Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geht davon aus, dass es im Herbst und Winter weniger Medikamentenengpässe geben wird als im vergangenen Jahr. „Wir werden nicht in die Lage kommen wie letztes Jahr“, sagte der Minister am Donnerstag im ARD-Morgenmagazin. „Die Hersteller arbeiten 24/7. Die Produktion wird deutlich größer sein.“ Der SPD-Politiker räumte allerdings auch ein, dass es noch eine Weile dauern werde, bis das Lieferengpass-Gesetz seine volle Wirkung entfalten kann: Der Hauptmechanismus sei ja, die Produktion zurück nach Deutschland zu bringen und das dauere ein paar Jahre. Dennoch werde man schon dieses Jahr „deutlich besser“ dastehen. „Ich kann nur davon abraten, immer wieder Panik zu schüren“, fügte Lauterbach hinzu. Er kündigte an, am Donnerstag bei einem Termin in Berlin einen Fünf-Punkte-Plan besprechen zu wollen: „Apotheker sind dabei, Kinderärzte, Hausärzte, die Hersteller“, so Lauterbach. „Es wird eine gute Lösung geben“, versprach er.
Union fürchtet Engpässe bei Medikamenten
Nach dem Spitzengespräch zur Versorgungslage mit Kinderarzneimitteln warnt der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Tino Sorge (CDU), vor Engpässen bei Medikamenten. Verantwortlich dafür sei Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), sagte Sorge der „Rheinischen Post“ (Freitagsausgabe). „Der Minister steuert mit einem Schlingerkurs auf einen Herbst zu, der abermals von Lieferproblemen geprägt sein wird.“ Indem Lauterbach Eltern bitte, auf Hamsterkäufe zu verzichten, setze er allein auf das Prinzip Hoffnung. „Es wird wieder nur reagiert und nicht regiert“, sagte der CDU-Politiker. Dabei seien die Probleme bereits seit dem vergangenen Herbst bekannt: „Wir brauchen mehr Produktionsstätten in der EU und in Deutschland, statt uns auf fragile Lieferketten aus Indien und Asien zu verlassen“, so der Unionspolitiker. Außerdem müsse Deutschland bei der Beschaffung von Medikamenten die Koordination mit seinen Nachbarländern verbessern.
Apothekerverband sieht Arzneiversorgung für Kinder in Gefahr
Der Apothekerverband Nordrhein sieht die Arzneiversorgung für Kinder in Gefahr. „Die Arzneimittelversorgung von Kindern und Babys hängt im kommenden Winter am seidenen Faden, einem immer dünner werdenden Faden“, sagte Verbandschef Thomas Preis der „Rheinischen Post“. Immer mehr Medikamente würden „per Sonderzulassung aus dem Ausland in hektischer Weise importiert und zugelassen, ganz ohne Beipackzettel oder mit Beipackzettel, die lediglich per KI übersetzt wurden.“ Der Verbandschef zählte konkret mehrere Arznei-Gruppen auf, die fehlen: „Von Lieferengpässen sind alle Antibiotika-Gruppen betroffen, Säfte für Kinder und Tabletten für Erwachsene. Es fehlen Penicilline, Amoxicilline, Cephalosporine, Gyrasehemmer und viele weitere Breitspektrumantibiotika. Das hat auch immer mehr Auswirkungen auf die Lieferfähigkeit von antibiotischen Augentropfen und Augensalben.“ Gerade weil die Hygienemaßnahmen nicht mehr so ernst genommen würden, rechne man im Winter mit zahlreichen Infektionen, auch Augeninfektionen, warnte Preis. Er forderte von der Bundesregierung mehr Einsatz: „Arzneimittel gehören zur Daseinsvorsorge der Menschen. Der Staat muss dafür Sorge tragen, dass genug Medikamente zur Behandlung zur Verfügung stehen. Abnahmegarantien für Hersteller, wie bei Impfstoffen gegen Corona, könnten dafür ein Modell sein“, sagte Preis. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zeigte sich unterdessen am Donnerstag vor Journalisten in Berlin zuversichtlich gezeigt, dass es im Winter nicht zu größeren Engpässen kommen wird – er warnte in diesem Zusammenhang allerdings vor „Hamsterkäufen“. +++