Landkreistag fordert mehr Lieferungen für Impfzentren

Hausärzte gegen generelle Aufhebung der Impfpriorisierung

Der Deutsche Landkreistag (DLT) hat in der Impfkampagne einen stärkeren Fokus auf die Impfzentren gefordert. „Derzeit operieren die Impfzentren weit unterhalb ihrer möglichen Kapazitäten“, sagte DLT-Präsident Reinhard Sager der „Rheinischen Post“. „Wir benötigen mehr und verlässlichere Impfstofflieferungen, vor allem für Erstimpfungen. Die Impfzentren sollten priorisiert mit Impfstoff beliefert werden.“ Die Impfkampagne befinde sich derzeit in einer kritischen Phase. „Impfzentren mussten bereits tageweise schließen, weil angekündigte Liefermengen um tausende Dosen geringer ausfielen als angekündigt. Und in einigen Ländern kommt seit Wochen kein Biontech-Impfstoff mehr bei den Impfzentren an.“ Teilweise seien nicht genug Dosen für die Priorisierungsgruppe 2 vorhanden und täglich würden sich die Wartelisten weiter füllen. „Das ist leider Woche für Woche zu beobachten und kann so nicht weitergehen. Zumal im Rahmen von Modellprojekten teilweise auch schon Betriebsärzte großer Konzerne mit Impfstoffen beliefert werden. Wenn sich daran nicht grundlegend etwas ändert, können die Impfzentren auch künftig ihre Kapazität nicht voll ausnutzen“, sagte der DLT-Präsident. Die Impfzentren seien weiterhin erforderlich, da dort in kurzer Zeit viele Menschen geimpft werden könnten. „Sie schultern die Grundlast der Impfkampagne“, so Sager.

Hausärzte gegen generelle Aufhebung der Impfpriorisierung

Der Deutsche Hausärzteverband hat sich gegen eine verfrühte Aufhebung der Impfpriorisierung ausgesprochen. So lange eine Knappheit an Impfstoffdosen bestehe, sei die Priorisierung für die Hausärzte eine wichtige Leitlinie, um besonders gefährdete Patienten schnell auszumachen und frühzeitig zu schützen, sagte Verbandschef Ulrich Weigeldt der „Rheinischen Post“. Zugleich sprach er sich aber für ein der Situation angepasstes Vorgehen der Ärzte vor Ort aus. „Ein starres Festhalten, vielleicht sogar noch über Länder mit unterschiedlichem Impffortschritt hinweg, wäre sinnlos, ja sogar hinderlich. Flexibilität und Pragmatismus bringen uns beim Impfen voran – auch jetzt schon“, so Weigeldt. Wenn etwa kurz vor Praxisschluss noch Impfstoff übrig sei, dann sollte dieser unabhängig von der Priorisierung noch verimpft werden. „Aktuell setzen aber schon die unterschiedlichen Empfehlungen je Impfstofftyp in Kombination mit den unsicheren Liefermengen eine gewisse Flexibilität voraus. Zudem steigen sowohl die gelieferten Impfstoffmengen als auch der Anteil der Geimpften, und damit wird im Laufe der Zeit auch die Priorisierung an Bedeutung verlieren und schließlich nach und nach auslaufen.“ Dieser Prozess werde sicherlich ganz von alleine stattfinden und sollte – auch mit Blick auf das Impftempo – nicht „länger als nötig“ herausgezögert werden, sagte Weigeldt weiter.

Stiko dämpft Erwartungen an generelle Impfempfehlung für Kinder

Die Ständige Impfkommission (Stiko) dämpft die Erwartungen an eine schnelle generelle Impfempfehlung für Kinder ab zwölf Jahren. „Wir wollen in jedem Fall die Daten zur Impfung von Kindern genau prüfen, bevor eine generelle Impfempfehlung für Kinder gegeben werden kann“, sagte der Vorsitzende Thomas Mertens der „Welt“. „Das ist das richtige Vorgehen: Erst die Evidenz schaffen und dann empfehlen.“ Am Dienstag hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erneut eine schnelle Impfung von über Zwölfjährigen im Sommer in Aussicht gestellt. Im Moment habe man detaillierte Studiendaten der Impfstudie bei Kindern noch gar nicht, sagte Mertens. „Derzeit diskutierte Argumente wie Urlaub können nicht die primären entscheidungsrelevanten Argumente der Stiko sein.“ Wenn die Zulassung für Kinder von zwölf bis 15 Jahren erteilt sei, „dann sollten tatsächlich Kinder mit schweren Vorerkrankungen zuerst geimpft werden“. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, Bärbel Bas, pochte derweil auf möglichst breitflächige Impfungen auch bei Jugendlichen. „Der Impffortschritt in der Gesamtbevölkerung hilft die Ausbreitungsgeschwindigkeit insgesamt und damit auch bei den noch Ungeimpften zu senken“, sagte sie. Schon heute könne man die Verbreitung bei Kindern reduzieren durch die zunehmende Immunisierung der Erwachsenen. „Wenn wir die Altersgruppe zwölf bis 18 ebenfalls impfen können, gilt das umso mehr.“ Die Datenlage und die Zulassung in den USA stimmten sie zuversichtlich, „dass auch wir zeitnah Jugendlichen in Deutschland eine Impfung anbieten können“. +++