Ministerpräsident a. D. Vogel besuchte R+S

Diskussion über Fachkräftemangen und politische Hürden

Ralph Burkhardt, Konzernleitung der R+S solutions Holding AG, Prof. Dr. Bernhard Vogel und Markus Röhner, R+S-Vorstandsvorsitzender. (v.l.) Bild: Privat

Fulda. „Derzeit gibt es in der R+S-Gruppe insgesamt 720 unbesetzte Stellen, unter anderem für 500 Monteure. Würden wir für diese freien Arbeitsplätze qualifiziertes Personal finden, wäre R+S in der Lage, jährlich 60 Millionen Euro mehr Umsatz zu generieren.“ Ralph Burkhardt, Konzernleitung der R+S solutions Holding AG, fand anlässlich des Besuches von Professor Dr. Bernhard Vogel klare Worte. Der ehemalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen war in der Zentrale der R+S-Gruppe in Fulda zu Gast um sich über die Rolle der Unternehmen in der deutschen Wirtschaft auszutauschen und Ansätze zu finden, mittelständische Handwerksunternehmen zu stärken.

R+S, dem ehemals kleinen osthessischen Start-up, aus dem inzwischen ein Marktführer in der Gebäude- und Schiffstechnik sowie rund um Dienstleistungen für Industrie und Logistik geworden ist, zollte der langjährige Politiker hohen Respekt. Gleichzeitig ging er auf die aktuelle Wirtschaftsbewertung der Deutschen Bundesbank ein, die einerseits eine weiter florierende Konjunktur erwartet, andererseits aber auch vor den langfristigen Folgen des zunehmenden Fachkräftemangels warnt.

Ebenfalls Thema des gemeinsamen Austauschs waren die Balkanländer: R+S engagiert sich rund um die Rekrutierung neuer Mitarbeiter unter anderem in Ost- und Südosteuropa. Hier ist auch die Konrad-Adenauer-Stiftung aktiv, der Professor Dr. Bernhard Vogel als Ehrenvorsitzender angehört.

„Um unseren Expansionskurs weiter gehen zu können, setzen wir seit einigen Jahren sehr erfolgreich auf ausländisches Fachpersonal, das schon im jeweiligen Heimatland auf den künftigen Einsatz in Deutschland vorbereitet wird – fachlich, wie auch sprachlich“, berichtete R+S-Vorstandsvorsitzender Markus Röhner, der unter anderem auch den geplanten Ausbau der Unternehmensgruppe in Thüringen ansprach.

Professor Dr. Bernhard Vogel informierte sich bei R+S außerdem über Geschichte und Fachbereiche des Unternehmens und machte sich ein Bild von aktuellen Projekten an verschiedenen Standorten. Er zeigte großes Verständnis für die Sorgen und Nöte des Handwerks und lobte das Engagement von R+S, im Ausland und dabei auch in Nicht-EU-Ländern Fachpersonal zu rekrutieren. „Probleme wird’s immer geben,“ so Professor Dr. Vogel, „es geht darum, wie man damit umgeht, es geht um Lösungen.“ Hier zeige R+S gute Mittel und Wege, die zum Erfolg führen.

Immer mehr Hürden

Ralph Burkhardt wünschte sich im Fachaustausch mehr Unterstützung von Seiten der Politik: „Mittelstand und Handwerk sollen tragende Säulen der Gesellschaft sein, aber ihnen werden immer mehr Hürden aufgelegt“, so die R+S-Konzernleitung. „Gerade in Fulda ist die Arbeitslosenquote extrem niedrig, hier gibt es nahezu Vollbeschäftigung. Eine Rekrutierung von neuen Mitarbeitern, ist entsprechend so gut, wie nicht möglich. Das gilt aber auch für andere Städte in Deutschland, in denen R+S eigene Standorte unterhält. Deshalb müssen wir neue Wege gehen, um qualifiziertes Personal für uns gewinnen zu können. In diesem Zusammenhang wäre etwas mehr politische Hilfe sehr willkommen.“

Professor Dr. Bernhard Vogel räumte ein, dass ihm diese Themen aus seiner Zeit als zweifacher Ministerpräsident aber auch als Kultusminister „wohlbekannt“ seien. Handwerksbetrieben auf Personalsuche schlug er vor, wie R+S auch mal über den eigenen Tellerrand zu schauen und das Ausland miteinzubeziehen. Gerade die Ausdehnung des Engagements auf Nicht-EU-Länder, sei hilfreich. „Neben Serbien, wo R+S bereits aktiv ist, könnten zum Beispiel auch Länder, wie Bulgarien oder Rumänien stärker in den Fokus gerückt werden.“

Dass das Handwerk nach wie vor goldenen Boden habe, stehe außer Frage, so der Gast. „Wir müssen hier einen anderen Blick bekommen und auch ein bisschen die Werbetrommel rühren. Jemand, der Abitur gemacht hat und danach studiert, hat nicht unbedingt mehr vom Leben als eine Fachkraft mit qualifizierter Ausbildung. Auch die Lehre kann eine sehr gute Basis für eine weitreichende Karriere sein.“ +++