Fulda. Der Krankenstand im Landkreis Fulda und im Vogelsbergkreis ist 2013 gestiegen. Die Ausfalltage aufgrund von Erkrankungen nahmen leicht um 0,1 Prozentpunkte zu, während sie in Hessen um 0,2 Prozentpunkte stiegen. Mit 4,5 Prozent hatte die Region einen höheren Krankenstand als der Landesdurchschnitt (4,2 Prozent). Damit waren an jedem Tag des Jahres von 1.000 DAK-versicherten Arbeitnehmern 45 krankgeschrieben. Der höchste Krankenstand in Hessen wurde mit 5,1 Prozent in den Landkreisen Werra-Meißner und Hersfeld-Rotenburg verzeichnet, der niedrigste mit 3,5 Prozent in den Kreisen Hochtaunus und Main-Taunus.
Wie der aktuelle DAK-Gesundheitsreport für den Landkreis Fulda und den Vogelsbergkreis zeigt, veränderte sich im Vergleich zum Vorjahr bei einigen Diagnosen der Krankenstand. Die größte Steigerung mit rund 57 Prozent gab es bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Hier erhöhte sich vor allem die Erkrankungsdauer. Psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angstzustände kamen auf den dritten Platz, wobei es hier entgegen dem Landestrend einen Rückgang um 14 Prozent gab. Trotz eines Rückgangs um acht Prozent verursachten erneut Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen die meisten Ausfalltage.
„Der gestiegene Krankenstand im Landkreis Fulda und im Vogelsbergkreis hat verschiedene Aspekte“, erklärt Christian Beser von der DAK-Gesundheit die Ergebnisse. „Während Kurzzeit-Krankheiten wie Erkältungen für Arbeitgeber in der Regel leichter zu bewältigen sind, bedeuten längere Erkrankungen wie seelische Leiden meist größere Probleme.“ In Hessen sind die Fehltage durch psychische Erkrankungen seit dem Jahr 2000 um 90 Prozent gestiegen. Deshalb unterstütze die Kasse auch Unternehmen beim betrieblichen Gesundheitsmanagement und zeige Wege auf, wie sie die Beanspruchung ihrer Mitarbeiter durch effektive Prävention besser ausgleichen könnten.
Eltern und Kinderlose haben gleiche Stressbelastung im Job
Die DAK-Gesundheit untersucht in ihrem aktuellen Gesundheitsreport speziell die Situation der sogenannten Rushhour-Generation. Die „Rushhour“ bezeichnet die Lebensphase zwischen 25 und 39 Jahren, in der sich vielfältige Anforderungen aus Beruf und Familie ballen. Die Krankenkasse hat dafür den Krankenstand ihrer Mitglieder analysiert und bundesweit 3.000 Männer und Frauen repräsentativ befragt. Ein Fazit: Obwohl viele Männer und Frauen ab 25 Jahren wegen Mehrfachbelastung unter Druck stehen, wirkt sich das kaum bei den Krankschreibungen aus. Sie fallen im Job seltener aus als jüngere Kollegen und sind kürzer krankgeschrieben als die Älteren. Im Vergleich zu den über 40-Jährigen haben sie 40 Prozent weniger Ausfalltage. Weiteres wichtiges Studienergebnis: Erwerbstätige Eltern leiden nicht mehr unter chronischem Stress als Berufstätige ohne Kinder.
Chronische Krankheiten kündigen sich an
„25- bis 39-jährige Arbeitnehmer sind besonders beansprucht“, so Beser. „Die Bewältigung der Rushhour gelingt ihnen meist ohne gesundheitliche Nachteile. Sollen sie aber bis zur Rente produktiv bleiben, müssen Arbeitgeber nachhaltig in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter investieren. Der in dieser Gruppe niedrigere Krankenstand darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich in diesem Alter bereits erste Ansätze für chronische Krankheiten bilden.“ So sind in Hessen in der Rushhour des Lebens bereits vier von zehn Beschäftigten mit Rückenproblemen in Behandlung. Unter den 20 häufigsten Einzeldiagnosen bei Männern gibt es neben den akuten Beschwerden auch bereits langfristige Beeinträchtigungen. Knapp acht Prozent der hessischen Männer sind in Behandlung wegen Bluthochdruck, der häufig in Verbindung mit Stress und Bewegungsmangel steht. Diese Krankheitsbilder sind bei jüngeren Erwerbstätigen beachtenswert, da sie häufig wiederkehren und den Gesundheitszustand langfristig erheblich beeinträchtigen können.
Mütter sehen Karrierenachteil durch Kinder
Vor diesem Hintergrund ist es problematisch, dass erwerbstätige Eltern weniger auf ihre Gesundheit achten. Laut DAK-Studie machen viele Mütter und Väter im Spagat zwischen Job und Kindern Abstriche bei sich selbst. Berufstätige Eltern in Hessen treiben nicht so oft regelmäßigen Sport und schlafen auch weniger als Kinderlose. Weit mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, nicht genug Zeit für sich selbst zu haben. Auffällig ist auch, dass 59 Prozent der Mütter glauben, ohne Kinder in ihrem beruflichen Fortkommen weiter zu sein. Von den Männern meinen dies nur 17 Prozent.
Betriebe haben Nachholbedarf
„In Sachen Familienfreundlichkeit haben viele Arbeitgeber in Hessen noch Nachholbedarf“, betont Christian Beser von der DAK-Gesundheit. Sehr oft lägen Wunsch und Wirklichkeit auseinander. Laut Studie glauben rund sieben von zehn erwerbstätigen Eltern, Gleitzeit würde ihren Alltag erleichtern. Aber nur 41 Prozent können solche Angebote nutzen. Deutliche Defizite gibt es auch bei Betriebskindergärten und –krippen. Ferner wünschen sich 70 Prozent der Mütter und Väter, dass ihre Chefs und Kollegen bei der Terminplanung mehr Rücksicht nehmen. Aber nur ein Drittel der Befragten erlebt dies auch. Beser: „In der Arbeitswelt werden die Bedürfnisse vieler Eltern nicht berücksichtigt. Das erschwert die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.“ +++ fuldainfo
Hinterlasse jetzt einen Kommentar