Masterabsolventin der Hochschule Fulda mit dem Stockmeyer-Nachwuchspreis ausgezeichnet

Der Preis würdigt ebenso die Zusammenarbeit der Fachbereiche Oecotrophologie und Lebensmitteltechnologie

Prof. Dr. Dr. habil. Manfred Gareis, Vorsitzender des Kuratoriums der Heinrich-Stockmeyer-Stiftung (l.), und Prof. Dr. Steven Lambeck, Vizepräsident für Forschung und Entwicklung an der Hochschule Fulda, gratulierten der Preisträgerin. Fotos: Helga Keil

Für ihre Masterarbeit über die Bildung von Listerien-Biofilmen in der Fleischindustrie hat Viktoria Werum (28) den diesjährigen Nachwuchspreis der Heinrich-Stockmeyer-Stiftung erhalten. Der Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung, Prof. Dr. Dr. habil. Manfred Gareis, überreichte den mit 2.500 Euro dotierten Preis. Viktoria Werum hat an der Hochschule Fulda im Fachbereich Oecotrophologie den Bachelorstudiengang Oecotrophologie mit dem Schwerpunkt Lebensmittelbewertung und den Masterstudiengang Food Processing im Fachbereich Lebensmitteltechnologie absolviert. Inzwischen forscht sie als Promovendin an der TU München im lebensmikrobiologischen Bereich in einer international anerkannten Arbeitsgruppe.

Preisträgerin Viktoria Werum mit Prof. Dr. Rohtraud Pichner (Fachbereich Oecotrophologie) und Prof. Dr. Stefan Schildbach (Fachbereich Lebensmitteltechnologie), die die Masterarbeit gemeinsam betreuten.

Hoher Praxisbezug ausgezeichnet

In seiner Laudatio würdigte Prof. Gareis den besonderen Anwendungsbezug der Arbeit. Diese beschäftige sich mit einem Erreger, der in vielen fleischverarbeitenden Betrieben zu großen Problemen führen könne, bis hin zur Insolvenz. Der Grund: Lagern sich krankmachende Arten von Listerien auf Wurst- und Fleischprodukten an, dann können sie die Gesundheit gefährden. Im schlimmsten Fall rufen sie die Infektionskrankheit Listeriose hervor, die zum Tod führen kann. Viktoria Werum untersuchte praxisnah zu den Bedingungen in Fleisch verarbeitenden Betrieben, inwieweit ein mikrobiologisches, kommerziell erhältliches Reinigungsmittel gegen Listerien-Biofilme wirksam ist. Biofilme sind Schleimschichten aus verschiedenen Mikroorganismen, die sich zusammenschließen, um sich besser vor Umwelteinflüssen zu schützen. Gerade in der Fleischindustrie zeigen diese Biofilme eine erhöhte Resistenz gegenüber herkömmlichen Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen. „Die größte Herausforderung ist es, zu verhindern, dass sich das Bakterium in schwer zugänglichen Bereichen etabliert, etwa in Abflussrinnen oder Nischen in Geräten“, erläuterte die Wissenschaftlerin.

Reinigen mit Mikroorganismen

Daher werde derzeit nach neuen Konzepten zur Kontrolle von Listerien-Biofilmen gesucht. Reinigungsmittel mit Mikroorganismen würden zunehmend als Alternative zu herkömmlichen chemischen Reinigungsmitteln diskutiert. Doch in der Praxis ist das eine Herausforderung, sagt Viktoria Werum und erläutert: „Listerien kommen mit den Bedingungen in der Fleischwirtschaft sehr gut zu recht. Die Reinigungsmittel müssen daher Bakterien enthalten, die mit den dortigen Umweltbedingungen ebenso gut leben können.“

Interdisziplinäre Zusammenarbeit gefragt

„Die Fragestellungen in diesem Bereich werden immer komplexer. Um Lösungen zu finden, müssen wir in Zukunft unterschiedliche Disziplinen zusammenbringen“, hob Prof. Gareis hervor. Im Falle der ausgezeichneten Arbeit sei das gelungen. Mit dem Preis zeichne die Stiftung daher auch die Zusammenarbeit zwischen den beiden Fachbereichen Oecotrophologie und Lebensmitteltechnologie aus.  Vizepräsident Prof. Dr. Steven Lambeck, der der Preisträgerin die Glückwünsche des Präsidiums übermittelte, unterstrich: „Die Arbeit, die von zwei Fachbereichen getragen wurde, ist ein schönes Beispiel für interdisziplinäre, fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit. Sie weist den Weg für künftige Projekte.“ +++ pm

Über den Nachwuchspreis der Heinrich-Stockmeyer-Stiftung:

Mit ihren Förderprogrammen und Auszeichnungen fördert die gemeinnützige Heinrich-Stockmeyer-Stiftung Arbeiten mit besonderem Praxisbezug und anwendungsorientierte Forschung zur Erzielung von mehr Lebensmittelsicherheit. Sie trägt damit zur Stärkung des Verbrauchervertrauens in die Qualität von Lebensmitteln bei. Prämiert werden insbesondere Bachelor- und Masterarbeiten sowie vergleichbare wissenschaftliche Abschlussarbeiten oder entsprechende Veröffentlichungen, die den genannten hohen Anwendungs- und Praxisbezug vorweisen und nicht älter als zwei Jahre sind. Der Nachwuchspreis wird an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Mitglieder von wissenschaftlichen Institutionen, Fachgesellschaften, Behörden und Wissenschaftsredaktionen vergeben. Das Kuratorium der Stiftung, das den Preisträger auswählt, besteht aus derzeit vier Mitgliedern: Prof. Dr. Dr. habil. Manfred Gareis (Vorsitzender), Prof. Dr. Monika
Pischetsrieder, Prof. Dr. Ulrich Nöhle und Dr. Karl Horst Gehlen.