Männerdominanz in Finanzbranche ungebrochen

Die Branche gerät zunehmend in Erklärungsnot

In der Finanzindustrie gibt es kaum Verbesserungen beim Thema Gleichberechtigung der Geschlechter. Das zeigen neue Zahlen, die von der Personalberatung Willis Towers Watson (WTW) für das „Handelsblatt“ ausgewertet wurden. Demnach hat sich das Verhältnis von Männern und Frauen in verantwortlicher Position in Deutschland seit 2015 kaum verbessert. Im Management kommt auf drei Männer nur eine Frau. Und das, obwohl die Hälfte aller Bankangestellten weiblich ist.

Die Ergebnisse der Untersuchung sind eindeutig: Frauen steigen in der Finanzbranche langsamer auf und verdienen deutlich weniger. Auf derselben Hierarchiestufe erhalten sie fünf bis zehn Prozent weniger Geld als männlichen Kollegen – über alle Stufen hinweg sogar 28 Prozent weniger. Der „Gender Pay Gap“ ist in der Finanzbranche besonders groß. „Frauen sind speziell auf den unteren Hierarchieebenen deutlich überrepräsentiert“, sagte Florian Frank von WTW. Die Banken müssten deutlich mehr tun, um Frauen zu fördern. Die Branche gerät zunehmend in Erklärungsnot. „Noch müssen Frauen, die aufsteigen, Pionierarbeit leisten.

Aber der Veränderungsdruck wächst“, sagte UBS-Europachefin Christl Novakovic. In Großbritannien hat der Gesetzgeber alle größeren Firmen verpflichtet, Daten zu Gehaltsunterschieden zwischen den Geschlechtern offenzulegen. Global drängen Vermögensverwalter auf mehr Gleichberechtigung und Diversität in den Konzernen. Es ist fraglich, wie viel Zeit den Banken für den Kulturwandel bleibt. „Weniger, als wir und speziell die Männer denken“, so Novakovic. +++