Konzerte im „Park der Stille“ – Bericht aus dem Kulturausschuss

Haushaltsberatungen „Kultur und Wissenschaft“ im Schul- Sport- und Kulturausschuss

Nach den Beratungen der Anträge der Fraktionen zu den Schulen und im Sportbereich wurde im Ausschuss auch die Anträge zu Kultur für den Haushaltsplan 2022 der Stadt Fulda behandelt. Hier ging es um Museen und Vermittlung von Stadtgeschichte, Kulturpädagogik und Musikvereine. Insgesamt gab es 10 Anträge, die Haushaltsansätze der Stadtkämmerei für diese Bereiche abzuändern bzw. inhaltlich in vorhandenen Haushaltsansätzen unterzubringen. Dabei kamen fünf Anträge von der CDU, zwei CDU, FDP und CWE sowie 3 Anträge von der Fraktion Bündnis90/DIE GRÜNEN

Die CDU Fraktion beantragte, 5000 Euro zusätzlich einzustellen für die Planung von vier markanten, kindgerechten Stationen, an denen Geschichte erlebbar wird. Als Beispiel nannte die Antragstellerin die Ratgar Basilka, die am Ort des Fuldaer Doms stand. Kulturdezernent Oberbürgermeister Wingenfeld fand dies „in dieser Größenordnung machbar, es museumspädagogisch aufzuarbeiten“. Der Antrag wurde mit 7 „Ja“ Stimmen von CDU, AfD-BündnisC und FDP angenommen. SPD/Volt und Bündnis 90/DIE GRÜNEN enthielten sich. CWE und DIE LINKE/DIE PARTEI haben im Ausschuss weder Sitz noch Stimme können aber beratend teilnehmen, haben also Rederecht.

Ein weiterer CDU Antrag (Nr.11) beschäftigte sich mit der Entwicklung einer „Dachmarke Fuldaer Museen“. Gerade für kleinere Museen sei eine gemeinsamen Kommunikationsstrategie wichtig, alles unter einem „Dach“. Dies ist nicht wörtlich gemeint und knüpfe an Konzepte wie dem Frankfurter Museumsufer an. Oberbürgermeister Wingenfeld bestätigte, dass für die Eberhard Walter Räume, die Kinderakademie, das Feuerwehrmuseum es sinnvoll sei, sich gemeinsam mit den anderen größeren Museen aufzustellen. Herr Makowka (SPD) stellte die Frage in den Raum, welchen Nutzen Besucher von einem gemeinsamen Auftritt hätten und frug bspw. nach Rabattierung der Eintrittspreise. Darauf gab es zunächst keine Antwort. Der Antrag, der 115000 Euro für die Entwicklung eines solchen gemeinsamen Auftritts vorschlug erhielt die Stimmen von CDU, FDP, AfD und SPD/Volt, die Ausschussmitglieder DIE GRÜNEN enthielten sich.

Gemeinsam stellten CDU, FDP und CWE – also die Regierungskoalition – im Stadtschloss den Antrag „ein inhaltliches Konzept zur Realisierung einer Begegnungsstätte zum jüdischen Leben in Fulda mit musealem Charakter am Stockhaus“ zu erarbeiten. Dies soll aus den bereits eingestellten Haushaltsmitteln aus dem Bereich „Ausstattung Museum“ erfolgen. Es solle an der Stelle der 1938 von Nazis niedergebrannten Synagoge dazu ein architektonisch ansprechender Bau entstehen. Der Oberbürgermeister äußerte sich, dass es gelungen sei, dass die Stadt Fulda dieses Grundstück erworben habe.

