treffen mit den Mitgliedern des Ortsbeirates Wallroth hat Schlüchterns Bürgermeister Matthias Möller (parteilos) seine Kritik am Vorgehen der Bahn bezüglich der Neubaustrecke Hanau — Würzburg/Fulda erneuert. „Wir möchten die Bahn damit konfrontieren, dass bei der Variantenauswahl die Bewertungskriterien mitten im Verfahren geändert wurden und somit die Beurteilung aller möglichen Trassenvarianten von I bis VII nicht objektiv gestaltet wurde“, sagt Möller. „Es ist weiterhin nicht nachvollziehbar, warum die Bahn ihre Bewertungskriterien mitten im Verfahren ändert“, erklärt das Stadtoberhaupt: „Wenn die aktuellen Kriterien schon gegolten hätten, wären die Spessartvarianten, die uns nicht betroffen hätten, womöglich gar nicht so früh ausgeschlossen worden.“

Zwei Varianten der Neubaustrecke waren zum Schluss übriggeblieben. Variante VII hätte Wallroth stark betroffen, die nun beschlossene Variante IV beeinträchtigt den Stadtteil Niederzell sehr stark. „Dass wir gegen die IV in ihrem aktuellen Verlauf sind bedeutet nicht, dass wir die VII wieder aufrufen werden“, sagt Möller. Die Stadt Schlüchtern hat sich mittlerweile kompetenten Rat von außen geholt. Ein Planungsbüro sowie ein Fachanwalt unterstützen die Verwaltung. Bürgerinnen und Bürger könnten sich bei Fragen und Problemen jederzeit an die Stadt wenden: „Hier finden die Betroffenen die richtigen Ansprechpartner“, sagt Möller. In diesem Zusammenhang weist der Bürgermeister auf zwei Informationsveranstaltungen hin: Am Dienstag, 19. Februar, um 18.30 Uhr in Niederzell und am Mittwoch, 20. Februar, um 20:00 Uhr in Elm im Dorfgemeinschaftshaus. Möller mahnt bei der Bahn unterdessen Transparenz an: „Diese ist für mich nicht mehr gegeben. Hier muss die Bahn nacharbeiten.“ Es gebe schließlich viele Pendler, die darüber informiert werden wollten, wann und wie es weitergehe.

Möller zeigt sich außerdem enttäuscht über zahlreiche nicht eingehaltene Versprechen seitens der Bahn: „Die Barrierefreiheit am Schlüchterner Bahnhof ist ebenso nicht geschaffen worden wie die Sanierung von Warteräumen oder die Beheizung von Wartehäuschen. Unsere vielen Pendler müssen Tag für Tag von einem solch schlechten Bahnhof zur Arbeit fahren. Das können wir keinem weiter zumuten. Die Bahn möchte mit der Neubaustrecke vor allem die Pendler entlasten. Bei einem Konzern, welcher aktuell solch massive Strukturprobleme hat ist das kaum vorstellbar.“
Große Unzufriedenheit der Kunden, sehr hohe Konzernverschuldung, katastrophales Management bei Stuttgart 21 mit einer extremen Verteuerung des Projektes, alte Züge mit hohen Ausfällen zeigten, dass die Bahn nicht nur mit der oft angeprangerten Unpünktlichkeit zu kämpfen hat.

Die Frage nach der Zukunftsvision der Deutschen Bahn in Bezug auf das Mobilitätsverhalten der Menschen dürfe bei allem konstruktiven Für und Wider der Neubaustrecke nicht fehlen, sagt Möller: „Das autonome Fahren wird ein harter Gegner für die Bahn und wird am Mobilitätsmarkt für einen starken Wettbewerb sorgen. Heute über ein Projekt zu entscheiden, welches Milliarden von Investitionen kostet und sich erst in zehn Jahren für unsere Pendler bemerkbar macht, werte ich zum aktuellen Zeitpunkt mehr als kritisch.“ Seit September vergangenen Jahres wurde viel versprochen und wenig gehalten“, erklärt Möller, der sich dieses Verhalten nicht weiter gefallen lassen will: „Wir werden unsere Stimme gegen die Bahn erheben.“ +++