Mit dem Fahrrad im Gottesdienst

Evangelische Kirchengemeinden verbinden Fahrradtouren mit Pop-Musik und Gottesdienst

Sechs Fahrradtouren aus vier evangelischen Kirchengemeinden führten am Sonntag bei strahlendem Sonnenschein 200 Menschen zu einem Open-Air-Gottesdienst auf der Wiese vor dem Bonhoefferhaus zusammen. Ebenso wie viele andere hessische Kirchengemeinden, feierten die Gemeinden aus Fulda, Künzell und Petersberg einen „Hit-From-Heaven“- Gottesdienst, bei dem der Song „Irgendwann ist jetzt“ von Max Giesinger im Mittelpunkt stand.

Rennrad- und Familientouren

Als erstes traf eine Gruppe von Rennradfahrern auf dem Gelände der Bonhoeffergemeinde ein. Vier Männer und eine Frau waren bereits um acht Uhr an der Kreuzkirche losgefahren und hatten in zweieinhalb Stunden etwa 60 Kilometer zurückgelegt. Die anderen eher gemütlichen Fahrradtouren hatten ihren Startpunkt an fünf verschiedenen Kirchen. Gelbe Warnwesten mit der Aufschrift „gemeinsam evangelisch“ sorgen dafür, dass sich die verschiedenen Grüppchen der Kirchenradler im Stadtgebiet wiedererkennen konnten. Nach den Touren nahmen die Radfahrer auf Picknickdecken auf dem Gelände vor dem Bonhoefferhaus Platz. Für erfrischende Getränke und Eis sorgten die Veranstalter.

Popsong inspiriert Predigt

Bei spätsommerlichen Temperaturen konnten die Gottesdienstbesucher den Popsong von Max Giesinger „Irgendwann ist jetzt“ auf sich wirken lassen. Das Lied beschäftigte auch die fünf Pfarrerinnen und Pfarrer in ihrer Predigt. „Es geht darum, nicht immer alles aufzuschieben, was wir längst schon machen wollten,“ sagte Pfarrer Stefan Bürger. Das, wofür man brenne, schiebe man meist nicht auf. Pfarrer Marvin Lange freute sich über die Möglichkeit, mit verschiedenen Gemeinden zusammenzukommen: „Diese Gemeinschaft haben wir in der Pandemie echt vermisst.“ In Zukunft gelte es, in der Kirche, noch mehr gemeinsam zu machen, sagte Pfarrerin Anke Mölleken. Dadurch entstehe die Möglichkeit, „Kirche peppig zu gestalten.“ Auch in der Bibel komme die Mahnung vor, Dinge nicht aufzuschieben, sagte Pfarrer Wolfgang Echtermeyer und zitierte aus dem Neuen Testament: „Wenn ihr heute die Stimme Gottes hört, dann verschließt euch nicht.“ Gottes Stimme könne man in der Natur ebenso wahrnehmen, wie beim Gottesdienst feiern. Es gelte, den Moment zu schätzen und in der Gegenwart zu leben, beschloss Pfarrer Christian Pfeifer die gemeinsame Predigt der fünf evangelischen Geistlichen.

Kirche modern erleben

„Es ist schön, Kirche so modern zu erleben,“ sagte Katharina Blum, die mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter eine Radtour von der Kreuzkirche zur Bonhoeffergemeinde in Ziehers-Nord gemacht hatte. „Wir haben aus dem neuen Gemeindemagazin von dem Fahrrad-Gottesdienst erfahren und uns gleich angesprochen gefühlt,“ sagte die junge Mutter. Annemarie Hillebrecht aus Petersberg war dankbar für die Möglichkeit, den Gottesdienst im Freien feiern zu können. „So etwas müsste es öfter geben,“ wünscht sich die engagierte Ehrenamtliche. „Wir freuen uns, dass das Format des Fahrradgottesdienstes erneut so viele Menschen begeistert hat,“ sagte Pfarrer Marvin Lange von der Bonhoeffergemeinde. Er dankte auch den Musikern Christoph Mangelsdorf, Thomas Mitsche und Christof Risch, die mit groovigen Jazz-Kompositionen für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes gesorgt hatten. +++ pm