Im Dialog mit den Nachfahren jüdischer Bürger und der Landesgemeinde soll hier „ein lebendiger Ort des Austauschs geschaffen werden“. Gedenken soll nicht als Verlust und klaffende Lücke erlebbar sein, sondern die vielen Jahrhunderte jüdischen Wirkens und Schaffens in Fulda umfassen. Am Stockhaus alleine würde dies nicht möglich sein, es werde auch bei der Neukonzeption des Vonderau Museums eine Rolle spielen über „die dunkle Zeit hinaus“ bis ins 11. Jahrhundert hinein. Die SPD signalisierte ihre Zustimmung und hob auch noch die „Arbeitsgruppe jüdisches Fulda“ hervor, mit der neu ernannten Beauftragten Frau Anja Listmann und „Vertretern von Familien von Tel Aviv bis Chicago“. Der Antrag wurde einstimmig angenommen.

In den letzten Jahren wurden zahlreiche Dokumente und Materialien von Privatleuten, Vertriebenenverbänden, und als Nachlass von Persönlichkeiten dem Fuldaer Stadtarchiv übergeben. Leider konnte das Material oft noch nicht gesichtet und archiviert werden. Hierzu beantragte die CDU Fraktion Haushaltsmittel in Höhe von 22000 Euro einzustellen, damit Personal befristet beschäftigt wird, das die Sichtung übernimmt. Es wurde betont, dies sei keine Pflichtaufgabe der Stadt beträfe, aber deren Erbe. Die Auswahl müsse von geeigneten Personen durchgeführt werden.
Dem Antrag wurde einstimmig zugestimmt.

Die Fraktion „Bündnis90/Die Grünen“ beantragte eine Erhöhung des Kulturbudgets um eine Summe von ca. 50.000 Euro, um damit speziell für Kinder und Jugendliche Programme zu konzipieren und umzusetzen, um sie an das Theater heranzuführen. (Nr. 93) Oberbürgermeister Wingenfeld informierte, dass sich der Leiter der Theater- und Konzertdirektion, Herr Stibor, des Themas bereits angenommen habe. Es gebe auch eine Zusage der Sparkasse das Jugendprogramm zu fördern. Da die finanziellen Mittel also zur Verfügung stehen, sehe er den Antrag eher als Signal, vermehrt das Klientel in den Blick zu nehmen und alternative Spielorte zu prüfen.

Von Seiten der CDU-Fraktion wird der Antrag, bei einer Reduzierung der Summe auf 5.000 Euro, unterstützt. Der abgeänderte Antrag wird bei 10 Ja-Stimmen (CDU, FDP, Die Grünen, SPD/Volt) und Enthaltung der AfD/Bündnis C einstimmig angenommen.

Weiterhin beantragten „Bündnis90/Die Grünen“ (Nr. 119) die Einführung eines Kulturtickets für Kinder und Jugendliche bis einschließlich 18 Jahre. Etwas irritiert warf der Oberbürgermeister die Frage auf, was ein spezielles Kulturticket für Kinder solle, da doch im Vonderau Museum ist bereits ein freier Eintritt bis 18 Jahren sei und auch bei größere Ausstellungen für Erwachsene der Eintritt frei sei. Der Oberbürgermeister schlug eine „Umwandlung des Antrages in einen Prüfantrag vor, um einemögliche Abstimmung mit Kooperationspartnern zu schaffen.“

So ließen es die GRÜNEN dann auch abstimmen (einstimmig). Die Verwaltung soll in einem angemessenen Zeitraum einen Bericht im Ausschuss geben. Die CDU-Fraktion wollte (Nr. 13), 5.000 Euro zur Förderung der Musikvereine durch Schaffung von Auftrittsmöglichkeiten wie Treppenkonzerten, Weihnachtsmarkt oder ähnlichem eingestellt haben. Der Antrag wurde bei 9 Ja-Stimmen (CDU, FDP, Die Grünen, AfD-BündnisC) und 2 Nein-Stimmen (SPD/Volt) mehrheitlich angenommen.

