
Der regelmäßige Alkoholkonsum unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen bleibt auf hohem Niveau. Besonders besorgniserregend ist die Zunahme des sogenannten Rauschtrinkens nach einem kurzzeitigen Rückgang während der Corona-Pandemie. Das zeigen aktuelle Zahlen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Für Landrat Thorsten Stolz ist das ein deutlicher Weckruf: „Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, an dem Thema dranzubleiben und die Gefahren zu verdeutlichen.“
Anlässlich der Eröffnung des Netzwerkstreffens zum Präventionsprojekt „Hart am LimiT“ (HaLT) dankte Stolz allen Beteiligten, die sich der Alkoholprävention vor Ort widmen. Über 100 Fachkräfte aus Jugend- und Sozialarbeit, Polizei, Gesundheitswesen sowie weiteren Institutionen kamen zusammen, um Strategien gegen den Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen zu stärken und weiterzuentwickeln.
Ein Schwerpunkt des Treffens war in diesem Jahr der Schutz ungeborener Kinder. In Deutschland werden jährlich rund 10.000 Babys mit gesundheitlichen Schäden geboren, die auf den Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft zurückzuführen sind. Dr. Gisela Bolbecher vom FASD Netzwerk Nordbayern machte in ihrem Vortrag deutlich, dass die sogenannten Fetalen Alkoholspektrumstörungen (FASD) schwerwiegende, lebenslange Folgen haben – und gleichzeitig vollständig vermeidbar sind. „Dazu braucht es eine klare Haltung und konsequente Aufklärung“, betonte sie.
Das HaLT-Projekt, das im Main-Kinzig-Kreis seit 2011 umgesetzt wird, verfolgt einen zweigleisigen Ansatz. Zum einen werden Jugendliche, die durch exzessiven Alkoholkonsum auffallen – meist nach einer Behandlung im Krankenhaus – direkt angesprochen und begleitet. Zum anderen setzt das Projekt auf breit angelegte, kommunal verankerte Prävention: Schulen, Vereine, Eltern und Betriebe werden einbezogen, um Alkoholexzesse bereits im Vorfeld zu verhindern.
Koordiniert wird das Projekt von Dagmar Wieland von der Fachstelle für Suchtprävention beim Diakonischen Werk Hanau-Main-Kinzig und Marcus Arazi vom Jugendamt des Kreises. Beide verzeichnen eine stetig wachsende Beteiligung von Akteuren. Besonders positiv sei, dass es inzwischen auch Workshops zum Thema FASD an Schulen gebe – kostenlos angeboten von der Fachstelle für Suchtprävention.
Doch trotz vieler Erfolge ist klar: Die Arbeit darf nicht nachlassen. „Noch immer landen jedes Jahr hunderte Kinder und Jugendliche wegen Alkoholvergiftungen im Krankenhaus“, so Arazi. Alkoholmissbrauch gehe zudem oft mit erhöhter Risikobereitschaft, Kontrollverlust und Gewalt einher.
Für Landrat Thorsten Stolz steht fest: „Zwar tragen die Eltern die Hauptverantwortung, aber wir als Gesellschaft dürfen nicht wegsehen. Der Main-Kinzig-Kreis wird das HaLT-Projekt weiterhin unterstützen und die Alkoholprävention konsequent fördern.“ +++
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