Höchst. Weil Berufsförderung, Berufsausbildung, Studienmöglichkeiten, Anforderungen der Unternehmen an Kompetenzen der Zukunft und Digitalisierung intensiv in Themenfelder der Bildungs- und Wirtschaftspolitik eines Landkreises hineinragen, hatte sich Winfried Ottmann, der neue Bildungs- und Wirtschaftsdezernent bei seinem ersten Firmenbesuch ein Unternehmen ausgesucht, das den Blick über den Tellerrand hinaus ermöglicht. Die Firma Provadis mit Sitz im Industriepark Höchst hat als anerkannter Fachkräfteentwickler der Industrie auch den Main-Kinzig-Kreis im Fokus.
Der Dienstleister ist nicht nur Hessens größtes Ausbildungsunternehmen und die zweitgrößte duale Hochschule Hessens. Durch die Expertise in 40 Ausbildungsberufen und sechs Studiengängen ist Provadis auch ein gefragter Gesprächspartner von zahlreichen Unternehmen, Verbänden, des Bundesinstituts für Berufsbildung, aber auch der Landes- sowie der Bundesregierung. Provadis bildet aus für Unternehmen im Chemie- und Pharma-Industriepark Höchst und am Pharmastandort in Marburg, ist aber auch ein Bildungsdienstleister für Unternehmen im ganzen Bundesgebiet sowie in den umliegenden Landkreisen.
„Provadis kooperiert im Rahmen der Berufs– und Studienorientierung mit Schulen auch aus dem Main-Kinzig-Kreis“, berichtete Dr. Karsten Rudolf, Prokurist und Bereichsleiter für Bildungs- und Forschungsprojekte. Er regte an, die bereits guten und vielfältigen Berufs- und Studienorientierungsangebote regional zu stärken und dabei, wie eine Studie nahe lege, die Eltern stärker einzubeziehen. Erfreut nahm Winfried Ottmann von Manfred Mahler, stellvertretender Provadis-Bereichsleiter und zugleich ehrenamtlicher Auditor für das unabhängige OloV-Gütesiegel für Berufs- und Studienorientierung in Hessen, zur Kenntnis, dass dieses Siegel für vorbildliche Berufsorientierung mit Förderung der Ausbildungsreife nicht weniger als neun Schulen im Main-Kinzig-Kreis tragen. Dies sind die Bergwinkel Schule in Schlüchtern, die Brentanoschule in Linsengericht, die Johann-Hinrich-Wichern-Schule in Nidderau, die Kopernikusschule in Freigericht, die Martinsschule in Bad Orb und die Philipp-Reis-Schule in Gelnhausen sowie die Elisabeth-Schmitz-Schule, die Tümpelgartenschule und das Schulzentrum Hessen-Homburg in Hanau.
Auch die mit mehreren Partnern durchgeführten Fachkräftesicherungsprojekte von Provadis, vorgestellt vom Projektleiter Georg Dinca, waren Thema des Dialogs. Provadis zieht dabei bereits Einrichtungen im Main-Kinzig-Kreis mit ein. Das Gesundheitscamp wird im September erneut in Gelnhausen aufgeschlagen und bietet jungen Menschen die Möglichkeit, eine Woche hinter die Kulissen von regionalen Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen und Laboren zu schauen. Im kommenden Jahr ist das Projekt, das vom hessischen Sozialministerium und der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit (RD Hessen) gefördert wird, in Hanau vorgesehen.
Beim MINT Girls Camp (MINT= Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik), das in Kooperation mit der Sportjugend durchgeführt und vom hessischen Wirtschaftsministerium sowie der Arbeitsagentur RD Hessen gefördert wird, verbrachten Mädchen im Alter von mindestens 16 Jahren sechs Tage in einem Feriencamp und sammelten praktische Erfahrung in MINT-Berufen, die üblicherweise eine Männerdomäne sind. Hier waren auch Unternehmen aus dem Main-Kinzig-Kreis Partner von Provadis, wobei die Unterbringung im Jugendzentrum Ronneburg erfolgte.
Als Fachkräfte-Entwickler, der jedes Jahr über 1400 junge Menschen unter anderem für die Unternehmen in den Industrieparks Höchst und Marburg ausbildet und über 1100 Studierenden an der Provadis Hochschule die Möglichkeit zum Studium gibt, hatten die Vertreter von Provadis auch umfassende Kenntnisse über die (zukünftigen) Anforderungen von Unternehmen an Kompetenzen junger Auszubildender. Zwangsläufig rücke dabei die Digitalisierung als Kernkompetenz in den Mittelpunkt, erläuterte Dr. Rudolf. Die Erkenntnis des Ausbildungsbetriebs: Schülerinnen und Schüler besitzen eine Basiskompetenz bei mobilen Endgeräten wie etwa Smartphones. Dennoch reiche die nicht, um mit betrieblichen Anforderungen schon während einer Ausbildung Stand zu halten. Hier seien weitere Schulungen, etwa zum PC und zur Standardsoftware, nötig.
IT-Basis – und Anwendungswissen gehören ebenso stärker in den Fokus wie die Medienkompetenz, etwa mit digitalen Werkzeugen umgehen zu können, eigene Recherchen fundiert durchführen, Daten interpretieren und Datenschutz einordnen zu können. Der Arbeitsalltag und schließlich auch die Industrie 4.0-Anwendungen bauen darauf auf. Hier sind die Betriebe selbst, aber bereits auch die Schulen gefordert, ist sich der Bildungsdezernent des Kreises sicher. „Der Kreis, der für die Ausstattung der Schulen verantwortlich ist, wird unter meiner Verantwortung hierfür seinen Beitrag leisten“, sagt Ottmann. Dabei wird der neue Digitalpakt des Bundes und des Landes neue Möglichkeiten eröffnen und der Thematik neue Schubkraft verleihen. Des Weiteren müsse zum Beispiel über die Bildungspartner Main-Kinzig und weitere Akteure das Thema Digitalisierungsgrundkompetenz mit Blick auf die Beschäftigungsfähigkeit der Berufstätigen und der Auszubildenden und die Medienkompetenz als Teil der Bürgerbildung in der Bevölkerung gestärkt werden, erläutert der Bildungsdezernent. +++