Gelnhausen. Gerade wird eine saftige Wassermelone aufgeschnitten, daneben locken Weintrauben und Käsewürfelchen auf Holzspießen, verschiedene Salatsorten sind in Schüsseln angerichtet. „Das sieht lecker aus“, kommentiert eine Bewohnerin der Senioren-Dependance Haus Neuberg. Seit kurzem sind in dem Neubau zwischen den Ortsteilen Ravolzhausen und Rüdigheim nicht nur betagte Bürger, sondern auch Menschen mit psychischen Erkrankungen untergebracht. Sozialdezernentin Susanne Simmler besuchte kürzlich die neue Einrichtung und traf zum gemeinsamen Abendessen „eine nette Hausgemeinschaft“.
Obwohl die zwölf Frauen und Männer, die zuvor im Haus Pappelried in Langenselbold gewohnt haben, noch nicht lange in Neuberg sind, haben sie sich schon gut eingelebt. „Die Zimmer sind schön, und wir unternehmen viel“, berichtet eine Bewohnerin. In das Haus Neuberg sind seit der Eröffnung im Juli bereits zwölf Senioren eingezogen. Eine Wohngruppe des 36 Plätze umfassenden Gebäudes, das nach und nach bezogen wird, nutzen vorübergehend die Bewohner des Hauses Pappelried.
Weil die Wohnstätte für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen in die Jahre gekommen ist und zum Teil abgerissen werden muss, wurde für die zwölf Bewohner nach einem vorübergehenden Domizil gesucht. Das Haus Pappelried zählt zu den Wohnangeboten des BWMK (Behinderten-Werk Main-Kinzig e.V.) für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Anstelle des alten Baus werden im Lauf dieses Jahres neue Apartments für die Bewohner entstehen.
„Die Leitung der Alten- und Pflegezentren des Main-Kinzig-Kreises hat uns schnell und unkompliziert eine Lösung angeboten“, erklärt Joachim Schröck, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des BWMK. Auch das Hessische Ministerium für Soziales und Integration sowie die Betreuungs- und Pflegeaufsicht hätten grünes Licht gegeben und dem zeitlich begrenzten gemeinsamen Wohnprojekt in Neuberg zugestimmt.
Mit dem Haus Neuberg ist die erste von vier Einrichtungen des Dependance-Modells im Ronneburger Hügelland in Betrieb gegangen. Das Projekt der kreiseigenen Alten- und Pflegezentren in Kooperation mit den Kommunen Neuberg, Ronneburg, Hammersbach und Limeshain hat es sich zur Aufgabe gemacht, auch den Senioren in einer ländlich geprägten Region eine wohnortnahe Pflege und Betreuung anzubieten. „Da klassische Pflegeheime an diesen Standorten überdimensioniert wären, wurden kleine Objekte mit jeweils 36 Plätzen, aufgeteilt in drei Gruppen, konzipiert“, erläutert Dieter Bien, Geschäftsführer der Alten- und Pflegezentren des Main-Kinzig-Kreises. In Verbindung mit dem Hausgemeinschaftskonzept entstünden auf diese Weise überschaubare, in die Kommunen integrierte und am Lebensalltag der Bewohner orientierte Häuser. Eine wichtige Ergänzung im Gesamtkonzept sei die Schaffung von öffentlichen Begegnungsstätten als Bestandteil der Dependancen.
Teil der Gemeinschaft sein, sich einbringen, andere unterstützen und selbst unterstützt werden – das werde auch im Haus Neuberg gelebt. „Nicht nur die Bewohner fühlen sich wohl, auch das Personal arbeitet gut zusammen“, bestätigen Michael Mandt, Einrichtungsleiter der Senioren-Dependancen, und Heike Ronsiek-Schwebel, Betriebsleiterin des Wohnverbunds Main-Kinzig (BWMK). Zum Abendessen, das gemeinsam zubereitet wird, sind auch Neubergs Bürgermeisterin Iris Schröder und die Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler eingeladen. Beide helfen spontan beim Servieren und freuen sich über einen „tollen Abend in einer netten Haugemeinschaft“.
„Es ist leider noch keine Selbstverständlichkeit, dass Menschen verschiedener Generationen und mit unterschiedlichem Hilfebedarf unter einem Dach zusammenleben. Aber nachdem wir dies im Altenzentrum Rodenbach bereits seit vielen Jahren praktizieren, freut es mich außerordentlich, dass wir hier in Neuberg ein ähnliches Projekt, wenn auch zeitlich befristet, initiiert haben“, erklärte Simmler, die zugleich Aufsichtsratsvorsitzende der Alten- und Pflegezentren des Main-Kinzig-Kreises ist. +++ fuldainfo

Hinterlasse jetzt einen Kommentar