Kommunen sollen Mitarbeiter verstärkt ins Homeoffice schicken

IW gegen Homeoffice-Pflicht

Homeoffice

Der Deutsche Städtetag hat die Kommunen aufgefordert, städtische Mitarbeiter in der Coronakrise verstärkt ins Homeoffice zu schicken. Die Städte müssten „beim Homeoffice als Vorbild wirken“, um persönliche Begegnungen noch stärker zu verringern, sagte der Präsident des Deutschen Städtetags, Burkhard Jung, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die Stadtverwaltungen müssten zwar für die Bevölkerung auch in der Krise sichtbar vor Ort präsent sein. Gleichzeitig aber müssten die kommunalen Arbeitgeber den eigenen Mitarbeitern mehr Homeoffice-Möglichkeiten eröffnen. Einige Städte hätten hier noch Nachholbedarf, sagte Jung, der auch auch Oberbürgermeister der Stadt Leipzig ist: „Seit dem vergangenen Frühjahr haben viele Städte Homeoffice stark ausgebaut, und in einem Teil der Städte gibt es da noch etwas zu tun.“ Klar sei aber auch: Straßenreinigung, Müllabfuhr oder Kindernotbetreuung in Kindergärten und Schulen könnten nicht im Homeoffice erledigt werden. Zudem gebe es Anliegen, für die ein persönlicher Kontakt zwischen Bürgern und Verwaltung weiterhin notwendig seien.

IW gegen Homeoffice-Pflicht

Vor dem Bund-Länder-Treffen hat Top-Ökonom Michael Hüther vor einer Homeoffice-Pflicht gewarnt. „Dies ist eine Scheindebatte, denn die Unternehmen haben einerseits seit langem die Covid-19-Arbeitsschutzbedingungen zu beachten und andererseits weitreichend das Homeoffice ermöglicht“, sagte der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) aus Köln den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Das Menschen auch jetzt im Büro sind, hängt nicht nur mit Arbeitsprozessen und Aufgaben zusammen, sondern ebenso mit den Bedingungen der Beschäftigten zuhause und dem Wunsch nach geordneten Arbeitsmöglichkeiten“, führte Hüther aus. Zudem gebe es keine empirischen Befunde, die eine solche Pflicht begründen würden. „Notwendig ist ein besonderer Schutz der Alten- und Pflegeheimen, dazu hat die Bundesregierung bislang ein Konzept und Vorkehrungen vermissen lassen“, kritisierte Hüther.

Mittelstand fordert Steuererleichterungen für Homeoffice

Der Mittelstand fordert steuerliche Erleichterungen für die Arbeit im Homeoffice. Das geht aus einem Positionspapier des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW) hervor, über das die Zeitungen der Funke-Mediengruppe berichten. Darin fordert der Unternehmerverband unter anderem eine Anhebung der Steuer-Pauschale sowie eine zweite Corona-Sonderprämie. Für das Jahr 2020 hatte sich die Bundesregierung darauf verständigt, eine Pauschale von fünf Euro für maximal 120 Tage Homeoffice steuerlich absetzbar zu machen. „Das reicht zukünftig nicht aus. Schon jetzt zeichnet sich öffentlicher Druck auf die Arbeitgeber ab, mehr Homeoffice gewähren zu müssen. Dies fällt umso einfacher, je besser die steuerlichen Bedingungen dafür sind“, heißt es in dem Positionspapier. Daher fordert der BVWM für das aktuelle Jahr eine Verdopplung der Pauschale von fünf auf zehn Euro. „Dies ist angemessen, weil angesichts des starken Umfangs der Arbeiten i  m Homeoffice auch in 2021 grundsätzlich zusätzliche Kosten anfallen werden“, heißt es in dem Papier. Für das abgelaufene Jahr plädiert der Unternehmerverband darauf, anstatt der Tagespauschale direkt eine Gesamtpauschale mit dem bisherigen Höchstsatz von 600 Euro zu gewähren, um so bürokratischen Aufwand zu verringern. Zudem fordert der Mittelstand die Möglichkeit auf eine zweite Corona-Sonderprämie. Die bisherige Regelung sieht vor, dass Arbeitgeber einmalig ihren Beschäftigten im Jahr 2020 eine Sonderzahlung von bis zu 1500 Euro steuerfrei gewähren konnten. Diese Regelung müsse bis Juni 2021 verlängert werden, fordert der Mittelstand. „Arbeitgeber sollten ein zweites Mal die Möglichkeit haben, den Arbeitnehmern steuerfeie Corona-Sonderprämien zu gewähren um diese im Homeoffice zu entlasten und die Arbeitszufriedenheit in diesen schwierigen Zeiten zu steigern“, heißt es in dem Positionspapier. Zudem solle es für Arbeitnehmer weiterhin möglich sein, ihre Anfahrtswege pauschal abzurechnen. „Alternativ sollte der Arbeitnehmerpauschbetrag von 1.000 auf 2.000 Euro erhöht werden“, heißt es. Eine Steuererleichterung fordert der Unternehmerverband auch für Beschäftigte, die sich beispielsweise eine private Kinderbetreuung organisieren müssen. Hierfür soll laut BVMW der Sonderausgabenabzug von derzeit 6.000 Euro auf 10.000 Euro erhöht werden. Für Aufwendungen im Homeoffice, die vom Arbeitgeber übernommen werden, sollte nach Vorstellung des Mittelstandverbands eine vollständige Sozialversicherungsfreiheit gelten. Eine Homeoffice-Pflicht lehnt der Mittelstand allerdings ab. „Ein Homeoffice Gebot, wie es die Bundesregierung offenbar plant, wäre ein schwerwiegender Eingriff in die betriebliche und unternehmerische Autonomie“, sagte BVMW-Bundesgeschäftsführer Markus Jerger den Funke-Zeitungen. Mobiles Arbeiten müsse „auf der Grundlage der Freiwilligkeit zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer erfolgen“, sagte Jerger. +++