Merkel freut sich auf Audienz bei Papst Franziskus

Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel ist davon überzeugt, dass die Schwerpunktthemen der deutschen G7-Präsidentschaft auch für Papst Franziskus große Bedeutung haben. Am kommenden Samstag hat sie zum zweiten Mal eine Privataudienz bei ihm. Sie freue sich über die Möglichkeit, mit ihm über die G7-Agenda zu sprechen. Der Papst interessiere sich für Themen wie Armutsbekämpfung, Klimaschutz und Gesundheit, sagte Merkel in ihrem neuen Video-Podcast.

Angesprochen auf die Kritik des Papstes an der europäischen Flüchtlingspolitik, sagte die Bundeskanzlerin, in der Tat sei die Situation „sehr unbefriedigend“. Merkel sprach sich dafür aus, auf zwei Wegen vorzugehen: „Wir müssen auf der einen Seiten den Flüchtlingen dort, wo sie ankommen, vernünftige Bedingungen bieten und auch eine Fairness zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union entwickeln; darüber sprechen die Innenminister.“ Gleichzeitig gelte es, in den Herkunftsländern die Fluchtursachen zu bekämpfen. Deshalb sei es wichtig, für politische Stabilität zu arbeiten: „Wir müssen durch Entwicklungshilfe, durch politische Kooperation, auch durch Unterstützung der Afrikanischen Union versuchen, die Fluchtursachen einzudämmen“, erklärte die Bundeskanzlerin. Ob sie die Sorge von Gläubigen verstehe, dass ihre Praxis des Glaubens immer mehr in Frage gestellt werde, fragte die katholische Theologin Sara Han.

Merkel antwortete, es sei unbestritten, „dass wir eine wachsende Säkularisierung haben“. Das führe dazu, dass die, die früher ganz selbstverständlich in der Mehrheit gewesen seien, „heute an manchen Stellen schon in die Minderheit geraten“. Die Bundeskanzlerin sprach sich deshalb für eine gute Allgemeinbildung aus: über die monotheistischen Religionen, vor allem aber über die Wurzeln von Christen- und Judentum, „die ja unsere Kultur in Deutschland und in Europa auch ganz wesentlich geprägt haben.“ Merkel fügte hinzu: „Genauso, wie wir natürlich eine große Toleranz zu dem Islam haben, der noch nicht so lange bei uns zu Hause ist – jedenfalls nicht mit vier Millionen Menschen, die im Grundsatz dem islamischen Glauben verpflichtet sind.“ Die Bundeskanzlerin betonte: „Eins muss klar sein: Alle Religionen können nur gut zusammenleben, wenn sie auf dem Boden des Grundgesetzes arbeiten.“ Sie hätten die Religionsfreiheit als Schutzraum, „aber gleichzeitig natürlich auch die Verpflichtung, die Rechtsordnung der Bundesrepublik zu achten“.

Mit seiner Warnung, der Glaube dürfe nicht allein zu einer „Kulturangelegenheit“ werden, habe Papst Franziskus „sehr Recht“, sagte Merkel. „Es geht hier nicht darum, dass wir irgendeine kulturelle Schilderung geben, sondern Glauben betrifft ja jeden einzelnen Menschen.“ Ihr persönlich als evangelische Christin sei der Glaube „in der Frage der eigenen Lebensführung eine wichtige Sache“, bekannte die Bundeskanzlerin. Gott gebe ihr Orientierung, Halt und auch Zutrauen. +++ fuldainfo