Kondolenzbuch für Helmut Kohl liegt im Kanzleramt aus

SPD-Politiker wollen Straßen und Plätze nach Kohl benennen

Kanzleramt

Berlin. Im Bundeskanzleramt wird am Sonntag ab 12 Uhr ein Kondolenzbuch für den verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl ausgelegt und ist öffentlich zugänglich. Das teilte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Samstagabend mit. Bundeskanzlerin Angela Merkel will sich am Sonntagnachmittag kurz vor 15:30 Uhr eintragen. Das Kondolenzbuch liegt anschließend am Sonntag noch bis 18 Uhr und an den darauf folgenden Werktagen bis einschließlich Freitag jeweils von 9 bis 18 Uhr aus. „Im Bundeskanzleramt entsprechen die Sicherheitsvorkehrungen denen auf Flughäfen“, hieß es in der Mitteilung. Auch Personalausweis oder Reisepass müssen von Besuchern auf Verlangen vorgezeigt werden.

SPD-Politiker wollen Straßen und Plätze nach Kohl benennen

Mehrere sozialdemokratische Politiker haben sich dafür ausgesprochen, Straßen und Plätze nach dem jüngst verstorbenen Altbundeskanzler Helmut Kohl (CDU) zu benennen. „Mit seinen besonderen Verdiensten um Europa und um die Einheit der Deutschen hat Helmut Kohl es verdient, dass in Berlin und anderen Städten auch Straßen und Plätze nach ihm benannt werden“, sagte der frühere SPD-Vorsitzende Rudolf Scharping der „Welt am Sonntag“. Scharping war bei der Bundestagswahl 1994 SPD-Kanzlerkandidat und damit Herausforderer Kohls. Ähnlich äußerte sich der thüringische Wirtschafts- und Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD). „Straßen oder Plätze werden postum nach herausragenden Persönlichkeiten benannt, auch wenn in deren Leben Licht und Schatten eng beieinander liegen“, sagte Tiefensee der Zeitung. Er fügte hinzu: „Ehre, wem Ehre gebührt. Besonders gut wäre es, wenn bei der Benennung nach Helmut Kohl die Straße oder der Platz einen Bezug zu Europa oder zur deutschen Einheit hätte.“

Juncker will europäischen Staatsakt für Helmut Kohl

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker will den am Freitag verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl mit einem europäischen Staatsakt ehren. „Schon zu Lebzeiten wurde Helmut Kohl mit der Ehrenbürgerschaft Europas ausgezeichnet, um seine außerordentlichen Verdienste zu würdigen“, sagte Juncker der „Bild am Sonntag“. Deshalb gebühre Helmut Kohl nun auch ein europäischer Staatsakt, für den er sich persönlich einsetzen werde. Juncker betonte die Verdienste Helmut Kohls für Europa: „Helmut Kohl war ein deutscher Europäer und ein europäischer Deutscher. Er hat die Geschicke und die Geschichte dieses Kontinents geprägt, indem er die Menschen in Ost und West in Einheit zusammengebracht hat. Dies war ihm eine besondere Mission.“ Der Staatsakt soll nach Informationen der „BamS“ in Straßburg stattfinden. Es wäre nach Angaben der Zeitung das erste Mal, dass ein europäischer Staatsakt ausgerichtet wird.

Franz Josef Jung: Kohl war „einer der größten Staatsmänner“

Der ehemalige Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) hat Helmut Kohl neben Konrad Adenauer als einen „der größten Staatsmänner in der deutschen Nachkriegsgeschichte“ bezeichnet. „Ohne ihn wären sowohl die deutsche Wiedervereinigung als auch die europäische Integration nicht zu den Erfolgen geworden, als die sie heute weltweit anerkannt und bewundert werden“, schreibt Jung in einem Gastbeitrag für das „Handelsblatt“. Der verstorbene Altkanzler habe die Zukunft Deutschlands und dessen Rolle am Ende des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts definiert. „Durch sein politisches Erbe wurden die Weichen gestellt für die Entwicklung der CDU zu einer modernen Volkspartei, für ein stabiles, wiedervereinigtes Deutschland und für eine starke Rolle Europas in der Welt“, schreibt Jung weiter. „Hierfür gebührt ihm über alle Parteigrenzen hinweg Anerkennung und Respekt. Wir Christdemokraten können uns glücklich schätzen, dass er uns als Parteivorsitzender durch eine der bewegtesten Perioden der deutschen Geschichte begleitet hat.“

Tony Blair nennt Helmut Kohl einen „Poeten“

Der ehemalige Premierminister Großbritanniens, Tony Blair, hat Helmut Kohl nach seinem Tode als eine „der bemerkenswertesten politischen Führungspersönlichkeiten, die ich je kennen gelernt habe“ gewürdigt und einen „Poeten“ genannt. „Aber seine größte Stärke war leicht zu übersehen: die Fähigkeit zur Vision“, sagte Blair der „Welt am Sonntag“. Sein Charakter sei sehr direkt und bodenständisch gewesen. „Er gab keine blumigen Reden. Überhaupt war seine Art der Kommunikation reserviert. Aber hinter dieser prosaischen Fassade steckte die Politik eines Poeten“, sagte Blair. Kohl habe gewusst, was er wollte: Deutschlands Wiedervereinigung. Europas Fortschritt. „Er erreichte beides durch die bloße Stärke seiner Persönlichkeit und seiner Vorstellungskraft. Er besaß die Voraussicht zu wissen, was dazu notwendig seine würde und die Entschlossenheit es durchzusetzen“, erläuterte der Labour-Politiker. „Dies ist nicht nur ein Tribut an das Erbe eines außergewöhnlichen Mannes. Sondern eine dringend gebrauchte Lektion für alle politischen Führer unserer Zeit.“ Unterdessen wurde bekannt, dass sich Kanzlerin Angela Merkel am Sonntagnachmittag gegen 15:30 Uhr in das im Foyer des Bundeskanzleramtes ausliegende Kondolenzbuch eintragen wird. +++