Merkel will Lockdown noch einmal verschärfen

Auch weitere Maßnahmen seien im Gespräch

Angela Merkel (CDU)
Angela Merkel (CDU)

Deutschland steht möglicherweise vor einer weiteren massiven Lockdown-Verschärfung. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will in der kommenden Woche, möglicherweise am 20. Januar, in einer vorgezogenen Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) die bestehenden Maßnahmen im ganzen Land vereinheitlichen, berichtet die „Bild“ unter Berufung auf eigene Informationen. Dazu gehören demnach Kontaktbeschränkungen sowie die Schließung von Schulen und Kitas. Auch Ausgangssperren sind im Gespräch, berichtet das Blatt. Grund ist laut Zeitung die Angst vor einer Ausbreitung der B117-Corona-Mutation. Auch weitere Maßnahmen seien im Gespräch, unter anderem die Einstellung des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs. Dies sei aber noch nicht endgültig entschieden, hieß es. Im Verkehrsministerium werde bereits geprüft, welche Konsequenzen für Mobilität und Logistik ein kompletter Shutdown des Landes hätte. Man arbeite daran, trotzdem die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) wollte sich gegenüber der Zeitung dazu nicht äußern.

DIVI: Lockerungen erst bei unter 1.000 Corona-Intensivpatienten

Intensivmediziner fordern, die Lockdown-Maßnahmen so lange zu verlängern, bis die Kliniken spürbar und dauerhaft entlastet sind. Lockerungen sollten erst dann greifen, wenn sich die Patientenzahl auf den Intensivstationen deutlich reduziert habe, sagte Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Die Zahl der intensivmedizinisch versorgten Covid-19-Kranken muss dafür bundesweit stabil klar unter 1.000 Patienten liegen.“ Aktuell liegt die Zahl der Covid-Intensivpatienten in deutschen Kliniken bei rund 5.200 Fällen. Marx mahnte, die hohe Sterblichkeit nicht zu vergessen: „Jeder zweite Covid-19-Patient, der klinisch behandelt wurde, ist verstorben.“ Trotz leicht sinkender Zahlen seien die Kliniken nach wie vor in vielen Regionen an ihrer Belastungsgrenze. „In Ampelfarben gesprochen: In elf von 16 Bundesländern ist die Ampel rot, dort gibt es weniger als 15 Prozent freie Intensivbetten.“ Zwar sehe man jetzt die allerersten Anzeichen, dass der Lockdown wirke. Die hochinfektiöse Virus-Mutation sei aber ein großer Unsicherheitsfaktor. „Sollte sie sich in Deutschland ausbreiten, könnten wir schnell wieder in einen exponentiellen Anstieg der Infektionszahlen rutschen.“

Lauterbach bringt Schließung von Betrieben ins Gespräch

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat sich enttäuscht über die Wirkung des harten Lockdowns geäußert und die Schließung von Betrieben ins Gespräch gebracht. „Der Lockdown ist nicht so erfolgreich, wie er sein muss“, sagte der Mediziner den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Die Wirkung ist bisher noch enttäuschend. Wir sind in einer sehr prekären Situation.“ Würden sich ansteckendere Corona-Varianten stärker in Deutschland verbreiteten, so Lauterbach, „hätten wir ein Riesenproblem“. Die Unternehmen müssten stärker in den Lockdown einbezogen werden, forderte der SPD-Politiker. „Wir sollten das Homeoffice verpflichtend machen – dort, wo es geht.“ Die Unternehmen selbst seien gut beraten, ihren Beitrag zu leisten, um den Lockdown erfolgreich zu Ende zu bringen. „Andernfalls können wir irgendwann gezwungen sein, auch Betriebe zu schließen. Möglicherweise müssten wir sogar an die Industrieproduktion heran“, so der Sozialdemokrat. Das könne niemand wollen. +++