Kreisjobcenter: 73 Integrationen in den regulären Arbeitsmarkt

"Coaching on the job“ gegen Langzeitarbeitslosigkeit

Sie zeichnen im Kreisjobcenter mit großem Erfolg für die Umsetzung des ESF- Programms verantwortlich (von links): Larissa Mihm, Michael Lingner, Jenifer Wolf, Ute Böhm, Petra Ziesing und Markus Vogt. Foto: Marzena Seidel

Fulda. Auch wer lange arbeitslos war und aufgrund von Vermittlungshemmnissen bislang nicht in den regulären Arbeitsmarkt integriert werden konnte, soll die Chance auf ein dauerhaftes sozialversicherungsrechtliches Beschäftigungsverhältnissen erhalten. An die scheinbar hoffnungslosen Fälle wendet sich das ESF-Bundesprogramm zur Eingliederung langzeitarbeitsloser Leistungsbezieher, das im Landkreis Fulda vom Kreisjobcenter mit großem Erfolg umgesetzt wird.

Das Programm zum Abbau von Langzeitarbeitslosigkeit startete Mitte 2015. Bis zum 31. Dezember 2017 konnten darüber Personen integriert werden. Noch bis Ende 2020 wird das Coaching mancher Teilnehmer fortgeführt. Zeit für das Team mit dem Projektverantwortlichen Markus Vogt, der Betriebsakquisiteurin Ute Böhm sowie den Coaches Michael Lingner, Larissa Mihm, Petra Ziesing und bis vor kurzem Jenifer Wolf, Bilanz zu ziehen: Insgesamt wurden 73 Langzeitarbeitslose vermittelt. Darunter befanden sich 32 Personen mit einer vorherigen Arbeitslosigkeit von mindestens fünf, teilweise sogar bis zu zehn Jahren. Es gab rund 700 Firmenkontakte; auch wurden bislang knapp 5.000 Coachingstunden absolviert.

Besonders erfreulich ist für Markus Vogt, dass alle Teilnehmer, die das Programm bis zum Ende durchlaufen haben, über die Projektdauer hinaus von ihrem Betrieb weiterbeschäftigt werden. Als Erfolgsfaktoren nennt er das fachlich kompetente Personal bei die Umsetzung, den hohen Personalschlüssel für Akquise und Coaching, die passgenaue Arbeitsplatz- und Arbeitgebersuche, den langsamen Wiedereinstieg in das Erwerbsleben häufig zunächst über Teilzeit sowie das intensive, regelmäßige Coaching zu Beginn eines jeden Beschäftigungsverhältnisses, wodurch Kündigungen häufig vermieden würden. Gerade dieser Aspekt sollte gegebenenfalls durch eine Gesetzesänderung in die normale Praxis bei den Jobcentern übernommen werden.

Nach Aussage von Michael Lingner gehe es beim Coaching darum, „die Programmteilnehmer an die Hand zu nehmen und ihnen bei der Bewältigung der vielfältigen Problemlagen des Lebens zu helfen“. Diese reichten von finanziellen Schwierigkeiten über gesundheitliche Einschränkungen bis hin zur Organisation des Alltags. Bis die Erkenntnis reife, einen Coach zu benötigen, könne man dabei durchaus auf Skepsis oder Ablehnung stoßen. Ute Böhm ergänzt, dass es sich oft um Menschen handele, die resigniert und jegliche Motivation verloren hätten und erst wieder ein Selbstwertgefühl entwickeln müssten. Dies sei am ehesten gewährleistet, wenn die Betriebe um die Defizite der Teilnehmer wüssten sowie gewillt und in der Lage seien, diese gemeinsam mit den Betroffenen in kleinen Schritten abzuarbeiten.

Um den damit verbundenen Mehraufwand etwas auszugleichen, sieht das ESF-Programm Lohnkostenzuschüsse für Unternehmen vor, die sich mit der Zeitdauer der Beschäftigung verringern. Dies gilt auch für das begleitende „Coaching on the job“, das bei den Intensivfällen zunächst nahezu täglich angeboten und später auf einmal wöchentlich reduziert wird. Weiterhin zählen zu den Förderleistungen einfache arbeitsplatzbezogene Qualifizierungsmaßnahmen und Maßnahmen zur Verbesserung von zentralen Grundkompetenzen sowie Mobilitätshilfen. Darunter fallen Kosten für die Fahrt zur Arbeit sowie in begründeten Fällen Zuschüsse für den Führerscheinerwerb beziehungsweise den Kauf oder die Reparatur eines Fahrzeugs. +++ pm