Kreativer und begeisterter Austausch über Gott

Hilders-Unterberhards. „Ich befürchte, dass die Diakone sehr religiös sind und es langweilig werden kann“, so fasste ein Schüler der 9. Klasse anonym seine Befürchtungen in Worte. Ein weiterer schrieb: „Ich denke, dass die Diakone nicht mit Jugendlichen umgehen können.“ Sebastian Pilz und Sabrina Niehenke von der Schülerseelsorge im Bistum Fulda hatten soeben die Tage religiöser Orientierung in der Klasse R9a und b der Lichtbergschule vorgestellt und den Besuch von zwölf Diakonen des mitteldeutschen Pastoralkurses angekündigt.

Daraufhin sollten die Schülerinnen und Schüler ihre Erwartungen und Befürchtungen notieren. Nach den Tagen, die am Michaelshof in Unterbernhards stattfanden, lasen sich die schriftlichen Rückmeldungen der Jugendlichen ganz anders: „Das Tape Art und die Gesprächsrunde waren sehr cool“; „Es war interessant ihnen zuzuhören und ihnen Fragen zu stellen. Am besten davon war, als wir drei Schüler mit einem Diakon allein reden konnten“ oder: „Ich hätte nicht gedacht, dass die Diakone so lustig und cool sind. Ich hätte gerne noch mehr mit ihnen gemacht.“ Schüler und Diakone knüpften im Anschluss neue Kontakte via Facebook. Zudem baten einige Jugendliche die Diakone um Autogramme und machten Fotos zur Erinnerung.

Was führte zu diesem Stimmungswandel? Die Schüler erlebten die drei Tage am Michaelshof unter dem großen Thema „erfülltes Leben“. Sie Die Jugendlichen im Alten zwischen 14 und 15 Jahren hatten Zeit, sich mit persönlichen Stärken und Schwächen auseinander zu setzen, ihre Gemeinschaft zu stärken und ihre Zukunft nach der Schule allein oder in Kleingruppen in den Blick zu nehmen. Darin eingebettet stand die Frage nach Gott in aller Offenheit im Raum. Als besondere Gäste zu dieser Frage kamen am Mittwochnachmittag zwölf Diakone an den Michaelshof. Die jungen Männer aus den Erzbistümern Paderborn und Berlin sowie aus den Bistümern Fulda, Erfurt, Magdeburg und Dresden-Meißen absolvieren derzeit im Fuldaer Priesterseminar ihren letzten Ausbildungsabschnitt, bevor sie im kommenden Jahr zu Priestern geweiht werden. Die Diakone teilten sich auf die beiden Klassen R9a und b auf und gestalteten nach einem Kennenlernspiel in Kleingruppen einen Wert, den sie mit Gott verbinden. Dabei setzten Schüler und Diakone ihre Motive mit verschiedenfarbigen und –großen Klebebändern um und lernten so Tape Art als neue Form von Graffiti aus der Streetart-Szene kennen.
Danach präsentierten sich je sechs Jugendliche und zwei Diakone ihre Werke, woran sich intensive Gespräche anschlossen. Die Diakone erzählten beispielsweise, warum sie sich in ihrem Leben ganz für Gott entscheiden haben. Die Schüler sagten, warum sie zur Firmung oder Konfirmation gehen. Die lockere Gesprächsatmosphäre war offen und ehrlich, so dass die Befürchtungen der Langeweile oder des schlechten Umgangs miteinander nicht wahr wurden. Am Abend gestalteten die Diakone für die Schüler beider Klassen einen Meditationsabend, bei dem das neue Jugendkreuz des Bistums im Mittelpunkt stand. In verschiedenen Angeboten, wie etwa einer Kirchenführung durch die Kapelle am Michaelshof oder einer Bildmeditation, kamen die Jugendlichen zur Ruhe oder nutzen die Gelegenheit für ein weiteres Gespräch. Nach einem gemeinsamen Gruppenfoto verabschiedeten sich die Diakone herzlich von den Schülern und fuhren wieder zurück nach Fulda.

Die Jugendlichen meldeten ihre Eindrücke vom Besuch anonym und schriftlich zurück. Dabei verteilten sie ehrlich Lob und Kritik. Diese Rückmeldungen wurden von den Diakonen mit Spannung erwartet und ihnen bei der Reflexion des Praxisteils im Priesterseminar überreicht. Die Diakone dankten für die Begegnungen mit den Jugendlichen. Auch Jugendpfarrer Thomas Renze ist zufrieden. „Die Diakone haben geübt, wie sie einfache Antworten auf komplizierte Fragen geben können und haben das gut gemeistert. Dabei konnten sie Zeugnis vom eigenen Glauben an Gott geben und haben die Schüler beeindruckt und begeistert. Die Jugendlichen wollten sogar Autogramme haben. Das gab es noch nie“, so Renze. Auch Sebastian Pilz als ein Referent der Tage mit den Schülern ist beeindruckt von deren Offenheit. „Trotz aller guten Vorbereitung bleibt es für uns immer spannend, wie sich die Schüler den Gästen öffnen. Aber nach 15 Minuten war das Eis gebrochen. Die ehrlichen Begegnungen zwischen Schülern und Diakonen haben mich beeindruckt und mir gezeigt: Wenn Glauben und Leben einander im persönlichen Gespräch begegnen, ist Kirche auch in der Zukunft für Jugendliche interessant.“ Die nächste Begegnung von Schülern und Diakonen des kommenden Pastoralkurses ist bereits wieder in Planung. +++ fuldainfo

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