Kölner Impfarzt kritisiert Stiko-Empfehlung zur Kreuzimpfung

Aufhebung der Maskenpflicht wird in Frage gestellt

Der Leiter des Impfzentrums Köln, Jürgen Zastrow, hat die Ständige Impfkommission (Stiko) wegen ihrer überraschenden Empfehlung zum Kreuzimpfen kritisiert. „Nun sitzen Impfzentren und Praxen auf Tausenden Impfdosen von Astrazeneca, die sie gerne zurückgeben würden oder ansonsten vernichten müssten“, sagte er der „Rheinischen Post“. Die Stiko habe der deutschen Impfkampagne erneut geschadet. „Nichts war vorbereitet, nichts wurde kommuniziert, da wurden Ärzte und Bürger alleine gelassen – schlechter hätte man es nicht machen können. Die Stiko kennt das Leben nicht und vergräbt sich in ihrem Elfenbeinturm.“ Der Impfarzt forderte die Stiko auf, die Einschränkung beim Kinder-Impfen zu überdenken: „Wenn die Schüler im neuen Schuljahr Präsenzunterricht haben und die Studierenden endlich wieder in die Hörsäle kommen sollen, muss die Impfquote gerade bei jungen Menschen hochgehen.“ Die Europäische Arzneimittelagentur EMA habe den Biontech-Impfstoff für alle Kinder ab zwölf zugelassen. „Ich rate Eltern, ihre Kindern damit impfen zu lassen – auch ab zwölf Jahren.“

Lauterbach gegen Wegfall der Maskenpflicht vor Herdenimmunität
Bis zum Erreichen einer Herdenimmunität fordert der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach an der Maskenpflicht festzuhalten. „Ein Risiko ist auf jeden Fall da, wenn man alles öffnet und beispielsweise 30 Prozent der Bevölkerung noch nicht geimpft sind“, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Dann sind die Kliniken wieder sehr schnell voll.“ Es sei ganz klar, dass es irgendwann zur Aufhebung der Maskenpflicht kommen werde. Aber die Frage sei, bei welcher Herdenimmunität das zu verantworten sei. „Die Spielräume hängen davon ab, wie groß der Anteil der Geimpften ist. Schaffen wir es 85 Prozent der Erwachsenen zu impfen, oder schaffen wir das nicht“, sagte Lauterbach und fügte hinzu, „davon wird viel abhängen“. Wenn man die 85 Prozent nicht schaffe, „dann wird die Abschaffung der Maskenpflicht nicht funktionieren“. Hingegen würde er die Quarantänepflicht nach eigenen Worten „heute schon aufgeben“. Wer vollständig geimpft se i, „der sollte nicht in Quarantäne gehen, auch dann nicht, wenn er aus einem Virusvariantengebiet kommt“, so Lauterbach.

Lambrecht lehnt Aufhebung der Maskenpflicht in Innenräumen ab
Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) lehnt eine Aufhebung der Maskenpflicht vorerst ab. Einige Vorsichtsmaßnahmen blieben vorerst „auch für Geimpfte Personen sinnvoll, wie zum Beispiel das Tragen einer Maske in Innenräumen“, sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Nach ihrer Ansicht wäre es „kaum praktikabel, zum Beispiel im öffentlichen Nahverkehr oder im Supermarkt zwischen geimpften und ungeimpften Personen zu unterscheiden“. Außerdem biete eine Impfung „keinen hundertprozentigen Schutz vor einer Weitergabe des Virus, wie sich zuletzt an der Ausbreitung der Delta-Variante in einigen Ländern gezeigt hat“, gab sie zu bedenken. Andere Einschränkungen könnten jedoch für geimpfte Personen aufgehoben werden, „gerade was das Reisen betrifft“, so Lambrecht. Allerdings dürfe man nicht vergessen, dass es für bestimmte Personengruppen wie Kinder, Jugendliche und Schwangere noch keine generelle Empfehlung einer Impfung g ebe. „Es ist daher wichtig, weiterhin vorsichtig und rücksichtsvoll zu sein“, so die SPD-Politikerin. Heute will das Bundesverfassungsgericht über eine Klage von AfD-Abgeordneten gegen den Maskenzwang im Parlament entscheiden. +++