Landrat a.D. Fritz Kramer im Gespräch

Kramer: Politik ist für mich niemals zur Droge geworden

Landrat a.D. Fritz Kramer

Vor wenigen Tagen führten wir ein Gespräch mit dem Landrat des Landkreises Fulda a.D. Fritz Kramer. 33 Jahre bekleidete er das Amt des Landrates im Landkreis Fulda. Zuvor studierte er an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Jura. „Ich hatte leider niemals eine studentische ‚freie Bude‘, weil das aufgrund der Einkommensverhältnisse meiner Eltern nicht möglich war“, erinnert er sich zurück. „Aber ich habe in einer studentischen Verbindung gearbeitet und ich bin heute noch froh darüber, dass ich das gemacht habe, denn: ich habe dort gelernt, was es heißt, ‚auf einem völlig fremden Boden‘ sozialisiert zu werden. Man versteht, wie Menschen gleicher Denkungsart handeln und entscheiden und kann unglaublich viel daraus erlernen.“

„Nachdem ich der Verbindung ein Jahr angehörte, wurde ich mit 21 Jahren zum ‚Senior‘ in dieser Verbindung berufen; Und diesen ‚Haufen‘ in Griff zu haben, das ist manchmal nicht ganz leicht, aber aus dieser damaligen Zeit habe ich viel für das, was danach kam, mitgenommen. Zum Beispiel, das zum Herrschen oder zum Führen das Zuhören gehört. Ich glaube, das ist ein wesentlicher Fehler der heutigen politischen Generationen, nicht mehr zuhören zu können, sondern lediglich das abzuspulen, was im eigenen Denken das Dominante ist. Zuzuhören bedeutet nicht nur, den anderen zu verstehen, sondern auch miteinander ins Gespräch zu kommen, in einen Dialog miteinander zu treten. Das fehlt mir heute. Ich glaube, ich habe das damals erlernen können.“

Am Ende seiner politischen Ära sei Fritz Kramer zu einer Erkenntnis gelangt, die ihn „unendlich glücklich gestimmt“ habe: „Politik ist für mich niemals zur Droge geworden. Ich kann ohne öffentliche Auftritte leben. Ich brauche sie nicht. Wenn sie mir angeboten werden, nehme ich sie wahr. Aber ich bin nie süchtig gewesen. Das was geblieben ist, ist etwas ganz anderes: Politik elektrisiert mich.“

Auf die bevorstehende Bundestagswahl angesprochen, entgegnete er: „Das ist kein Wahlkampf. Das ist Gesäusel. Das ist das Werfen von Wattebäuschchen. Unter Wahlkampf verstehe ich – und das ist doch eigentlich die Visitenkarte der Demokratie -, dass mehrere Parteien mit unterschiedlichen Programmen und Personen an den Bürger herantreten und sagen: Ihr habt eine Auswahl! Hier gibt es unverwechselbare Verschiedenartigkeiten.“ Was Herr Kramer darüber hinaus sagte, erfahren Sie im Video. +++ ja

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