Merz hört mit – Es fährt kein Zug nach Waterloo

Gerhard Merz

Gießen/ Fulda. Nachdem wir uns die letzten beiden Male mit Mekka und Canossa beschäftigt haben, bleibt von dem „magischen Dreieck“ – das im Übrigen selbst noch einer intensiveren Ausdeutung harrt – der „magischen Orte“ nur noch Waterloo. Das ist der Ort, von dem dermaleinst berichtet werden wird, Angela Merkel habe dort angesichts des gemeinsamen Ansturms von Horst Seehofer und Victor Orban geseufzt: „Ich wollte es wäre Nacht oder der Gabriel käme.“ Womit der aus den apokryphen Teilen des Evangeliums bekannte Erzengel Sigmar der Rundliche gemeint war, der dann auch prompt erschien, woraufhin beide gemeinsam ein Waterloo erlebten, gegen das das griechische vor Brüssel wie die Schlacht bei den Thermopylen aussah – die es ja auch tatsächlich war: „Wanderer, kommst Du nach Athen, so sage, Du habest uns liegen gesehen, wie die EU-Richtlinie es befahl.“

Doch das führt hier zu weit ab vom Weg nach Waterloo, von dem – so viel schon einmal vorab zur Ausdeutung des magischen Dreiecks – gesagt werden kann, dass er oft als Pilgerfahrt nach Mekka beginnt, aber dann nach allzu vielen Gängen nach Canossa und Umwegen und Irrfahrten auf den Ebenen der Politik regelmäßig eben in Waterloo endet, ein Ort, vom dem es – in scharfem Gegensatz zur gleichnamigen Bahnstation in London – keine Rückfahrtkarten gibt, sondern von dem aus die Züge ins Nirgendwo fahren, jenem magischen Ort wiederum, an dem der Gral der Politik…. aber das führt jetzt wirklich zu weit.

In jedem Fall könnte man die Rückfahrkarte – gäbe es sie denn – nicht mit jener 2, 50 €-Münze zahlen, die das aus der französischen Waterloo-Konkursmasse hervorgegangene Königreich der Belgier anlässlich der 200-Jahr-Feier der Schlacht herausgab und mit der der Euro – wie anders – sein Waterloo erlebte. Die Herausgabe einer 2,- €-Gedenkmünze scheiterte übrigens am diesmal siegreichen Widerstand der Franzosen unter dem – geringfügig größeren (1,70 statt 1,69 m) – Napoleon-Darsteller Francois Holland(Ha!)e. Immerhin war dieses Euro-Waterloo noch in der Nähe des historischen Schauplatzes, wohingegen der US-Dollar –nach Meinung des Fachportals „Goldseites.de“ sein Waterloo in der weit entfernten Ukraine erlebte.

Das Problem mit dem Kauf der Rückfahrkarte bestünde also auch und vor allem darin, dass Waterloo – hier seinen magischen Dreiecksgeschwistern Mekka und Canossa ähnlich – schlechterdings überall ist. Nicht nur, dass der älteste Biergarten in Hannover – bekanntlich waren es 400 hannoveranische Soldaten, die die Schlacht entschieden und nicht etwa der Erzengel Gabriel – diesen Namen trägt und passenderweise auch außerhalb der Biergartensaison zu den Heimspielen von Hannover 96 seine Tore für die Schlachtenbummler (Sic!) öffnet, die im „Waterloo“ die Waterloos ihres Clubs im Alkohol ertränken können: Waterloos, die hätten vermieden werden können, hätten sich die Spieler, vor allem die Verteidiger, von Hannover 96 ein Beispiel an jenem 2. Leichten Bataillon genommen, dessen Viererkette vor La Haye Sainte dem Ansturm trotzte, als wäre es nur der SC Hoffenheim und nicht die napoleonische Garde, die da gegen sieanstürmte. Auch Peter Maffay erlebte übrigens im Niedersachsen-Stadion über sieben Brücken gehend ein Waterloo,– als er 1982 als Vor-Act zu ausgerechnet der Rolling-Stones dort auftrat. Die Fans hätten wahrscheinlich, wenn schon Schlager, dann doch lieber Abba mit „Waterloo“ gehört.

Ein wichtiger Hinweis, den die braven Hannoveraner Schützen 1815 sicher beherzigt hatten, kommt von der Kreisgruppe Ochsenfurt im Landesjagdverband Bayern, die auf ihrer Webseite unter der Rubrik „Schiesswesen“ (Sic!) noch einmal mit gerechtfertigtem Nachdruck darauf hinweist, dass „zum Treffen mit der Flinte natürlich auch das Üben (gehört). Besonderes wer nach längerer Zeit wieder einmal an einer Feld- oder Wasserjagd teilnimmt, wird sein Waterloo erleben.“ Umso bedauerlicher also, dass „am Übungsschießen mit der Flinte leider nur 19 Jäger teil(nahmen).“ Die anderen werden beim nächsten Wettbewerb wahrscheinlich lauter Fahrkarten schießen, ob da auch welche nach Waterloo drunter sein werden, bleibt abzuwarten.

Auch das „Martial Arts Team Hannover“ -offensichtlich hat man in der Leinestadt eine geradezu mythische Beziehung zu Waterloo – wird nicht müde, auf die Notwendigkeit des ständigen Übens hinzuweisen: „Wer jedoch nicht zumindest die Grundlagen, die Schlüsselpositionen, Befreiungen und die wichtigsten Aufgabegriffe des Grappling versteht und beherrscht, wird gegen einen möglicherweise physisch überlegenen Gegner am Boden sein Waterloo erleben“, heißt es völlig zu Recht im Newsletter März 2015. Ob man in den Waterloo-Wasserbetten der gleichnamigen Firma in Mülheim sein persönliches Waterloo erleben kann, ist unbekannt. Immerhin gaben55 % der befragten Nutzer an, jetzt weniger feucht zu liegen als früher, kritisch wurde allerdings angemerkt, das Bettenmachen sei jetzt schwieriger. Nun ja, vor Waterloo kann Einem Schlimmeres zustoßen. Zum Beispiel in eine Kissenschlacht zwischen Angela Merkel und Horst Seehofer zu geraten. Da helfen auch keine Hannoveraner vom 2.Leichten Bataillon mehr. PS: Bei der Wiederaufführung der Schlacht 2015 erlebte Napoleon erneut sein persönliches Waterloo. +++ fuldainfo | gerhard merz

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