Klöckner strebt europaweite Tierwohl-Kennzeichnung an

Schweine

Berlin. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner sieht die geplante staatliche Tierwohl-Kennzeichnung für Fleisch- und Wurstwaren als Modell für die gesamte EU. „Mein Ziel ist in der Tat, das Tierwohl-Label auszuweiten – hin zu einer europaweiten Kennzeichnung“, sagte die CDU-Politikerin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Aber dies sei „ein langer Prozess“, daher wolle sie auf der nationalen Ebene starten. Klöckner zeigte sich vom Erfolg des Tierwohl-Labels überzeugt. „Die Verbraucher werden es honorieren, dass wir eine staatliche Kennzeichnung mit verbindlichen, verlässlichen Kriterien einführen“, sagte sie. „Tierhalter, die mitmachen bei den höheren Tierwohlstandards, können damit werben – und bekommen außerdem noch Fördermittel.“

Die Ministerin räumte ein, dass es unterschiedliche Vorstellungen über die Ausgestaltung der Kennzeichnung gebe – auch mit Blick auf die Kriterien. „Über die Einzelheiten werden wir uns jetzt unter anderem im Gesetzgebungsverfahren verständigen“, sagte sie. „Ich möchte einen klugen, gangbaren Weg mit allen Beteiligten finden.“ Zugleich verwies Klöckner auf Fortschritte beim Versuch, die millionenfache Tötung männlicher Küken zu beenden. „Ich bin sicher, dass Deutschland beim Ausstieg aus dem Kükentöten Vorreiter wird“, sagte sie. „Es kann nicht sein, dass Küken getötet werden, nur weil sie das falsche Geschlecht haben.“ Zwei vielversprechende Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Ei stünden „kurz vor der Praxisreife“. Eine große deutsche Supermarktkette habe bereits angekündigt, die Technologie in den ersten Brütereien noch in diesem Jahr zum Einsatz zu bringen. Auf ein Enddatum wollte sich Klöckner allerdings nicht festlegen. „Wir als Bundesregierung haben geliefert, jetzt ist die Wirtschaft am Zug“, sagte sie. „Ich habe aber nicht vor, in meiner Amtszeit die Hühnerhaltung in Deutschland zu beenden – um dann Eier zu importieren, die unter niedrigeren Tierschutzstandards hergestellt werden.“ Die Ministerin bekräftigte: „Es sollte nicht unser Ziel sein, unsere Geflügelbetriebe mit ihrer Produktion ins Ausland zu vertreiben. Die unwürdige Praxis ginge dort weiter.“

Zu schärferen Tierschutzkontrollen aufgerufen

Die Bundesländer hat Klöckner aufgefordert, die Einhaltung der Tierschutzvorschriften in landwirtschaftlichen Betrieben strenger zu kontrollieren. „Bei den Kontrollen sind die Bundesländer in der Pflicht“, sagte die CDU-Politikerin den Zeitungen weiter. „Wir müssen genau hinschauen, wie die Tierschutzkontrollen ausgestaltet sind: Gibt es genug Kontrolleure, die streng genug prüfen?“ Wer Tierschutzvorschriften nicht einhalte, müsse bestraft werden, forderte Klöckner. Gleichzeitig verschärfte die Ministerin ihre Kritik an radikalen Tierschützern, die in Ställe einbrechen, um Missstände zu filmen. Unrecht bekämpfe man nicht mit einem anderen Unrecht, Selbstjustiz sei nicht vereinbar mit dem Rechtsstaat, sagte Klöckner. „Selbst ernannte Stallpolizisten sind genauso wenig die Lösung wie Bürgerpolizisten in den Straßen. Das ist Aufgabe des Staates, der genügend Personal für die Kontrollen braucht.“ +++