Mit dem Rad auf den Spuren der Flughunde

Hofbieber. Für Fahrrad-Enthusiasten ist der Landkreis Fulda ein unerschöpfliches Terrain aus familienfreundlichen Radwegen, touristischen Kleinoden, regionaler Gastronomie und diversen Möglichkeiten zu sportlicher Herausforderung. Der Milseburg-Radweg auf der ehemaligen Rhönbahntrasse von Götzenhof nach Hilders weist all diese Attribute auf. Und doch nimmt er eine Sonderstellung ein: Hier können Abenteurer durch den längsten Fahrradtunnel Hessens fahren und dabei vielleicht einer der dort überwinternden Fledermäuse begegnen.

Der Einstieg in den Radweg auf der ehemaligen Rhönbahntrasse, die seit 2003 als Fahrrad-weg dient, ist im Petersberger Ortsteil Götzenhof. Von hier aus geht es durch wunderbare Natur über Almendorf und Melzdorf stetig leicht bergan in Richtung Langenbieber. Wer dort angekommen ist, legt meist eine erste Rast auf der insgesamt 27 Kilometer langen Strecke ein, denn die eigentliche Herausforderung wartet ja schließlich noch. Außerdem haben die Besitzer des anliegenden Hotels eine gemütliche Versorgungsstation geschaffen mit Grillwürstchen, kleinen Snacks und diversen Kaltgetränken. Bei Sonne lockt die großzügige Außenfläche mit Sitzgelegenheiten und großen Sonnenschirmen, bei kalten Temperaturen können sich die Radfahrer in einer kleinen, aber sehr heimeligen Hütte verpflegen und aufwärmen.

Das alte Bahnsteigschild zeugt noch davon, dass früher die Züge zwischen Fulda und Hilders auch in Langenbieber Halt machten. Wer den Blick über das grandiose Panorama der Rhön schweifen lässt, kann in der näheren Umgebung das historische Schloss Bieberstein ausmachen, das wie ein Wahrzeichen über der Großgemeinde Hofbieber thront. Gut gestärkt muss der Freizeitradler nun vermehrt in die Pedale treten, denn von Langenbieber geht es über Schackau, den ehemaligen Bahnhof Bieberstein, vorbei am Örtchen Elters in Richtung Milseburg und zwar durchaus kräftezehrend bergauf. Hier wartet mit dem 1127 Meter langen „Milseburgtunnel“, in dem eine Durchschnittstemperatur von acht bis zehn Grad Celsius herrscht, ein echtes Highlight der Strecke. Der aus dem Jahre 1889 stammende Tunnel ist tagsüber beleuchtet und wird zur Sicherheit der Tunnelnutzer durch Videokameras über-wacht. Im Tunnel befinden sich zudem Notrufsäulen, die eine direkte Verbindung zur Polizeistation in Hilders herstellen.

Der längste Fahrradtunnel Hessens wird in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde jedes Jahr Mitte April geöffnet. In den Wintermonaten ab dem 1. November ist er für die Öffentlichkeit geschlossen, da er als Winterquartier für Fledermäuse dient. In der Region überwintern regelmäßig zehn der 19 in Hessen vorkommenden Fledermausarten. Im Milseburgtunnel wurden allein neun Arten gesichtet, was ihn zum artenreichsten Winterquartier in Hessen macht.

Wohl dem der während der Öffnungszeiten des Tunnels hier vorbeikommt, denn während der Sperrzeit steht nur die Umfahrungsstrecke zur Verfügung, die vier Kilometer lang ist und vielen Radlern mächtig den Wind aus den Speichen nimmt, da aus Richtung Elters kommend ein Höhenunterschied von 145 Metern überwunden werden muss. Dahinter liegt der Bahnhof Milseburg, mit einer weiteren Möglichkeit zur Rast, ehe die letzten sieben Kilometer bis nach Hilders bewältigt werden müssen. Hier angekommen empfiehlt sich eine Übernachtung, die Rückfahrt mit dem Bus oder für ganz Sportliche die Variante, die 27 Kilometer lange Strecke wieder zurückzufahren. +++ fuldainfo