Saisongarten: Meine Kartoffeln, mein Salat

Nutzer bezahlen für ihr Parzellenglück

Meine Kartoffeln, mein Salat, mein Spinat, meine Möhre: tegut ermöglicht mit dem Konzept der Saisongärten seit 2009 Fuldaer BürgerInnen, die keinen eigenen Garten zur Verfügung haben, den Anbau von eigenem Gemüse und vermietet für eine Saison fertig eingesäte Parzellen, die von HobbygärtnerInnen gepflegt und abgeerntet werden. „Das Interesse für unser Konzept ist enorm gewachsen“, sagt Projektleiterin Stefanie Krecek. Vor 10 Jahren haben wir am Fuldaer Standort mit 12 Gartenstücke angefangen, in diesem Jahr haben wir 70 Parzellen vermietet – so viele wie nie. Den Trend zum eigenen Gemüse wächst. Wir bereiten die Parzellen vor, säen und pflanzen ca. 25 verschiedene Gemüsesorten. Anfang Mai haben wir die vermieteten Parzellen an die neuen Gärtner und Gärtnerinnen, trotz Cororna, überreichen können. Die anfängliche Ungeduld und Skepsis einzelner schwappte bald in Begeisterung und Dankbarkeit um.

Vor allem Garten-Neulinge kommen jetzt in der Hochsaison aus dem Schwärmen nicht mehr heraus: Die üppige Ernte, der einzigartige Geschmack des Gemüses und der hohe Erholungswert des Gärtnerns sind Erlebnisse, die sie nicht mehr missen möchten. Als besonders wertvoll wird auch der nette Kontakt unter den Gärtnern empfunden. Diese kümmern sich geduldig und liebevoll um ihr Gemüse und freuen sich an ihrer Ernte. Wie ärgerlich ist es dann manchmal, wenn tatsächlich Unbefugte das Gartengelände betreten und aus einzelnen Parzellen wahllos Gemüse oder Kartoffeln entwenden. So wie jetzt gerade die Tage in mehreren Kartoffelreihen vorgekommen. Das Konzept nennt sich zwar „GemüseSelbstErnte“, sollte jedoch nicht missverstanden werden. Denn die Nutzer bezahlen für ihr Parzellenglück. Dafür bekommen sie ein bereits teilweise mit verschiedenen Gemüsesorten bepflanztes Stück Acker. Sie sind für die Pflege ihres jungen Gemüses selbst zuständig. Die dafür notwendigen Gartengeräte sowie das Gießwasser stellt der Standort zur Verfügung und ist im Preis inbegriffen. Auf ihrer Scholle können die Parzellennutzer dann eine Saison lang ihr frisches Gemüse selbst ernten- daher der Name „SelbstErnte“. (Nicht zu verwechseln mit „EinfachErnten“, noch dazu unbefugt und nichts dafür bezahlt, obwohl das Gelände umzäunt ist und ein Schloss angebracht ist, denn das nennt man dann gemein Diebstahl).

Ist eine Kultur abgeerntet, können die HobbygärtnerInnen ihre Parzellenreihe neu bepflanzen. Etwa drei- vier Stunden pro Woche sollten sie fürs Gärtnern einplanen. Als Lohn für die Arbeit winkt eine reiche Ernte. Die Erntesaison beginnt im Mai mit Radieschen, Spinat und Salaten und endet im November mit Kohl, Möhren und Kürbissen. Im Winter ruht die Fläche. Chemie ist verpönt, Bio ist Pflicht. Je nach Größe kostet ein Stück Land zwischen 95 und 265 Euro pro Saison. Die Pächter verfügen darüber anders als bei Schrebergärten nur für ein Erntejahr. „Diese Flexibilität ist ein Pluspunkt“, findet Krecek. Beliebt seien die Beete vor allem bei Städtern mit Kindern und Studierenden. Die Idee stammt aus Österreich. Die VerbraucherInnen erhalten einen einfacheren Zugang zu ursprünglichen regionalen, saisonalen Produkten, erfahren wie Landwirtschaft funktioniert und erhalten eine neue Wertschätzung zu unseren Lebensmitteln. Und vor allem: Der Gemüseanbau macht Spaß. +++