Mehrheit für Widerspruchslösung bei Organspenden

Wieder zu einer sachlichen Debatte zurückzukehren

Eine Mehrheit der Deutschen ist dafür, dass künftig jeder Bürger so lange als Organspender gilt, bis er dem ausdrücklich widerspricht. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes YouGov im Auftrag des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ befürworteten 47 Prozent der Befragten diese sogenannte Widerspruchslösung bei Organspenden. 38 Prozent sprachen sich dagegen aus, 15 Prozent machten keine Angaben.

Derzeit stehen sich im Bundestag beim Thema Organspende zwei parteiübergreifende Gruppen gegenüber: Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach wollen die Widerspruchslösung durchsetzen, die Gruppe um die Parteivorsitzenden Annalena Baerbock (Grüne) und Katja Kipping (Linkspartei) wollen das Informationsangebot ausbauen. Bundesärztepräsident Frank Ulrich Montgomery hat die Form der politische Auseinandersetzung im Bundestag über die künftigen Regelungen zur Organspende scharf kritisiert. „Ich appelliere an alle Abgeordneten, wieder zu einer sachlichen Debatte zurückzukehren“, sagte Montgomery dem RND. Eigentlich sei es üblich, dass ethische Debatten im Bundestag ruhig und besonnen geführt würden und die Vertreter unterschiedlicher Positionen respektvoll miteinander umgingen.

„Die Debatte um die Organspende wird aber inzwischen von einigen mit harten Bandagen und viel Ideologie geführt. Statt die eigenen Vorschläge gut zu begründen und dafür zu werben, werden die Ideen anderer diffamiert“, beklagte der Ärztepräsident. „Das schadet der Sache. Denn egal, wie die Abstimmung ausgeht: Ein Streit auf diesem Niveau wird sich negativ auf die Spendenbereitschaft auswirken“, sagte der scheidende Präsident der Bundesärztekammer. Montgomery, der 2011 erstmals gewählt worden war, tritt aus Altersgründen beim Ärztetag in der kommenden Woche nicht mehr zur Wahl an. +++