Zuvor kritisierte der SPD Vertreter, dass dies auch für Vereine wie Orchester der Jugend, Akkordeonorchester und ähnliches gelten müsse, die nicht „Musik“ im Namen führen würden. Gemeinsam beantragten CDU-Fraktion, FDP-Fraktion und die CWE, die Mittel für die Förderung sonstiger kultureller Einrichtungen um 5.000 Euro auf 365.850 Euro zu erhöhen. Etwas skuril mutete hierbei an, dass ausgerechnet Konzerte im „Park der Stille“ (ehemaliger Horaser Friedhof, auf dem noch Gräber Bestand haben) als Beispiel und Begründung dienten. Es nahm da aber niemand Anstoß in Redebeiträgen und der Antrag wurde bei 8 Ja-Stimmen (CDU, FDP, Bündnis90/Die Grünen), 2 Nein-Stimmen (SPD/Volt) und 1 Enthaltung (AfD/BündnisC) mehrheitlich angenommen.

Bündnis90/Die Grünen beantragten (Nr. 117) die Erstellung einer interaktiven Karte des jüdischen Fulda, aus der man ersehen könne, welche Familie in welchem Haus lebte und welchem Beruf sie nachging. Angegeben werden sollen auch die Daten von Emigration oder Deportation. Der auch anwesende Leiter des Fuldaer Stadtarchivs Herr Dr. Heiler bestätigte, dass dies mit der bereits existierende online-Datenbank gut zu realisieren sei. Der Antrag wurde einstimmig angenommen.

fuldainfo hat recherchiert und Vorarbeiten hierzu sind bereits auf der Seite www.juden-in-fulda.org zu finden, sowie davon unabhängig eine Karte, die nach dem Vortrag des Stolperstein Verlegers Gunter Demnig im Fuldaer Bonifatiushaus begonnen wurde, und das Viertel um Jüdische Schule, Rabbiner Wohnung, Jüdisches Altenheim bis zur Florengasse zeigt. Dort sind jeweils die bis 1942 gemeldeten jüdischen Personen verzeichnet und ihr Schicksal aufgezeigt, Fortsetzung ist geplant: Zur google maps Karte Opfer des Faschismus in Fulda.

Die Gesamtabstimmung über den Haushaltsentwurf mit den Änderungen im Produktbereich 04 „Kultur und Wissenschaft“ ergab 7 Ja-Stimmen (CDU, FDP, AfD/Bündnis C) und 4 Enthaltungen (Die Grünen, SPD/Volt) +++ gs

Ein „Nassauer“ in Fulda

Tagesordnungspunkt war abschließend noch die Vorstellung des Programms der geplanten Ausstellungen 2022/23 im Vonderau Museum, aber auch im Stadtschloss mit der Darstellung höfischen Lebens im gesamten Fuldaer Stadtschloss zu 250 Jahre Oranienprinz Wilhelm I., der einige Jahre seines Lebens in Fulda verbrachte und das neu geschaffene weltliche Fürstentum Fulda regierte. Weitere Sonderausstellungen sind „Keltenland Hessen „Eisen verändert die Welt“, 200 Jahre Fuldaer Musikhaus Mollenhauer, regionale Wirtschaftsgeschichte, Die Geschichte der Michaelskirche mit 3 D Animationen der Bauphasen, Kallenbach und Feldmann Retrospektive. Vorgesehen sind elf Ausstellungen zu den Themenbereichen Archäologie, Kulturgeschichte, Naturkunde und die Präsentation von Arbeiten regional verbundener Künstlerinnen und Künstler. Das geplante Programm wurde zur Kenntnis genommen und ihm einstimmig zugestimmt. Als Anlage zum Haushalt wurde dem Ausschuss auch eine sehr interessante Übersicht zu den Vereinsförderung sonstiger kultureller Bereiche zur Kenntnis übergeben: https://fulda.ratsinfomanagement.net/sdnetrim/UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZdsFAaXIZoIWt_cktdLYdqAchI-FFFe3yJ7W0aehv44f/Uebersicht_Foerderung_sonstiger_kultureller_Bereiche.pdf

Hier lässt sich genau sehen welcher Verein oder Kulturaktivität wie viel städtische Förderung erhält.